Zu welchen Verlusten und Schäden Wetterkatastrophen in den letzten 30 Jahren geführt haben, hat die Weltbank aufgelistet - und jetzt bei der UN-Klimakonferenz in Warschau vorgestellt.
«Die Welt hat (in dieser Zeit) mehr als 2,5 Millionen Menschen verloren. Jeder einzelne fehlt einer Familie, jeder einzelne ist wertvoll», sagte Rachel Kyte, Weltbank-Vizepräsidentin für nachhaltige Entwicklung.
Die materiellen Schäden werden mit vier Billionen Dollar beziffert. Immer schneller steigen die wirtschaftlichen Verluste - von jährlich 50 Milliarden Dollar im Jahr 1980 auf knapp 200 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. «Loss and Damage» (Verluste und Schäden) ist auch in Warschau einer der häufigsten Begriffe auf der UN-Klimakonferenz.
Vor allem Entwicklungsländer können die wirtschaftlichen Verluste nicht aus eigener Kraft bewältigen. Der Inselstaat St. Lucia in der Karibik verlor während des Hurrikans «Tomas» im Jahr 2010 umgerechnet 43 Prozent seines Bruttosozialprodukts. Wiederholte Dürren am Horn von Afrika führten nicht nur zu Hunger und Nahrungsmittelknappheit für mehr als 13 Millionen Menschen - allein Kenia verzeichnete materielle Verluste von mehr als zwölf Milliarden Dollar, heißt es in dem Weltbankbericht.
Kyte drängt daher auf Investitionen in Anpassungsmaßnahmen für die betroffenen Länder. «Für jeden Dollar, der jetzt für Klimavorsorge und -anpassung ausgegeben wird, lassen sich zwischen 4 und 36 Dollar bei künftigen Naturkatastrophen sparen», rechnet sie vor. Und auch Menschenleben sind sicherer: So kamen in diesem Jahr während des Zyklons «Phailin» 40 Menschen ums Leben - bei einem ähnlich starken Sturm im Jahr 1999 dagegen starben 10.000 Menschen.
Doch die Lücke zwischen den Kosten für Klimaanpassung und dem Geld, das in den Entwicklungsländern zur Verfügung steht, klafft immer weiter auseinander, warnte das UN-Umweltprogramm UNEP am Dienstag bei der Vorstellung eines Berichts über die Lage in Afrika.
Schon jetzt betragen die Kosten für Anpassungsmaßnahmen auf dem Kontinent zwischen 7 und 15 Milliarden Dollar im Jahr. Nach 2020 drohen sie durch die Folgen der
Erderwärmung dramatisch zu steigen - auf bis zu 200 Milliarden Dollar jährlich.
«Wir verlieren an Boden», warnte Sandeep Chamling Rai, Klimaanpassungsexperte bei der Umweltorganisation
WWF in Warschau. «Diejenigen, die die meiste Verantwortung (für die Erderwärmung) tragen, müssen die Führungsrolle übernehmen, statt sich aufzuführen, als hätten wir noch Jahrzehnte Zeit.» Ein internationaler Mechanismus für Ausgleichszahlungen für Klimaschäden, aber auch für Anpassung an neue Klimabedingungen, müsse schnellstens erarbeitet werden.
«Die reichen Länder müssen klar machen, welche zusätzlichen Gelder sie jetzt auf den Tisch legen und wie sie die 100 Milliarden Dollar zusammenbringen wollen, die sie von 2020 an pro Jahr aufbringen wollen», forderte Winnie Byanyima, Direktorin von Oxfam International. Eine weitere Verzögerung sei eine Katastrophe für die armen Staaten, die die Folgen von Klimaschäden finanzieren müssen. Ohne finanzielle Zusagen drohe ein massiver Vertrauensverlust.
Auch Agnes Banda aus Malawi, die zur Delegation des Panafrikanischen Netzwerks für Klimagerechtigkeit gehört, will nicht auf einen weiteren
Klimagipfel warten, während den Ländern bei der Anpassung an Klimafolgen die Zeit davon läuft: «Wir erwarten hier ganz klare Vereinbarungen zur Klimafinanzierung.» (dpa)