Nach dem Ausbruch der Geflügelpest töten Experten 30.000 Hühner im schleswig-holsteinischen Grumby. Das Gelände ist weitläufig abgesperrt. Im Nachbarort wird Geflügel erstmal von der Speisekarte genommen. (c) chris74 - fotolia.com
Wenige Kilometer von ihrer Gastwirtschaft entfernt im kleinen Örtchen Grumby ist am Wochenende die Geflügelpest ausgebrochen - erstmals in der aktuellen Vogelgrippe-Epidemie in einer Massentierhaltung.
Die Seuche ist Gesprächsthema im Gasthof, obwohl der Erreger als ungefährlich für Menschen gilt. «Wir bieten derzeit auf keinen Fall Geflügelgerichte an», sagt die 62-Jährige. Ein solches Angebot auf der Karte fand zuletzt keinen Anklang mehr.
Die Verunsicherung ist groß. Ihre Gäste suchten im Internet nach Informationen über die Geflügelpest und deren Auswirkungen auf die Menschen. Die Wirtin selbst geht zwar davon aus, dass Geflügel anständig durchgegart gefahrlos verzehrt werden kann. In der Familie wird es dieses Jahr dennoch keine Weihnachtsgans geben. Ihre Töchter hätten ihr bereits klargemacht: «Mama nein, wir essen Raclette oder Fondue.»
Wenige Kilometer weiter nördlich in Grumby sperrt ein querstehender Polizeiwagen eine Zufahrtsstraße ab. Ein Schild weist sie als Wanderweg aus. Doch das stimmt im Moment nicht. Spaziergänger dürfen hier derzeit nicht entlang. Denn an der Straße liegt das Gelände des von der Geflügelpest betroffenen Zuchtbetriebs für Bruteier. Hinter einer Feldhecke sind die Dächer der drei Hühnerställe zu sehen.
Mehrere Kipplaster rollen am Morgen auf den betroffenen Hof. Experten in weißen Schutzanzügen gehen den Wanderweg entlang. Alle 30.000 Tiere des Betriebs müssen getötet werden. Mit den Lastwagen werden sie später abtransportiert. Feuerwehrwagen sind zu sehen. Einsatzfahrzeuge des Technischen Hilfswerks ebenso. In Grumby ist der hochansteckende Erreger H5N8 bei toten Hühnern am Samstag festgestellt worden.
Schleswig-Holsteins Agrarminister Robert Habeck erfüllt das mit großer Sorge. Denn es ist unklar, wie der gefährliche Erreger überhaupt dorthin gelangen konnte. Der Grünen-Politiker verschaffte sich am Sonntag selbst ein Bild von der Lage in Grumby. «Die Keulung der Tiere ist eine harte Maßnahme, aber sie ist absolut notwendig», sagt Habeck. Selbst der Minister betritt das Gelände des Betriebs aus Sicherheitsgründen nicht.
Nicht weit entfernt von dem Zuchtbetrieb wohnt Angelika Kramp. «Da ist ein ungutes Gefühl», sagt sie. «Diese Ställe sind ja recht groß.» Geflügel sei ja ohnehin sehr anfällig. Ihr tue das aktuelle Geschehen leid für die Besitzer. «Für die ist das natürlich schrecklich.»
Wirtin Heldt aus dem Nachbarort führt ihren Krog seit 16 Jahren. Sie kennt auch den erst vor wenigen Jahren umgebauten Betrieb etwas. «Damals, wie der Betrieb aufgebaut wurde, haben die ganzen Herren bei mir geschlafen», sagt sie. «Damit kannte man sich auch ein bisschen.»
Auch ihr tun die Geflügelhalter im Land leid. «Das ist wirklich Sünde.» Für die Züchter stände schließlich normalerweise in den kommenden Wochen das beste Geschäft des Jahres an. Sich selbst bezeichnet die Frau als Geflügelfan. Angesichts der aktuellen Vogelgrippe-Epidemie befürchtet sie aber Umsatzeinbußen der Branche in den kommenden Wochen. «Viele kleinere Betriebe werden das nicht überleben.»