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06.10.2016 | 08:02
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Welt-Artenschutzkonferenz mit zufriedenstellender Bilanz

Arten schützen
Es geht um Schuppentiere, Tropenhölzer und Löwen: Fast zwei Wochen lang verhandelten 183 Länder über den Schutz von bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Gezüchteten Löwen hätten Naturschützer mehr gegönnt. (c) proplanta

Die wichtigsten Ergebnisse der Welt-Artenschutzkonferenz 2016



Im südafrikanischen Johannesburg ist die 17. Welt-Artenschutzkonferenz (Cites) zu Ende gegangen. Die großen Sieger des Treffens aus der Tier- und Pflanzenwelt:

Elefanten: Dem internationalen Elfenbeinhandel wurde eine klare Absage erteilt. Er bleibt, wie bereit 1989 von den Cites-Mitgliedsstaaten beschlossen, illegal. Namibia und Simbabwe hatten Anträge zur Lockerung des Verbots eingereicht. Diese wurden abgelehnt. Gleichzeitig scheiterten aber Anträge für einen strengeren Schutz der Elefanten in Südafrika, Botsuana, Namibia und Simbabwe.

Einige Naturschützer kritisierten die fehlende Unterstützung der Europäischen Union. Andere argumentierten, dass die betroffenen afrikanischen Länder bei einer Hochstufung des Elefantenschutzes die Möglichkeit gehabt hätten, ganz aus dem Abkommen für Elefanten auszusteigen - und begrüßten das Ergebnis.

Schuppentiere: Alle acht Schuppentierarten in Asien und Afrika dürfen künftig nicht mehr international gehandelt werden. Das Fleisch der skurrilen Tiere, die wie übergroße Tannenzapfen auf Beinen aussehen, ist als Delikatesse beliebt. Die Schuppen werden in der traditionellen Medizin verwendet. Die auch Pangolin genannten Tiere gelten derzeit als meistgeschmuggelte Säugetiere der Welt. Rund eine Million Tiere wurden Schätzungen zufolge im vergangenen Jahrzehnt trotz der bisher bestehenden Handelsbeschränkung gewildert und gehandelt.

55 Reptilienarten: Psychedelische Geckos (Cnemaspis psychedelica) und Krokodilschwanzechsen  - insgesamt 55 Reptilienarten sollen künftig besser geschützt werden. Viele der Tiere aus Asien, Afrika und Südamerika erlebten in den vergangenen Jahren einen Boom als exotische Haustiere, auch in Europa. «Nie zuvor wurden so viele verschiedene Reptilien, die für den europäischen Heimtierhandel geplündert werden, unter Schutz gestellt», sagte Sandra Altherr von Pro Wildlife Deutschland. Die EU und mehrere Herkunftsländer hatten die Anträge zu Handelsbeschränkungen und teils auch -verboten gestellt.

Nashörner: Das südafrikanische Land Swasiland hatte beantragt, erstmals seit 1977 wieder mit dem Horn von Nashörnern handeln zu dürfen. Dieses Vorhaben ist gescheitert. Das Horn wird in China in der traditionellen Medizin verwendet und als Luxusgut gehandelt. Nach Angaben der Naturschutzorganisation Pro Wildlife werden auf dem Schwarzmarkt Preise von bis zu 60.000 US-Dollar pro Kilogramm erzielt. Wurden 2007 in Südafrika noch 13 Nashörner gewildert, waren es 2015 mehr als 1.200.

Graupapageien: Die sprachbegabten Vögel sind auch in deutschen Wohnzimmern beliebt. Künftig sollen wildgefangene Graupapageien (Psittacus erithacus) nicht mehr international kommerziell gehandelt werden dürfen. Der Entscheidung war eine hitzige Debatte vorausgegangen. Vor allem Südafrika hatte sich gegen ein Verbot gewehrt. Seit 1975 wurden Naturschützern zufolge offiziell mehr als 1,3 Millionen Graupapageien in der Wildnis gefangen und exportiert. Die Dunkelziffer sei jedoch weitaus höher, da viele geschmuggelte Tiere beim Transport sterben und nicht in den Statistiken auftauchen.

Tropenhölzer: Der Handel mit gefährdeten Tropenhölzern wurde unter strengeren Schutz gestellt. Auch Deutschland und die EU hatten sich dafür stark gemacht. Mehr als 300 Palisanderarten (Dalbergia) sollen nur mehr unter strengen Bestimmungen gehandelt werden dürfen. Die Hauptabsatzmärkte sind Naturschutzorganisationen zufolge China, die USA und die EU. Die Entscheidung trage auch zum Schutz anderer Arten in tropischen Wäldern bei.

Berberaffen: Mit großer Mehrheit entschieden sich die Cites-Mitglieder für einen strengeren Schutz von Berberaffen. Rund 200 Jungtiere werden Pro Wildlife zufolge jährlich gefangen. Oftmals landen sie als exotische Haustiere in Europa. Etwa 2.000 Euro zahlen Kunden für ein Tier. Berberaffen sind vielen Menschen vor allem von Gibraltar an der südlichen Spitze Europas bekannt, wo etwa 200 der Affen leben. Zwischen 6.500 und 9.100 Berberaffen gibt es Schätzungen zufolge noch in Marokko und Algerien. Die Cites-Entscheidung stärkt nationale Gesetze und ermöglicht härtere Strafen für Wilderei.

Haie und Rochen: Seit 2003 hatten die Cites-Staaten Handelsbeschränkungen für 13 Hai- und elf Rochenarten festgelegt. Dieses Jahr kamen Fuchshaie, Seidenhaie und Teufelsrochen hinzu.Damit muss der internationale Handel mit den Tieren auf ein nachhaltiges Niveau beschränkt werden. Haie werden kommerziell gefischt, landen aber auch oft als Beifang im Netz. Jedes Jahr werden Naturschützern zufolge rund 100 Millionen Haie gefangen. Auch der langsame Fortpflanzungszyklus trägt zum massiven Rückgang der Populationen bei.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 07.10.2016 16:45 Uhrzustimmen(168) widersprechen(69)
mit solchen sogenannten "artenschutzgesetzen" wird der marktwert/handelspreis einer art ja indirekt provoziert, da kann man doch gleich eine artenbörse eröffnen---die ganze welt wird von pfeffersäcken/krämerseelen regiert--we shall overcome
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