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15.03.2013 | 11:21 | Tierschutz 

Artenschutzkonferenz schließt mit Erfolg für Umweltschützer

Bangkok - Am Ende knistert noch einmal die Spannung bei der Artenschutzkonferenz in Bangkok.

Tintenfische
(c) proplanta
Nach beispiellosen Fortschritten beim Schutz von Tieren und Pflanzen versuchen erst Japan, dann China, das Ruder noch einmal herumzureißen. Sie verlangen neue Abstimmungen über den bereits beschlossenen Schutz von Haiarten. Gambia und andere Staaten sekundieren, Kolumbien und andere Länder protestieren. Dann kommt die Sensation: Der Antrag auf Wiedereröffnung der Debatte scheitert kläglich. Im Saal bricht spontan Applaus aus.

«Es scheint, als habe eine neue Ära des Artenschutz begonnen», sagt die deutsche Delegationsleiterin Elsa Nickel. «Niemand stellt mehr die zwingende Notwendigkeit infrage, die natürliche Vielfalt zu schützen.» Dass mehr als 200 Tier- und Pflanzenarten neu geschützt werden, hat viele Erwartungen übertroffen. Neben Haien geht es auch um Rochen, Schildkröten, Frösche, Seekühe und Tropenholz.

Tierschützer sehen aber noch einen anderen historischen Durchbruch. Die übliche Blockade unter Führung der Asiaten, die seit Jahrzehnten Vorstöße zu Handelsbeschränkungen bei bedrohten Arten verhindert, ist zusammengebrochen. «Viele Staaten haben einfach die Nase voll von diesen Spielchen der Fischereinationen», sagt Volker Homes vom WWF Deutschland. «Bislang hat immer die Ökonomie gesiegt, aber jetzt haben Vernunft und Naturschutz die Oberhand gewonnen.»

Für Fischfangnationen wie Japan geht es bei der Hai-Fischerei um Milliardenbeträge. Da lohnt es sich, alle Register zu ziehen. Noch am Abend vor dem Konferenzfinale machen Gerüchte über eine asiatische Einladung an die Afrikaner die Runde - zu einer rauschenden Nacht in Bangkok. Tagsüber tauschen Delegationen Geschichten über den hochgewachsenen Mann mit einer Aktentasche voller Geldumschläge aus. Bestätigen will das natürlich niemand.

Sollte es diese Form der «Überzeugungsarbeit» geben - in Bangkok ist sie gescheitert. Zwar meinten auch Länder wie Togo plötzlich, das Thema Haie müsse noch mal auf den Tisch. Doch anders als früher bleibt das Lager viel zu klein. Der Antrag kommt nicht durch.

«Die große Hai-Schutz-Befürwortergemeinschaft hat dem Druck von Japan und China standgehalten», urteilt Gerhard Adams, Referatsleiter Artenschutz im Bundesumweltministerium. Kongo, Ecuador, Belize und viele andere geben nach der Geheimabstimmung stolz ihre Nein-Stimme zu Protokoll. «Diese Länder haben ein wachsendes Selbstbewusstsein», sagt Ralf Sonntag, Deutschland-Direktor des International Fund for Animal Welfare (IFAW). «Sie wollen ihre eigene Rolle spielen und auch wahrgenommen werden.»

Für die Tier- und Pflanzenwelt war Bangkok ein durchschlagender Erfolg. Große Fischereiunternehmen könnten die Weltmeere nicht mehr plündern wie bisher, betont Adams. «Gewinner sind die betroffenen Haie, das Ökosystem und die Weltbevölkerung», ergänzt er. «Sie wird künftig Fischprodukte essen können, die aus nachhaltiger Bewirtschaftung stammen.» Auch Sandra Altherr von Pro Wildlife bezeichnet den Hai-Schutz als Meilenstein. «Heute war der bedeutendste Tag für den Ozean in der 40-jährigen Geschichte des Washingtoner Artenschutzabkommens», sagt auch Susan Lieberman von der US-Organisation Pew Charitable Trusts.

«Gewinner sind auch der afrikanische Elefant und das Nashorn, beides Opfer der in Afrika tobenden Wildereikrise», sagt Adams. Im Gegensatz zu früher seien militärisch ausgerüstete international operierende Banden in das organisierte Abschlachten involviert. Als Gegenmittel beschloss die Konferenz eine stärkere Zusammenarbeit der Staaten bei der Bekämpfung von Wilderei-Verbrechen.
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