Die Gefahr von Brüchen bleibe groß, sagte der Katastrophenstab des Landkreises Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch. In Lauenburg in Schleswig-Holstein blieb der Wasserstand seit den Abendstunden in etwa konstant. Auch in Niedersachsen verharrte die Elbe auf ihrem Höchststand. Bundeskanzlerin Angela Merkel (
CDU) wollte sich am Mittwoch in Lauenburg und im niedersächsischen Hitzacker ein Bild von der Lage machen.
Die Wassermassen richteten vermutlich einen Schaden in Milliardenhöhe an. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sprach sich für einen Nachtragshaushalt zur Bewältigung der Flut-Folgekosten und gegen Steuererhöhungen aus. Das sagte Rösler am Mittwoch im Bayerischen Rundfunk (Bayern2).
Bei einem Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer geht es am Donnerstag neben den Soforthilfen aus Berlin von 100 Millionen Euro auch um eine faire Lastenverteilung bei zusätzlichen Finanzspritzen. Angela Merkel hat sich die Schäden und die Hilfseinsätze in den Flutgebieten schon mehrfach bei Besuchen angeschaut.
Die Zahl der Toten in Folge des rund zweiwöchigen Hochwassers in Deutschland stieg auf mindestens acht. Ein 61-Jähriger wollte in Aken in Sachsen-Anhalt seinen Keller auspumpen und erlitt in der Nacht zum Mittwoch einen tödlichen Stromschlag, wie die Polizei mitteilte.
Nach dem großen Deichbruch in Fischbeck sollten weitere Orte im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt evakuiert werden. Nach Angaben des Krisenstabes der Landesregierung war die Situation teilweise dramatisch. Nicht alle Anwohner verließen sofort ihrer Häuser.
In Lauenburg in Schleswig-Holstein war die Lage stabil. «Das müsste der Scheitelpunkt sein», sagte Feuerwehrsprecher Thomas Grimm am Mittwochmorgen. Die Situation an den Deichen werde sorgfältig beobachtet. Auch in den niedersächsischen Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg verharrte die Elbe auf ihrem Höchststand. Mehr als 50 Tonnen Treibgut holten die Einsatzkräfte nach Angaben des Landkreises Lüchow-Dannenberg in den vergangenen Tagen aus der Elbe.
Das Elbe-Hochwasser in der Prignitz bei Wittenberge (Brandenburg) sank in der Nacht zum Mittwoch leicht. Wegen der nach wie vor hohen Wasserstände sind die Deiche aber weiter gefährdet. In Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern) ging der Wasserstand ebenfalls zurück, im weiter stromabwärts gelegenen Boizenburg stieg die Flut hingegen in der Nacht von 7,30 auf 7,32 Meter, wie aus dem Internetportal pegelonline hervorgeht. Normal sind in beiden Städten um die zwei Meter Pegelstand.
Die Debatte um Versämnisse im Flutschutz ging weiter: Professor Holger Schüttrumpf von der Rheinisch-Westfaelischen Technischen Hochschule Aachen kritisierte, dass nach dem
Hochwasser von 2002 teilweise die Deiche an der Elbe nicht nachgerüstet wurden. «In manchen Bereichen hat man es scheinbar noch nicht geschafft, die Deiche auf das Maß zu bringen, das die Deiche benötigen», sagte der Experte für Deichbau der Nachrichtenagentur dpa. Nach dem Hochwasser 2013 müssten die Dämme nun an die neuen Wasserstände angepasst werden.