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09.06.2019 | 13:54 | Treibhausgasemissionen 
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Deutsche wollen für den Klimaschutz Verzicht üben

Berlin - Kurze Flüge, viel Fleisch, Autofahren in der Stadt: Für den Kampf gegen dem Klimawandel zeigt sich eine Mehrheit der Deutschen gewillt, darauf zu verzichten - jedenfalls auf dem Papier.

Erderwärmung
Im Kampf gegen die Erderhitzung ist die Politik unter Druck. Klimaschutz kostet, und Union und SPD wollen Bürgern und Wirtschaft nicht zu viel zumuten. Dabei zeigen sich viele einsichtig. (c) proplanta
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die Deutsche Presse-Agentur sind drei von vier Erwachsenen (74 Prozent) bereit, auf Kurzstreckenflüge zu verzichten. Fast zwei Drittel (63 Prozent) würden «deutlich» weniger Fleisch essen, immerhin noch 56 Prozent auf das Autofahren in Innenstädten verzichten.

Im Flug- und im Straßenverkehr sowie in der Tierhaltung entstehen viele Treibhausgase, vor allem Kohlendioxid (CO2) und Methan. Im Herbst will die Koalition aus Union und SPD Grundsatzentscheidungen treffen, die Deutschland beim Klimaschutz wieder auf Kurs bringen sollen - diese könnten den CO2-Ausstoß teurer machen, etwa als Aufschlag auf Benzin- und Heizölkosten.

Einen CO2-Preis hält der Chef der Wirtschaftsweisen für die kostengünstigste Methode beim Klimaschutz. «Die Chance, dieses Preissignal nun in die Tat umzusetzen, war noch nie so groß wie jetzt», sagte Christoph Schmidt, Wirtschaftsprofessor an der Universität Bochum, der Deutschen Presse-Agentur. Schmidt ist von der Bundesregierung beauftragt, eine Studie dazu auszuarbeiten. Mit Blick auf die einzelnen Bürger sagte er aber auch: «Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif.»

Beim Geld hört allerdings für viele der Spaß auf. Immerhin die Hälfte der Deutschen findet es der Umfrage zufolge noch akzeptabel, wenn Tickets für Flugreisen deutlich mehr kosten. Bei den Spritpreisen sieht das aber nur gut jeder Vierte (27 Prozent) so.

Deutlich höhere Preise für Fleisch findet gut jeder Zweite (52 Prozent) in Ordnung, wenn es denn den Klimawandel eindämmt und einer nachhaltigen Agrarpolitik dient. Besonders wenig Toleranz zeigen die Bürger bei Strompreisen: Deutlich mehr Geld für Ökostrom würden der Umfrage zufolge nur 20 Prozent bereitwillig zahlen.

Die Befürworter so eines CO2-Preises wollen, dass das Geld den Bürgern wieder zugute kommt, etwa als Rückzahlung pro Kopf oder über Entlastungen an anderer Stelle. «Es wäre unehrlich zu sagen, dass von den Maßnahmen zum Klimaschutz niemand etwas spüren wird», sagte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer der «Bild am Sonntag».

Ganz ohne Umstellung des Lebensstils werde es nicht gehen. Die Belastungen müssten aber «sozial ausgewogen» sein, zudem sollten die Maßnahmen wirtschaftlich sinnvoll und «anreizend» sein.

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus sagte der dpa: «Unser Anspruch ist es, den Klimawandel zu bekämpfen, ohne dass es jetzt soziale Härten gibt. Ohne dass Industriearbeitsplätze verloren gehen und ohne dass die Mobilität im ländlichen Raum unzumutbar eingeschränkt wird.»

SPD-Politiker äußern sich ähnlich. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) etwa sagte der «Welt am Sonntag»: «Wir müssen es schaffen, den dazu nötigen großen Umbau einer Industriegesellschaft so zu organisieren, dass die Folgen für die direkt Betroffenen erträglich bleiben.» Klimaschutz brauche auch Zustimmung.

Wie groß diese Zustimmung wäre, lässt sich anhand von Umfragen nur bedingt voraussehen. Denn es ist ein bekanntes Phänomen, dass Befragte tendenziell «sozial erwünscht» antworten, weil sie von anderen und sich selbst auf eine bestimmte Weise gesehen werden wollen. Aber handeln sie auch danach?

Ein Blick auf die Statistik des Agrarministeriums etwa zeigt, dass der Fleischkonsum in den vergangenen Jahren nur leicht rückläufig war und zuletzt sogar etwas stieg. Der geschätzte Pro-Kopf-Verzehr lag 2018 bei 60,1 Kilo.

Der Anteil der Inlandsflüge sinkt, allerdings vor allem statistisch, weil die Gesamtzahl aller Flüge wächst und wächst. 2018 flogen laut Statistischem Bundesamt 23,5 Millionen Passagiere im Inland. 2017 waren es 23,7 Millionen, das macht ein Minus von nur 0,8 Prozent. Der Pkw-Verkehr hat laut Umweltbundesamt zwischen 1995 und 2017 um knapp 18 Prozent zugenommen.
dpa
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Kommentare 
Ulrich Dittmann schrieb am 22.06.2019 19:28 Uhrzustimmen(13) widersprechen(2)
Massentierhaltungen - wo Tiere tatsächlich weltweit milliardenfach vegetieren, produzieren hauptsächlich CO2. Deshalb ist in der Tat sehr sinnvoll - auch im Sinne ernsthaften Tierschutzes - Fleischverzehr grundsätzlich einzuschränken.
Auch der eigenen Gesundheit wegen - denn Fleisch das auf deinem Teller liegt, sich oftmals dann als Speckgürtel um deine Hüften schmiegt!

Aber: Wir haben 0,038% CO2 in der Luft. Davon produziert die Natur selbst etwa 96%.
Den Rest, also 4%, der Mensch. Das sind 4% von 0,038%, also 0,00152%.
Der Anteil von Deutschland ist hieran 3,1%.
Somit beeinflusst Deutschland mit 0,0004712% (!!!) das CO2 in der Luft.

Damit wollen wir die Führungsrolle betr. Klimaschutz in der Welt übernehmen? Und das kostet uns jährlich an Steuern und Belastungen etwa 50 Milliarden Euro! (Quelle: Robert Imberger)
Siehe https://www.fellbeisser.net/news/anmerkungen-zur-klimadebatte-heuchelei-und-volksverdummung-haben-hochkonjunktur

Also dann verzichtet mal tüchtig liebe Deutsch-Michl-Bürger - perfekt "politisch korrekt" dressiert - auf alles was euch lieb ist.
Ja, das kleine Deutschland rettet die ganze Welt – und das Klima aller Welt dazu!
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