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14.05.2009 | 06:01 | Invasive Neophyten 

Eingeschleppte Pflanzen erobern Lebensraum

Mainz - Mit wachsender Sorge beobachtet man auch bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz die zunehmende Ausbreitung von ursprünglich in Mitteleuropa nicht heimi­schen Pflanzen.

Bärenklau
(c) proplanta
Diese unterdrücken und verdrängen mehr und mehr die angestammte Ve­getation und machen aus artenreichen Pflanzengesellschaften monotone Bestände. In der Folge kann es zur Veränderung der Bodenstruktur bis hin zu erhöhtem Erosionsrisiko kom­men. Heimnischen Tierarten fehlen notwendige Pflanzen, Landwirte werden zu verstärkten Bekämpfungseinsatz genötigt. Aktuell ruft die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz dazu auf, die massive Ausbreitung der Orientalischen Zackenschote zu stoppen.

Die Orientalische Zackenschote (Bunias orientalis) aus der Familie der Kreuzblütenge­wächse stammt ursprünglich aus Ost- und Südosteuropa, wird ca. 120 Zentimeter hoch, blüht in diesen Tagen und damit etwa zeitgleich mit Raps, dem sie optisch sehr ähnelt. Die raschwüchsige Staude ist mehrjährig und kann schon im Jahr nach der Keimung zur Blüte kommen und sehr schnell dichte Bestände aufbauen. Die Ausbreitung erfolgt in erster Linie durch Samen. Innerhalb weniger Jahre. Sie wird oft für ausgewilderten Raps gehalten, ist aber eine überaus widerstandsfähige Steppenpflanze, die nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde und sich hier explosionsartig ausbreitet. Sie zählt damit zu den sogenannten invasiven Neophyten, absichtlich als Zierpanzen oder unabsichtlich mit Handelsgütern eingeführte Pflanzen, die durch ihre Ausbreitungsfähigkeit und Verdrängungskraft Probleme bereiten.

Neben der Orientalischen Zackenschote zählen dazu u.a. Riesenbärenklau oder Herkules­staude, Japanischer Knöterich, Indisches Springkraut oder die Kanadische Goldrute. Sie erobern sich aggressiv ihren Lebensraum auf Kosten der angestammten Vegetation und bilden hohe, dichte Bestände. Während die Arten in ihrer ursprünglichen Heimat viele Fressfeinde haben, fehlen diese in der neuen Heimat oft völlig. Die teilweise eindrucksvollen Erscheinungen und ansprechende Blüten dürfen nicht über Probleme hinwegtäuschen, die durch diese Arten entstehen. Neben Beeinträchtigungen im Naturhaushalt können erhebliche wirtschaftliche Nachteile und, wie bei der Herkulesstaude, gesundheitliche Schäden entste­hen.

Von den Straßen- Weg- und Gewässerrändern, von Grünstreifen und Brachflächen, wo sich die knallgelben Farbflecke bereits über Kilometer durch die Landschaft ziehen, ist die Orientalische Zackenschote inzwischen oft schon weit in ursprünglich artenreiche Wiesen (auch Streuobstwiesen), Trockenhänge und Brachflächen eingewandert. Neue Ansiedlungen entwickeln sich rasant zu großen, flächigen Beständen und bilden bald eintönige Dominanz­bestände. Da die oberirdischen Panzenteile im Winter absterben, entstehen Kahlstellen, auf denen Bodenerosion einsetzen kann.

Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz appelliert daher an alle Eigentümer und Bewirt­schafter, ihre Flächen auf Problemarten und aktuell vor allem auf das Auftreten der Orientali­schen Zackenschote hin zu untersuchen und schon beim Auftreten einzelner Exemplare rasch einzugreifen. Der Landesbetrieb Mobilität, die Straßenmeistereien, die kommunalen Gebietskörperschaften und ihre Bauhöfe wie auch Naturschutzvereine, Obst- und Garten­bauvereine, Imker, Forstleute und Jäger werden aufgerufen, intensive Bekämpfungsaktivitä­ten durchzuführen. Um die Ausbreitung durch Samen zu verhindern, ist es zumindest erfor­derlich, die Pflanze während der Blütezeit zu mähen, besser ist ein möglichst tiefen Ausste­chen der tiefwurzelnden Pflanzen.

Bei älteren Beständen verhindert Mähen allerdings nur die Ausbreitung durch neuerlichen Samenflug, da sich im Boden Samenvorräte befinden und die Pflanzen über ein hohes Regenerationsvermögen verfügen. Hier hilft in der Tat nur das Aus­stechen. Bei guter Bodendurchfeuchtung lassen sich auf tiefgründigen Böden die Pflanzen herausziehen. In vielen Bereichen werden sie durch den Einsatz von zugelassenen, selektiv wirkenden Herbiziden nachhaltig zurückdrängt. Wo eine chemische Bekämpfung nicht er­laubt ist, bleiben nur die manuelle und die maschinelle, wobei die im öffentlichen Sektor be­reits aus- oder überlasteten Kapazitäten durch den Zukauf von Kapazitäten berufsmäßiger Landschaftspfleger ergänzt werden können. (PD)
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