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12.08.2010 | 22:29 | Flutkatastrophe in Pakistan 

Größte Regenmengen in Peschawar seit 150 Jahren

Offenbach - Die außergewöhnliche Flutkatastrophe in Pakistan im Sommer 2010 ist die Folge einer Klimaanomalie über dem südlichen Pazifik.

Flutkatastrophe in Pakistan
Flutkatastrophe in Pakistan (c) dwd
Das ‚La Niña' genannte Ereignis verstärkte den Monsun im Juli deutlich. So drang der regenreiche Wind ungewöhnlich weit nordwestwärts nach Pakistan vor. Die Folgen waren dramatisch: An mehreren Tagen wurden großflächig an vielen Wetterstationen in Pakistan Niederschläge von bis zu 280 Litern pro Quadratmeter (l/m2) gemessen. Das entspricht ungefähr der mittleren Menge, die in Deutschland in einem ganzen Sommer fällt.

Im ganzen Juli 2010 fielen in Pakistan zum Teil mehr als 550 l/m2 - drei bis zehn Mal soviel wie in einem typischen Juli dort. In Peschawar gab es mit mehr als 400 l/m2 Niederschlag einen Rekord seit Beginn der Messungen vor fast 150 Jahren. Seit 1862 hatten Juliwerte dort sechsmal über 150 l/m2 und zweimal über 200 l/m2 gelegen. Der bisherige Rekordwert war mit 240 l/m2 1956 aufgetreten. Das ergaben Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die auf Daten des Pakistan Meteorological Department und des vom DWD betriebenen Weltzentrums für Niederschlagsklimatologie basieren.

Diese für Pakistan außergewöhnliche Wettersituation setzte sich Anfang August fort. Bis zum 11. August fielen in Peschawar weitere 120 l/m2. Die Niederschlagssummen in Pakistan überstiegen seit Julibeginn bis Mitte August zum Teil über 600 l/m2. Solche Wassermassen konnten die Flussläufe nicht fassen. Es kam zu den Überflutungen.

Der Monsun mit seinen für Europäer gewaltigen Regenmengen ist in Indien und Pakistan nichts Ungewöhnliches. Er stellt sich jeden Sommer ein. Ein beständiger südwestlicher Wind führt feuchtwarme Ozeanluftmassen heran, die extreme Niederschläge bringen. Ursachen sind die unterschiedliche Erwärmung von Meer und Landmassen sowie die jahreszeitliche Verlagerung der äquatorialen Tiefdruckrinne. Der Monsun regnet sich am Rand des Himalayas ab.

Die Regenmengen sind dabei oft enorm. In der Monsunzeit von Mai bis August liegen die mittleren Monatsmengen zum Teil beim 2 bis 5-fachen der Jahressummen, die in Deutschland im Flachland gemessen werden. Trotzdem wird der Regen dort nach monatelanger Trockenheit als Segen für die Land- und Wasserwirtschaft empfunden. Folgenreiche Überschwemmungen finden meist nicht statt. Auf ihrem Weg entlang des Himalayarands verlieren die Monsunregenfälle an Stärke und erreichen üblicherweise im Juli/August abgeschwächt Pakistan.


Niederschlagssummen Pakistan 1. Juli - 10. August 2010Bild vergrößern
Niederschlagssummen in Pakistan vom 1. Juli - 10. August 2010. (c) dwd

Höchste Tagessummen des Niederschlags im Juli 2010 in Pakistan



Höchste Tagesniederschläge im Juli 2010 in l/m2
Risalpur                280   29.07.
Peshawar Airport  274   29.07.
Cherat                  257    29.07.
Islamabad             257   30.07.
Kamra                   240   30.07.
Kohat                    233   29.07.
Murree                  231   30.07.
Peshawar City       204   29.07.
Dir (Lower)            191   29.07.
Lahore                  191   21.07.

Zum Vergleich: Die mittlere Niederschlagssumme in Deutschland für den Sommer (Jun - Aug) liegt bei 240 l/m2

Höchste Monatssummen des Niederschlags im Juli 2010 in Pakistan in l/m2 und Prozent der vieljährigen Mittel

Höchste Monatssummen Juli 2010 l/m2 Prozent vom Mittelwert
MURREE                           579                           159
MUZAFFARABAD              579                           161,1
GARHI DOPATTA              570                           214,6
MIANWALI                          528                              -
RAWALAKOT                    521                              -
Islamabad SD. PUR           502                              -
KAMRA                              479                              -
SAIDU SHARIF                   471                           308,7
RISALPUR                         433                               -
KOTLI                                417                           145,9

Zum Vergleich: Das Jahresmittel von Berlin liegt bei 570 l/m2

Spitzenwerte der Regenmengen im Juli 2010 und vieljährige Monatsmittel des Zeitraums 1971-2000 (in l/m2) in Pakistan



Niederschlagssummen im Juli 2010               Mittel 1971-2000
CHITRAL                            63                                  5,5
PESHAWAR A/P               402                                 46,1
GUPIS                                69                                  14
DROSH                             101                                 22,1
CHERAT                            388                                93,4
CHILAS                               52                                 14,1
GILGIT                                53                                 16,2
ASTORE                             80                                  25,5
SAIDU SHARIF                   471                               152,6
JACOBABAD                      132                                 42,8 

Quelle: DWD

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