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28.10.2020 | 04:14 | Müllentsorgung 
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Drastische Zunahme von Plastikmüll im Mittelmeer

Gland - Für die Plastikverschmutzung des Mittelmeers ist laut einer Studie vor allem die falsche Müllentsorgung in wenigen Staaten verantwortlich.

Müllaufkommen
Rund 450 Millionen Menschen leben in den Staaten um das Mittelmeer und entlang seiner Zuströme. Ihr Müll wird nicht überall korrekt entsorgt. Wohl hunderttausende Tonnen Plastik landen deshalb jährlich im Mittelmeer, Tendenz deutlich steigend. (c) proplanta
Derzeit fließen nach einer neuen Berechnung der Weltnaturschutzunion (IUCN) jährlich geschätzt 230.000 Tonnen Plastik ins Mittelmeer, allein aus den 33 Staaten an seinen Küsten und entlang wichtiger Zuflüsse wie Nil, Po und Rhone. Das entspricht umgerechnet pro Tag dem Inhalt von mehr als 500 Frachtcontainern, wie die IUCN am Dienstag in Gland bei Genf mitteilte.

Plastikmüll macht dabei laut Studie 94 Prozent dieser Menge aus. Der größte Anteil kommt laut der Studie aus Ägypten (schätzungsweise rund 74.000 Tonnen pro Jahr), Italien (34.000 Tonnen) und der Türkei (24.000 Tonnen).

Bezogen auf die Einwohnerzahl ist der Spitzenreiter allerdings Montenegro (etwa 8 Kilogramm Plastikmüll pro Jahr und Kopf), gefolgt von Albanien, Bosnien und Herzegowina und Nordmazedonien. Mikroplastik - feinste Teilchen etwa von Reifenabrieb, aus Textilfasern oder Kosmetik - macht die anderen sechs Prozent aus.

Mittlerweile könnten sich mehr als eine Million Tonnen Plastik im Mittelmeer angesammelt haben, schätzen die Autoren. Etwas mehr als ein Drittel des Plastikmülls, der im Meer landet, stamme direkt aus Städten aus Küstennähe. Die restlichen 65 Prozent werden etwa von Flüssen ins Meer getragen.

Die Studienautoren untersuchten den sogenannten Plastikfußabdruck von insgesamt 33 Ländern, darunter 20 Küstenstaaten, aber auch Staaten etwa entlang des Nils. 80 Prozent des Plastiks lässt sich ihrer Schätzung zufolge auf Müll aus nur zehn Staaten zurückführen. Neben Ägypten, Italien und der Türkei seien das Albanien, Tunesien, Uganda, Nordmazedonien, Kenia und Bulgarien.

Plastikverschmutzung könne schwere Langzeitschäden für Ökosysteme an Land und im Wasser auslösen, betonte die Direktorin des IUCN-Programms für Meere und Polarregionen, Minna Epps. «Wie dieser Bericht klarmacht, reichen die derzeitigen und geplanten Maßnahmen nicht aus, um den Plastikzustrom zu reduzieren und diesen Einflüssen vorzubeugen.»

Die Experten warnten, dass sich die Müllmenge bis 2040 verdoppeln werde, falls keine entschiedenen Maßnahmen getroffen würden. Verbessere man etwa die Abfallwirtschaft in den 100 Städten, die am stärksten zur Müllmenge beitragen, könne man die Abfallmenge um ein Viertel senken. Auch Verbote etwa von Einwegartikeln aus Plastik könnten demnach deutliche Effekte erzielen.

