Das kündigte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude, am Dienstag bei einem Treffen mit Umweltministerin Anita Tack (Linke) in Frankfurt (Oder) an. Die Oder führe bereits drei Meter mehr Wasserhöhe als um diese Zeit üblich. «Es kommt noch mehr als ein Meter hinzu.»
Noch sei der Anstieg mit etwa einem Zentimeter pro Stunde moderat, sagte Freude weiter. «Es geht am Freitag richtig los.» Der Hochwasserscheitel stelle sich aber voraussichtlich nur für drei Tage ein und werde den Stand von 1997 nicht erreichen. «Wir haben 1997 sechs Wochen Höchstwasserstände gehabt. So lange wird es dieses Mal bestimmt nicht dauern.» Auch die Pegelmarken von 1997 würden nicht erreicht.
In Ratzdorf, Eisenhüttenstadt und Stützkow lag die Alarmstufe am Dienstagvormittag bei 1. Am Nachmittag sollte laut Freude Stufe 2 ausgerufen werden. Am Mittwoch werde mit größter Wahrscheinlichkeit Stufe 3 gelten. Derzeit würden noch verschiedene Deichbaustellen gesichert, etwa in Brieskow-Finkenheerd, berichtete Freude. In Frankfurt (Oder) wurden Ausgabestellen für Sandsäcke eingerichtet, sagte Bürgermeister Martin Wilke (parteilos). Pro Haushalt gebe es 100 Säcke. Außerdem werde an einem Stegsystem gearbeitet, um den Zugang zu den Wohnhäusern zu sichern.
Hintergrundinformation:
Die Oder
Die rund 860 Kilometer lange Oder gehört zu den mächtigsten Flüssen in Mitteleuropa. Das Einzugsgebiet liegt zu 89 Prozent in Polen, zu 6 Prozent in Tschechien und zu 5 Prozent in Deutschland. Der Fluss ist der sechstgrößte Süßwasserzufluss der Ostsee. Er entspringt nahe der tschechischen Stadt Olmütz (Olomouc) im Oder-Gebirge und erreicht nach 120 Kilometern auf tschechischem Gebiet Polen.
Dort fließt die Oder durch Niederschlesien und an Oppeln (Opole) und Breslau (Wroclaw) vorbei. Unterhalb der Mündung der Lausitzer Neiße bildet sie auf einer Länge von 162 Kilometern die deutsch-polnische Grenze. Im Unterlauf ist der Fluss in den Hauptstrom Ost-Oder und die West-Oder geteilt. Unterhalb des Dammschen Sees bei Stettin (Szczecin) fließen die Arme zusammen, dann fließt die Oder in das Stettiner Haff und von dort aus in die Ostsee.
Der Strom gilt als ein wichtiger Wasserweg. Mehr als 700 Kilometer sind schiffbar. Durch Kanäle ist die Oder mit dem oberschlesischen Industriegebiet sowie mit Elbe, Spree und Havel verbunden. Starke Schwankungen des Wasserstands und rund 40 Tage Eissperre im Jahr mindern allerdings die Nutzungsmöglichkeiten.
Der PolderPolder sind ehemals natürliche Überschwemmungsgebiete, die bei
Hochwasser absichtlich geflutet werden. Die an Flüssen angelegten, von Deichen umgebenen Rückhalteräume sollen Wohn- und Industriegebiete Schützen. Droht eine Überschwemmung, dann werden die Poldertore geöffnet und ein Teil des Hochwassers fließt in das Becken, der Wasserstand auf dem Fluss sinkt. Ein Polder - der Begriff stammt aus dem Niederländischen - funktioniert nach dem Prinzip der Badewanne: Es gibt einen Ein- und einen Ablauf. Der Einlauf wird bei großen Fluten geöffnet. Das Wasser bleibt einige Tage oder Wochen im Polder stehen und wird nach Abklingen der Gefahr wieder in den Fluss geleitet. Um die Tier- und Pflanzenwelt daran zu gewöhnen, werden ab und zu «ökologische Flutungen» eingeleitet, auch wenn keine Hochwassergefahr besteht. (dpa)