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16.11.2009 | 20:36 | Tier des Monats 

Baumeister Biber ist in Nordrhein-Westfalen wieder im Kommen

Recklinghausen - Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) hat den Biber zum Tier des Monats November gewählt.

Biber
(c) proplanta
Wenn sich das Laub der Ufergehölze lichtet, geben Flüsse, Seen und Teiche so manches Geheimnis preis. An manchen Gewässern im Rheinland ist dann der zuvor getarnte Biberbau gut zu sehen. Und vielleicht bekommt man in der Dämmerung seine putzigen Bewohner zu Gesicht. Denn jetzt werden sie noch einmal richtig aktiv, um sich Winterspeck anzufressen, Vorräte anzulegen und ihre Baue und Dämme winterfest zu machen.

Die heutigen Biber im Landesteil Nordrhein stammen allesamt von wieder eingebürgerten Verwandten ab. Früher war das Nagetier mit dem platten Schuppenschwanz in Europa weit verbreitet, unter anderem an Rhein, Ems und Weser. Das dichte braune Fell und das schmackhafte Fleisch waren bei unseren Vorfahren sehr beliebt. Ein Sekret des Pelztieres galt als Allheilmittel und wurde sogar mit Gold aufgewogen. Die starke Bejagung führte schließlich zu seiner Ausrottung. 1877 wurden an der Möhne die letzten Biber gesichtet. Da fiel es nicht mehr ins Gewicht, dass auch Biber-Lebensräume, die fruchtbaren Auen, zunehmend vom Menschen beansprucht wurden.

Heute ist der gut einen Meter lange Biber in NRW wieder im Kommen. 1981 wurden im Eifeler Hürtgenwald drei aus Polen importierte Biberpärchen ausgesetzt, die sich an der Rur ausbreiteten. Inzwischen zählt die Population etwa 300 Tiere. Einen weiteren Bestand von Elbe-Bibern mit etwa 30 Exemplaren gibt es seit 2002 im Kreis Wesel. Heute lebt das Nagetier verbreitet wieder im Bereich der Rur und an einigen Flüssen, Bächen und Seen der Kreise Düren, Aachen, Heinsberg, Viersen, Kleve und Wesel, mit „tierisch“ guten Kontakten zu Verwandten in den Niederlanden. Auch an der Lippe sollen Tiere ausgesetzt werden.

Der Nager fasziniert viele Menschen und steigert den Erlebniswert einer Landschaft. Denn er ist ein wahrer Baumeister, der seinen Lebensraum aktiv gestaltet. Da dem “Vegetarier“ die Sommernahrung an Kräutern, Pflanzen oder Feldfrüchten ausgeht, fällt er ab Herbst ufernahe Bäume, um Rinde und Zweige zu fressen und sich ein Depot zu flechten, das wie ein Floß im Wasser liegt. Ebenfalls „in Eigenleistung“ sind Bau und Damm konstruiert. Der angestaute See hält den Wasserspiegel konstant und den Eingang des Baus stets unter Wasser. Die Höhle liegt am Ufer oder im Wasser. Das Bauprogramm des größten Nagetiers Europas ergänzen Fluchtröhren oder Gänge zu Nahrungsquellen, zum Beispiel gewässernahe Äcker.

Wer so die Landschaft umgestaltet, ohne den Menschen zu fragen, hat jedoch nicht nur Freunde: In der Nähe des Biberreviers können vereinzelt Wiesen, Felder und Wege überschwemmt, Dämme, Bahntrassen und Äcker unterhöhlt oder auch Obst- und Ziergehölze von Bibern gefällt werden. Manchmal blockieren umgefallene Bäume auch Verkehrswege. Deshalb erarbeitet zurzeit eine landesweite Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Naturschutz, Jagd, Fischerei, Straßenbau sowie der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft effiziente Lösungen. Ein guter Weg, Konflikte zu vermeiden, besteht darin, 25 Meter breite Uferstreifen aus der Nutzung zu nehmen und an ufernahen Nutzgehölzen Drahtmanschetten anzubringen. (LANUV NRW)
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