Die 230.000 Tonnen im Jahr sind indes laut IUCN nur ein mittlerer Schätzwert - zwischen 150.000 und 610.000 Tonnen seien möglich. Dabei wurde speziell der Abfall berücksichtigt, der aus den Staaten das Mittelmeer erreicht. Weiterer Plastikmüll wie etwa zurückgelassene Fischernetze blieben außen vor. Der WWF hatte in einer Studie 2019 rund 570.000 Tonnen Plastikmüll pro Jahr im Mittelmeer geschätzt.
dpa
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Kommentare 
waldläufer schrieb am 28.10.2020 17:12 Uhrzustimmen(0) widersprechen(0)
Zu dem Thema empfehle ich den Film "Plastic Ocean" sowie den Artikel "Endokrine Disruptoren" ganz aktuell in Natur&Heilen 11/2020. Wer dann noch Plastik kauft, verbraucht, benutzt und gedankenlos damit umgeht kann zumindest nicht mehr behaupten, daß er/sie davon nichts gewußt hätte.
agricola pro agricolas schrieb am 28.10.2020 09:37 Uhrzustimmen(6) widersprechen(0)
Arme Mittelmeeranrainerstaaten, die hier auf die Anklagebank gesetzt werden...

Bei näherer Betrachtung muss sofort die berechtigte Frage im Nachgang erlaubt sein, wo dieser obig thematisierte Plastik überhaupt produziert wird. Wo sind die größten Plastikproduzenten zu verorten!? - Sicherlich nicht in Afrika.

Nunmehr ist endlich unser mitteleuropäischer Intellekt massiv gefordert, alternative Verpackungsmaterialen zu erzeugen, die nicht unsere Meere mit Mikroplastiken verseuchen, welcher zuhauf von unserer Fischvielfalt aufgenommen wird, dieser ernährungsphysiologisch „wertvolle Fisch“ hernach sofort wieder auf unseren Verbrauchertellern landet.

Diese hier direkt angesprochenen Industriegiganten müssen in ihren eigenen Forschungseinrichtungen endlich weg von den langkettigen Kohlenwasserstoffen aus fossilen hin zu langkettigen Kohlenwasserstoffen aus nachwachsenden Quellen. - Bislang scheitert ein solches Projekt wohl an der Kostenfrage. Dieses Blatt wendete sich allerdings schlagartig, müssten die Chemieriesen der Entsorgungsproblematik selbst Rechnung tragen u. sich an einem solchen gigantischen Kostenblock partizipieren bzw. generell komplett für diesen Unrat selbst Rechnung tragen.

Als Entsorgungsmodell ist aber grundsätzlich nicht der gelbe Sack gemeint, dieser bietet kein wirkliches Lösungskonzept, landet selbiger doch mittlerweile in großem Stil in der Pyrolyse. Aus Deutschland wird der Plastikmüll mittlerweile nicht mehr nach China exportiert, sondern innerhalb unserer Grenzen „recycelt“, wiederum ein sehr kreatives Betätigungsfeld für solche Manager. Die Zeiten „aus den Augen, aus dem Sinn“ sind vorbei, die thermische Nutzung gewinnt zunehmend an Bedeutung. In sehr vielen kommunalen Verbrennungsanlagen im urbanen Umfeld wird damit heute „fett Kohle“ produziert aus diesem extrem umweltschädlichen, dabei systematisch vergoldeten „Dreck“. Gegenwärtig bleibt er allerdings da, wo er auch produziert wird, zumindest bei unseren aktuell verfügbaren Entsorgungskonzepten.

Wir brauchen endlich mannigfaltige Plastiken, die Jahr um Jahr neu nachwachsen; hier Modelle, deren Anforderungen auf eine ganz neue Basis gestellt werden. Unsere Pflanzen stellten hier die optimale Grundlage für solche Erzeugnisse dar: „Nachwachsenden Plastik“ vom Acker gibt es bereits zuhauf, dessen Nutzung wird allerdings heute noch systematisch torpediert und kategorisch unterbunden. - WARUM!?

Randnotiz: Kautschuk sollte bei diesen Überlegungen als Vorbild fungieren...! - Bis aber solche dringend notwendigen Visionen die richtigen Köpfe durchdringen, wird noch sehr viel Wasser den Rhein hinunterfließen müssen...
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