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27.03.2010 | 06:22 | Tierbestandsdaten  

Die Osterhasen sind startklar

Mainz - Ostern kann kommen.

Die Osterhasen sind startklar
Zumindest wenn es nach den Hasen geht, denn die fühlen sich recht wohl in Deutschland. 13 Hasen pro Quadratkilometer zählten Jäger und Wissenschaftler des Wildtier- Informationssystems WILD im vergangenen Herbst auf Deutschlands Wiesen und Feldern. Damit wurden zwar nicht die Bestände des Rekordjahres 2007 erreicht, jedoch liege der Wert im langjährigen Mittel. Eine solche natürliche Schwankung sei normal, bilanziert Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdschutzverbandes in Bonn.

«Der leichte Rückgang ist vermutlich dem Frühjahr 2008 geschuldet, in dem es sehr feucht war.» Nässe und Kälte können die Feldhasen nämlich absolut nicht vertragen. «Der Hase ist ein Steppentier, er liebt es also warm und trocken», erklärt Reinwald. Da die Feldhasen im Gegensatz zu Kaninchen keine Höhlen bauen, sondern unter freiem Himmel leben und schlafen, setzt ihnen eine nasskalte, windige Witterung zu. Dies gilt besonders für den Nachwuchs, der im Frühjahr geboren wird. «Der April ist ein wichtiger Monat. Wenn es da eine Woche Dauerregen oder Frost hat, dann war's das für die Jungen», erklärt der Biologe. Die Häsinnen könnten jedoch noch zwei bis dreimal im Jahr werfen.

Ein zunehmendes Problem für die Hasen in Deutschland sei das Nahrungsangebot. Die Feinschmecker ernähren sich hauptsächlich von Kräutern. «Aus ihrer Hasenapotheke mit über 80 verschiedenen Kräutern suchen sie sich immer das raus, was sie gerade brauchen», sagt Reinwald. Da Unkräuter von den Bauern jedoch ungern gesehen werden, schrumpft die Auswahl für Meister Lampe zunehmend. Da Brachflächen seit 2008 nicht mehr staatlich subventioniert würden, fehlten zusätzlich Futterplätze und Rückzugsorte, sagt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtierstiftung.

«Die biologische Rolle des Hasen ist es, aufgefressen zu werden», erläutert Kinser. Besonders die Jungtiere, die von ihrer Mutter nur einmal am Tag besucht werden, seien vielen Gefahren ausgesetzt. «Ein kleiner Hase ist gerade einmal so groß wie ein Tennisball und liegt fast 24 Stunden allein auf dem Acker. Das ist für andere Tiere natürlich ein gefundenes Fressen.» Zu den zahlreichen Feinden gehören Füchse, Wildschweine, Dachse, Marder, Störche und Elstern. Die einzige Hilfe, die die Menschen den Langohren bieten könnten, sei es, die Feinde zu jagen. «Man sollte aber auch nicht unbedingt eine Tierart gegen eine andere ausspielen», sagt der Wildtierexperte.

Der Hase ist ein Einzelgänger und schläft in einer kleinen Kuhle, der sogenannten Sasse, die er in den Boden gräbt. Dadurch sei er Wind und Wetter ausgesetzt und auf den Schutz durch Hecken und Sträucher angewiesen, berichtet Stefan Angermayer vom Landesjagdverband Rheinland-Pfalz. In Feldern mit großflächigen Monokulturen findet er aber meist weder Schutz noch Nahrung. Auch das Erneuerbare-Energien- Gesetz habe sich nachteilig ausgewirkt. «Seitdem hat sich der Maisanbau explosionsartig vermehrt. Mittlerweile sind 27 Prozent der Fläche Deutschlands mit Raps, Weizen und Mais bepflanzt, um Biomasse zu produzieren», sagt Jagd-Experte Reinwald. Besonders in Maisfeldern fänden Hasen kaum Nahrung und seien für ihre Feinde relativ gut zu sehen.

Viele Biobauern helfen den Tieren, indem sie ihre Felder weniger intensiv bewirtschaften und am Ackerrand Streifen mit Wildkräutern stehen lassen. «Die Bauern können viel tun, indem sie etwas weniger tun», meint Angermayer. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert solche «Blühstreifen» besonders. Nicht nur deshalb ist das Nordwestdeutsche Tiefland den Angaben des Jagdschutzverbandes zufolge das «Hasenland Nummer Eins». Auch das milde, trockene Klima werde von den Langohren bevorzugt, sagt Reinwald. Dort wurden im Herbst 2009 durchschnittlich 29 Tiere pro Quadratkilometer gezählt.

In Sachsen und Brandenburg hingegen fühlen sich die Feldhasen weniger wohl. Obwohl sich dort die Jäger seit Jahren freiwillig verpflichtet haben, auf die Hasenjagd zu verzichten, wurden im Nordostdeutschen Tiefland lediglich fünf Tiere auf einem Quadratkilometer gezählt. Die Schuld daran geben die Jäger dem verhältnismäßig rauen Klima und der einseitigen und großflächigen landwirtschaftlichen Nutzung. Dennoch sind die Hasen auf Deutschlands Wiesen und Feldern mit einer Gesamtpopulation von mindestens vier Millionen Tieren recht gut vertreten. Um den Osterhasen muss sich also auch in diesem Jahr niemand Sorgen machen. (dpa)
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