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23.06.2023 | 03:03 | Grüne Städte 

Abkühlung mit Pflanzen: Mehr Grün in den Städten gegen Überhitzung

Frankfurt/Main - Mächtige grüne Ranken auf gelber Wand - der Hochbunker im Frankfurter Stadtteil Griesheim ist ein Beispiel für eine begrünte Fassade, auf das die Mainmetropole gerne verweist.

Fassadenbegrünung
Um die Folgen der Klimakrise zu lindern, begrünen immer mehr Städte bisher ungenutzte Flächen. Bepflanzt werden Hochhauswände, Litfaßsäulen und Wartehäuschen. (c) proplanta
Außer, dass die Pflanzen von Zeit zu Zeit geschnitten werden müssen, machten sie keine Mühe, heißt es von den Eigentümern, Architekten aus Heidelberg, die auf den Bunker schicke Penthouse-Wohnungen aufgesetzt haben. Nicht ganz so grün sprießt es dagegen derzeit am neuen Hochhaus «Eden» im Gallusviertel, das als eine der höchsten begrünten Wohnfassaden Europas beworben wird. Grund sind nach Angaben des Immobilienentwicklers zwischenzeitliche Probleme mit der Bewässerung.

Die Begrünung von Fassaden, Dächern und Hinterhöfen als Mittel im Kampf gegen die Klimakrise wird von der Stadt Frankfurt nicht mehr nur gefördert, sie wird auch gefordert: Neu- und Umbauten müssen nach der im Mai in Kraft getretenen Gestaltungssatzung «Freiraum und Klima» nun begrünt werden. Nicht mehr erlaubt sind Schottergärten, deren Neuanlage auch landesgesetzlich verboten worden ist.

Das Mehr an Grün soll verhindern, dass sich die Stadt in Hitzesommern noch mehr aufheizt. Frankfurt hat schon die Fassade eines Müllheizkraftwerks mit Pflanzkästen bestückt. Im Blick hat die Mainmetropole unter anderem auch Bus-Wartehäuschen, Litfaßsäulen sowie Straßenbahngleise als Orte, auf denen es sprießen kann.

Mehr Grün in der Stadt ist auch in Nordhessen Thema. In KASSEL liegt der Entwurf einer vergleichbaren Satzung vor, wie Stadtsprecher Michael Schwab mitteilt: «Ziel der Grünsatzung ist eine angemessene, ausreichende Begrünung und Bepflanzung der Grundstücksfreiflächen sowie der baulichen Anlagen im Stadtgebiet.» Grüne Dächer und Fassaden sollen sich positiv auf das Stadtklima und die Artenvielfalt auswirken. Schon bisher gebe es Festsetzungen zur Fassadenbegrünung und zum Ausschluss von Schottergärten im Rahmen von Bebauungsplänen.

Auch DARMSTADT hat eine Begrünungssatzung in Arbeit, die unter Ausschöpfung der rechtlichen Möglichkeiten Dach- und Fassadenbegrünung von Gebäuden sowie die Begrünung von Freibereichen vorschreiben soll. Bürgerinnen und Bürger können in einem Gründach- und Entsiegelungskataster nachsehen, wo Potenziale auf dem eigenen Grundstück oder Gebäude vorhanden sind, wie ein Stadtsprecher mitteilt.

In der Landeshauptstadt untersucht derzeit eine Arbeitsgruppe Möglichkeiten, auch für WIESBADEN eine entsprechende Satzung zur Gestaltung der Grundstücksflächen sowie Dach- und Fassadenbegrünung zu erarbeiten, wie eine Sprecherin mitteilt. Auch in GIESSEN werden entsprechende Überlegungen diskutiert.

In FULDA ist derzeit keine Satzung geplant, die Stadt verweist aber auf Bebauungspläne mit Vorgaben für die Begrünung. «Das Problem sind aus unserer Sicht nicht fehlende gesetzliche Grundlagen, sondern vielmehr die Durchsetzung beziehungsweise die wirksame Kontrolle und Ahndung», teilt ein Stadtsprecher mit. Um grünere Vorgärten zu erreichen, gebe es Bildungsangebote und Themengärten auf der noch bis Oktober laufenden Landesgartenschau.

Der Naturschutzbund (Nabu) Hessen ruft die Bürgerinnen und Bürger auf, auch abgesehen von politischen Vorgaben aktiv zu werden. Das Grün sorge über mehr Verdunstung für Abkühlung. «Wir haben in den letzten Jahren gesehen, wie heiß es in Hessen werden kann», sagt Nabu-Sprecherin Kathrin Kaltwaßer. Bedenken, dass begrünte Fassaden Ungeziefer anlockten, das in die Wohnung komme, könne sie zerstreuen. Für Spinnen oder Insekten seien die Pflanzen interessant und nicht die Wohnungen. Zur Sicherheit könne man Fliegengitter an den Fenstern anbringen. Intakte Dächer und Fassaden erlitten durch Kletterpflanzen auch keinen Schaden.

Am knapp 100 Meter hohen Frankfurter «Eden»-Tower ist vorgesehen, dass rund 200.000 Pflanzen in langen senkrechten Linien gedeihen, Ziel ist ein frischeres Klima auf den Balkonen der Luxus-Wohnungen und in der Umgebung. Eine vertikale Grünfläche von insgesamt 2.000 Quadratmetern ist geplant. Doch fallen derzeit zahlreiche braune und leere Stellen an den Fassaden auf, wo es eigentlich grün sein sollte.

Die Bewässerung habe eineinhalb Jahre wie vorgesehen funktioniert, bis es ein technisches Problem gegeben habe, sagt ein Sprecher des Immobilienentwicklers Immobel. Inzwischen sei es behoben und die betroffenen Pflanzen würden ausgetauscht.
dpa/lhe
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