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26.07.2019 | 07:15 | Historischer Hitzetag 

Das Wetter sorgt für hitzige Diskussionen

Offenbach/Berlin - Quasi im Stundentakt sind am Donnerstagnachmittag die Hitzerekorde geknackt worden - das dürfte nun erstmal ein Ende haben, die politische Debatte dagegen könnte noch anhalten.

Affenhitze
«Heiß, heißer, Deutschland - Ein Tag für die Wettergeschichte» - das twittert der DWD angesichts der Rekord-Temperaturen. Das Wetter bietet diesmal nicht nur Gesprächsstoff - sondern Diskussionsbedarf auch auf politischer Ebene. (c) proplanta
Es bleibt zwar auch am Freitag vielerorts in Deutschland hochsommerlich, voraussichtlich soll es aber nicht mehr ganz so heiß werden, wie der Deutsche Wetterdienst prognostizierte.

Am heißesten war es am Donnerstag in Lingen: Die Stadt im Emsland stellt nun - zumindest nach vorläufigen Angaben - den deutschen Hitzerekord mit 42,6 Grad.

Dass der bisherige Rekord von 40,3 Grad aus dem Jahr 2015 so deutlich übertroffen wurde und gleich an mehreren Orten höhere Werte erfasst wurden, sorgte auch international für Aufsehen. Die Weltorganisation für Meteorologie twitterte die Werte unter Berufung auf den DWD mit den Worten: «Ein Tag, der Wettergeschichte schreiben wird.»

Der DWD selbst schrieb zu den Ergebnissen am Abend: «Heiß, heißer, Deutschland - Ein Tag für die Wettergeschichte». Demnach wurden an 25 Messstationen 40 Grad oder mehr gemessen, an 15 Stationen wurde der Rekordwert aus Kitzingen übertroffen. Die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg twitterte: «Vorläufiger neuer deutscher Hitzerekord... 42,6°C! Über 2° wärmer als der alte Rekord. Der gestern aufgestellt wurde...»

Angesichts der Rekordhitze schreiben die Grünen in einem «Hitzeaktionsplan», die Klimakrise sei eine Gefahr für die menschliche Gesundheit - und fordern Konsequenzen etwa für Arbeitnehmer. Das Recht auf Arbeit von Zuhause wollen die Grünen demnach für alle Beschäftigten, «sofern dem keine betrieblichen Gründe entgegenstehen». Wer im Freien arbeite und deswegen der Hitze besonders ausgesetzt sei, müsse «bei gesundheitsgefährdender Hitze» ein Recht auf Hitzefrei bekommen.

Die Arbeitgeber kritisierten die Forderung - der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, sagte dazu den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft (Freitag), es sei Aufgabe der Betriebe, individuelle Maßnahmen zu treffen. «Immer neue staatliche Einheitsfantasien und Regulierungsregelungen für unsere Unternehmen sind nicht der richtige Weg.»

Der CDU-Wirtschaftsrat bezeichnete die Forderung nach einem Recht auf Hitzefrei als realitätsfern. «Anfallende Arbeit muss erledigt werden, denn nur so kann unsere Wirtschaft funktionieren», schrieb der Wirtschafts-Generalsekretär Wolfgang Steiger in einem Gastbeitrag für die «Rhein-Neckar-Zeitung» (Freitag). Arbeitgeber und Arbeitnehmer fänden seit Jahrzehnten bei Hitze einvernehmliche Lösungen.

Die umweltpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, Bettina Hoffmann, schrieb ebenfalls in der Zeitung: «Weil Hitze die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit senkt, liegt es auch im volkswirtschaftlichen Interesse, Menschen vor Hitze zu schützen.» Eine reduzierte Arbeitszeit sollte aber immer nur das letzte Mittel sein. Zuvor hatten sich bereits der Gewerkschaftsbund DGB und Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer positiv zu den Forderungen der Grünen geäußert.

Das Wetter wird in den kommenden Tagen nicht nur die politische Debatte mitbestimmen, sondern wohl auch sonst Gesprächsthema bleiben: Mancherorts könnte es heftige Gewitter geben. Und am Freitag kann es laut DWD im Westen Deutschlands nochmal knapp 40 Grad heiß werden, ansonsten liegen die Höchstwerte zwischen 32 und 38 Grad. Im Osten Deutschlands dürften die Werte nicht über 35 Grad steigen, im Nordosten und an den Küsten liegen die Höchsttemperaturen bei 29 Grad.

Eine Temperaturfrage blieb allerdings vorerst unbeantwortet: Noch war nicht völlig ausgeschlossen, dass die Messstation in Geilenkirchen, wo am Mittwoch zuerst der Rekord von 2015 geknackt worden war, wieder für eine Überraschung sorgt. Da an der externen Messstation, die nicht zum DWD-Messnetz gehört, eine Übung stattfand, lagen von dort am Donnerstag noch gar keine Werte vor.
dpa
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