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15.07.2021 | 12:07

Mindestens 49 Tote bei Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands

Unwetterschäden
Dauerregen hat im Westen Deutschlands Flüsse und Bäche in reißende Fluten verwandelt. Mehrere Menschen sterben nach den heftigen Unwettern. Dutzende werden vermisst, die Lage bleibt extrem angespannt. Politiker eilen ins Katastrophengebiet. (c) proplanta
Mindestens 30 Tote bei Unwetter in Nordrhein-Westfalen

Autos weggespült wie Kinderspielzeug, Straßen meterhoch voll Schlamm und Geröll, Bundeswehrpanzer, die mit den Aufräumarbeiten beginnen: Hochwasser hat Teile Nordrhein-Westfalens nach starken Regenfällen überschwemmt. Nach ersten Behördenangaben kamen 24 Menschen ums Leben.

Im Kreis Euskirchen im Süden des Landes starben nach Behördenangaben 15 Menschen. In mehreren Orten des Kreises sei die Lage sehr kritisch, hieß es. Teilweise sei der Zugang zu den Orten abgeschnitten. Auch die Kommunikation sei im Kreisgebiet weitgehend ausgefallen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes waren im Süden von NRW bis zu 180 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen.

Viele Flüsse und Bäche in der Eifel, im Bergischen Land, im Rheinland und Sauerland waren am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag über die Ufer getreten und führten am Donnerstag weiterhin Hochwasser. Straßen wurden überschwemmt, Keller liefen voll. Mehr als 15.000 Feuerwehrleute und Katastrophenhelfer absolvierten landesweit über 22.000 Einsätze.

In Köln wurden zwei Menschen von der Feuerwehr tot in ihren mit Wasser vollgelaufenen Kellern entdeckt. Die Leiche einer 72 Jahre alten Frau war am Mittwoch kurz nach 21.30 Uhr, die eines 54-jährigen Mannes kurz vor Mitternacht gefunden worden. In Rheinbach bei Bonn wurden am Donnerstag eine Frau leblos auf einer Straße und zwei weitere Tote entdeckt.

Ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann kollabierte bei einem Unwettereinsatz im sauerländischen Werdohl und starb trotz Reanimationsversuchen. Die Polizei ging von einem internistischen Notfall aus.

Wenige Stunden zuvor war in Altena im Sauerland ein Feuerwehrmann bei der Rettung eines Mannes ertrunken. Der 46-Jährige war nach Angaben der Polizei im Märkischen Kreis nach der erfolgreichen Bergung beim Einsteigen ins Feuerwehrfahrzeug ins Wasser gefallen und abgetrieben. Er wurde tot geborgen.

In Kamen (Kreis Unna) kam ein 77-Jähriger im unter Wasser stehenden Keller seines Hauses ums Leben. In Solingen starb ein 82 Jahre alter Mann nach einem Sturz ebenfalls im überfluteten Hauskeller.

Mehrere Häuser sowie ein Tierheim wurden am frühen Donnerstagmorgen in Solingen-Unterburg aufgrund des Hochwassers evakuiert. In Wuppertal stellte die Justiz die Rechtsprechung ein. Das Justizzentrum liegt auf einer Insel inmitten der Hochwasser führenden Wupper.

NRW-Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) machte sich in Altena und in Hagen ein Bild von der Lage. Eine Reise durch Süddeutschland hatte Laschet abgebrochen und auch seine Teilnahme an der CSU-Klausur im bayerischen Seeon abgesagt. «Das ist eine zu ernste Lage», sagte Laschet in Hagen.

Den Opfern der Starkregen-Katastrophe versprach er Hilfe. Die Höhe der notwendigen Hilfen könne er noch nicht beziffern. Für Freitagmorgen habe er eine Sondersitzung des Landeskabinetts einberufen. «Wir werden die Kommunen und Betroffenen nicht allein lassen», sagte Laschet. Alle parteipolitischen Fragen müssten in einer solchen Situation in NRW zurückstehen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) brach seinen Urlaub ab und kehrte aus dem Norden nach NRW zurück, um sich in den besonders betroffenen Regionen über die Lage zu informieren.

«Ich bin mit meinen Gedanken bei den Toten dieser Katastrophe, die große Teile unseres Landes ereilt hat. Ihren Angehörigen wünsche ich in diesen schweren Stunden viel Kraft», sagte Reul. «Viele Menschen werden weiterhin vermisst. Das bestürzt mich zutiefst.»

Alle verfügbaren Kräfte von Feuerwehr, Katastrophenschutz und Polizei kämpften derzeit Seite an Seite, um den Menschen im Land zu helfen. Die landesweiten Einsatzzahlen hätten sich seit Mittwochmorgen verzehnfacht. «Wir bekommen Hilfe aus anderen Bundesländern, von der Bundeswehr und von der Bundespolizei», so Reul.

Wegen der Gefahr eines Dammbruchs an der Steinbachtalsperre sollten zwei Ortsteile von Rheinbach im Rhein-Sieg-Kreis evakuiert werden. Ein unkontrollierter Überlauf der Wupper-Talsperre bei Radevormwald konnte im letzten Moment verhindert werden.

Der Feuerwehr gelang es, das Wasser gesteuert ablaufen zu lassen, um Druck vom Sperrdeich zu nehmen. Die Anwohner entlang der Wupper waren in der Nacht aufgefordert worden, umgehend den Gefahrenbereich zu verlassen. Es bestehe akute Lebensgefahr.

In Hückeswagen lief die Bevertalsperre über. Mehr als 1.000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Zudem wurden angrenzende Ortschaften und Häuser evakuiert.

In Düsseldorf wurde die Ostpark-Siedlung mit 350 Gebäuden trotz eines Walls aus 25.000 Sandsäcken überflutet. Die kleine Düssel war durch ein historisches Hochwasser um drei Meter angestiegen. Der Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen war massiv beeinträchtigt.

Etwa 600 Menschen aus dem Solinger Stadtteil Unterburg konnten wegen des Hochwassers der Wupper die Nacht nicht in ihren Wohnungen verbringen. Die Einsatzkräfte retteten in Solingen etwa 130 Menschen im Stadtgebiet aus akuter Not vor dem Hochwasser. «Wir haben die Menschen über Drehleitern, Boote, Bojen herausgeholt», sagte ein Feuerwehrsprecher. «Unsere Heimatstadt ist von einer großen Katastrophe heimgesucht worden», sagte Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD).

In Eschweiler bei Aachen musste ein Krankenhaus evakuiert werden. Intensivpatienten wurden per Rettungshubschrauber vom Dach abgeholt und in andere Kliniken gebracht. Im Krankenhaus war - wie im Großteil der Innenstadt von Eschweiler - die Trinkwasser- und Stromversorgung ausgefallen.

Der Fluss Inde spülte sein Hochwasser in den Braunkohletagebau Inden bei Aachen. Dort wurde ein Mitarbeiter vermisst. Der Abbaubetrieb wurde eingestellt.

Die Opposition aus SPD und Grünen im NRW-Landtags forderte schnelle und unbürokratische Hilfe der Landesregierung für die Hochwasser-Opfer. «Der heftige Dauerregen hat viele Menschen in Nordrhein-Westfalen in Not gebracht oder schwer verletzt», erklärte der SPD-Landespartei- und Fraktionschef Thomas Kutschaty am Donnerstag.
dpa
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