Ein Jahr ist vergangen, seit eine fünf Meter hohe Flutwelle durch Simbach rauschte, fünf Menschen in den Tod riss und viele Häuser zerstörte. Ruinen zeugen von dem Drama und machen Teile Simbachs zu einer Geisterstadt. Eine Geisterstadt, in die das Leben zurückkehrt. (c) proplanta
Experten: Zusammentreffen ungünstiger Faktoren führte zu Hochwasser
Ein «Jahrtausendhochwasser» hat am 1. Juni 2016 die Stadt Simbach am Inn geflutet und fünf Menschen das Leben gekostet.
Die Ursachenforschung ist schwierig. Experten der Universität für Bodenkultur Wien haben das Ereignis rekonstruiert. Dabei simulierten sie auch, wie das
Hochwasser abgelaufen wäre, wenn der Damm oberhalb der Stadt nicht gerissen wäre. Für ihre Erhebungen haben sie nach ihren Angaben 115 Anschlagmarken und Querprofile aufgenommen, 24 Augenzeugen befragt und 850 Fotos sowie 62 Videos gesammelt.
Ergebnis: Die Überflutungsfläche wäre mit und ohne Dammversagen etwa gleich groß gewesen, der Deichbruch habe sie aber vergrößert, sagt Johannes Hübl, Professor für Naturgefahren und Risikomanagement. Im Ortsbereich sei das Wasser durch das Dammversagen im Schnitt um einen halben Meter gestiegen. Letztlich habe ein Zusammenspiel mehrerer ungünstiger Faktoren zur Katastrophe geführt.
Die minutiöse Rekonstruktion zeigt, wie sich am Vormittag des 1. Juni die Situation dramatisch zuspitzte. Am 31. Mai und 1. Juni 2016 regnete es insgesamt 37 Stunden. Die längste Dauer ununterbrochenen Niederschlags mit etwa sieben Stunden gab es am 31. Mai zwischen 7.20 Uhr und 14.25 Uhr. Die Regenzellen zogen zudem in Fließrichtung des Wassers und verschärften so die Lage.
Am 1. Juni ab 11.11 Uhr wurde den Angaben nach das Gelände eines Sägewerkes geflutet und ab 12.30 das dort gelagerte Holz in Richtung Innenstadt geschwemmt. Um 12.37 Uhr begann der Damm zu brechen. Die aus dem Dammbruch resultierenden Wassermassen erreichten um 12.55 Uhr den tiefer gelegenen Ortsteil.
Ungünstige Faktoren wie intensivster flächenhafter Niederschlag, die Zugrichtung der Schauerzelle in Fließrichtung, die Entstehung eines Netzes sogenannter Kleingerinne auf landwirtschaftlichen Flächen hätten zu einem äußerst hohen Abfluss geführt, der schließlich «zu einem Überlastfall für technische Bauwerke» wurde.