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05.05.2009 | 01:55 | Artenvielfalt  

Deutsche finden 130 neue Froscharten auf Madagaskar

Washington/Braunschweig - Im exotischen Naturparadies Madagaskar leben mindestens 130 Froscharten mehr als bislang gedacht.

Froschlaich
(c) proplanta
Vielleicht werden künftig gar 200 neue Arten verzeichnet. Deutsche Biologen um den Braunschweiger Professor Miguel Vences stießen auf diese unerwartet große Artenvielfalt, als sie über 2800 erwachsene Amphibien und deren Kaulquappen an 170 Orten auf der Insel im Indischen Ozean untersuchten - eine bislang beispiellos vollständige Bestandsaufnahme.

Die Analyse berücksichtigt außer dem Aussehen auch den Fundort, die genetische Ausstattung und die Rufe der Frösche. Bis zu der neuen Arbeit, die in den «Proceedings» der US-Akademie der Wissenschaften («PNAS») nachzulesen ist, waren auf Madagaskar 244 Froscharten bekannt. Jetzt sind es mindestens 373, vielleicht 465. «Die derzeitige Zerstörung des Lebensraumes auf Madagaskar könnte viel mehr Arten bedrohen als bisher angenommen», warnen Vences und seine Kollegen aus Darmstadt, München, Madrid und Turin.

Madagaskar trennte sich vor rund etwa 150 Millionen Jahren vom Festland. Seither entwickelte sich auf einer Fläche rund 1,5 Mal so groß wie Deutschland eine einzigartige Flora und Fauna. Viele Arten sind «endemisch», kommen also nur hier vor. Wie andere Umweltschützer und das Forscherteam berichtet etwa die Umweltstiftung WWF, dass von den ursprünglichen tropischen Wäldern der Insel nur noch etwa zehn Prozent übrig sind - und das Abholzen schreitet voran. Etliche der neuen Arten sind nur aus sehr kleinen Waldgebieten bekannt, die bislang nicht unter Schutz stehen. Zugleich gelten 43 Prozent der weltweit bekannten 6450 Amphibienarten gefährdet - Parasiten, Lebensraumzerstörung, Umweltgifte und der Klimawandel gehören zu den Ursachen - auch auf der Insel vor Ostafrika.

«Ein neuer Frosch aus der Gattung Platypelis lebt vermutlich nur in einem 100 mal 100 Meter großen Waldfragment - und ist inzwischen vielleicht schon ausgestorben», sagte Vences. Das schwarz-weiße Tier ist nur etwa 2,5 Zentimeter lang. Aber auch direkt am Touristen- Eingang des Ranomafana-Nationalparks machten die Froschexperten eine neue Art aus der Gattung Boophis aus. Während sich frühere Wissenschaftler auf die mitunter sehr ähnlichen Formen und Farben der Frösche konzentrieren mussten, gibt es inzwischen standardisierte Genanalysen, die über neue Arten viel genauer und zuverlässiger Auskunft geben können.

Von der Mehrzahl der neuen Arten befinden sich nun einzelne Belegexemplare bei Frank Glaw in der Zoologischen Staatssammlung München - in Alkohol. Diese gesammelten Exemplare werden später zum sogenannten «Holotypus», wenn die Arten von den Forschern in den nächsten Monaten einen wissenschaftlichen Namen erhalten und detailliert beschrieben werden.

Vences und seine zahlreichen Mitarbeiter waren zumeist in der Regenzeit zwischen Dezember und Februar unterwegs und lauschten des Nachts auf die Rufe der paarungsbereiten Tiere. Mücken und Landblutegel, 10 Tage ohne zu Duschen, ständig nasse Schuhe und Kleider, lange Autofahrten und 40-Kilometer-Märsche waren einige der Begleitumstände der Expeditionen, bei dem sich nicht nur der Braunschweiger Evolutionsforscher mitunter fragte «Warum mache ich das nur?!». Aufhören wird er indes nicht, die Begeisterung für die Frösche besteht seit der Studienzeit.

Angesichts der politisch unsicheren Lage auf der Insel können sich die Forscher nicht so sehr über die Funde freuen, wie sie es sich wünschen. «Die Fortschritte, die Madagaskar in den vergangenen Jahren beim Umweltschutz gemacht hat, beruhen zum großen Teil auf dem Ökotourismus. Wenn die Besucher ausbleiben, wird die Bevölkerung zu ihrem alten Leben zurückkehren und die Wälder von ihren Rändern her weiter roden.» Während der jüngsten Unruhen seien bewaffnete Holzräuber im Norden der Insel in die Wälder gezogen, um große Teakholz-Bäume zu schlagen. Auch aus Nationalparks wie dem Marojejy- Gebirge werden großflächige und von paramilitärischen Gruppen organisierte Abholzungen gemeldet. (dpa)
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