Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
11.08.2022 | 13:18 | Geschützte Art 

Fischotter: Teichwirte im Fichtelgebirge beklagen massive Schäden

Wunsiedel / Regensburg - Viele Teichwirte im Fichtelgebirge beklagen Schäden durch Fischotter. Das habe eine Befragung der Branche ergeben, teilte das Landratsamt Wunsiedel mit.

Fischotter
Der Fischotter ist ein Streit-Objekt geworden: Naturschützer freuen sich über seine Existenz in Bayern. Doch Teichwirte klagen über Schäden. Auch eine juristische Auseinandersetzung gibt es bereits. (c) proplanta
Der Fischotter sei wieder weit verbreitet in der Region. Etwa drei Viertel aller Teichwirte im Landkreis hätten hohe Schäden gemeldet, sagte Wolfgang Kreil, stellvertretender Landrat des Kreises. Sie beklagten Schäden bei den Beständen in den Teichen, aber auch bei den Fischbeständen in Fließgewässern.

Ein großer Teil der befragten Teichwirte habe die Bewirtschaftung ihrer Teiche bereits reduziert oder gar aufgegeben, sagte Kreil weiter. «Diese Entwicklung deckt sich mit dem Bild, das uns auch aus den anderen Landkreisen geschildert wird. Aus meiner Sicht eine Entwicklung, der man umgehend entgegentreten muss.»

Der Landkreis sieht Handlungsbedarf. «Die Fischerei ist ein wertvoller Teil unserer Kultur und unserer Heimat», sagte Landrat Peter Berek (CSU). «Artenschutz ist wichtig und richtig, darf aber nicht zur Vernichtung der Fischerei und Teichwirtschaft in der Region führen.»

Der Fischotter ist eine geschützte Art. Er gilt nach Angaben des Bund Naturschutz in weiten Teilen Deutschlands als ausgerottet. Im 19. Jahrhundert sei er stark bejagt worden, konnte sich aber im Bayerischen Wald halten. Inzwischen hätten sich in den vergangenen Jahren auch weitere Tiere aus Tschechien oder Thüringen im Nordosten Bayerns angesiedelt.

Was die Naturschützer freut, bereitet vielen Teichwirten Sorgen. In der Oberpfalz ist in einem juristischen Streit nun der Bayerische Verwaltungsgerichtshof am Zug. Er ließ eine Berufung gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts Regensburg zu, das Teichbetreibern das Töten von Fischottern verboten hatte.

Im März 2020 hatte die Regierung der Oberpfalz zur Eindämmung fischereiwirtschaftlicher Schäden durch Fischotter in drei besonders betroffenen Teichanlagen Ausnahmegenehmigungen zur «Entnahme von jeweils maximal zwei männlichen Fischottern» erlassen. Nach einer Klage des Bundes Naturschutz kassierte das Verwaltungsgericht Regensburg die Ausnahmegenehmigung, weil auch weibliche Fischotter und Jungtiere in die Fallen geraten könnten. Außerdem könnten getötete männliche Fischotter in kurzer Zeit von gebietsfremden Fischottern ersetzt werden.

In Abstimmung mit dem dem Landwirtschaftsministerium, dem Umweltministerium und der Regierung der Oberpfalz beantragte die Landesanwaltschaft Bayern beim VGH erfolgreich Berufung, so dass das Verfahren jetzt in die nächste Instanz geht.

Mit einem Managementplan will der Freistaat die verschiedenen Interessen austarieren. Bei der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) arbeiten beispielsweise Fischotterberater, die Teichwirte über Schutzmöglichkeiten wie Zäune informieren und durch Fischotter entstandene Schäden begutachten.

Innerhalb weniger Jahre habe der Fischotter die Karpfenregionen der Oberpfalz und Oberfrankens besiedelt, hieß es Anfang des Jahres bei der LfL. Experten rechnen mit einer schnellen Ausbreitung auch in Unterfranken und Mittelfranken. Die bisherigen Verluste in der Karpfenteichwirtschaft seien verheerend, hatte die Landesanstalt mitgeteilt.
dpa/lby
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Verwaltungsgerichtshof kassiert bayerische Fischotter-Verordnung

 Möglicher Durchbruch bei Erweiterung von Nationalpark

 140 Anträge für Sofortförderprogramm

 Amphibienwanderung in vollem Gange

 Düstere Aussichten für Deutschlands einzige frei lebende Wisent-Herde

  Kommentierte Artikel

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen