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20.08.2011 | 20:44 | Kaza-Naturpark 

Größtes Naturschutzgebiet Afrikas entsteht

Kapstadt - Im Süden Afrikas entsteht ein riesiges, länderübergreifendes Naturschutzgebiet. Mit deutscher Hilfe soll ein Traum verwirklicht werden, der Einheimischen hilft und Touristen anlockt. Angesichts der Probleme ist es ein «Jahrhundertprojekt». Doch es gibt Skepsis.

Elefant
Der Friedhof der unerfüllten Träume ist in Afrika besonders groß. Manche kühne Visionen der Entwicklungshilfe liegen dort begraben. Das Projekt des größten Naturschutzgebiets in Afrika, das sich über fünf Staaten erstreckt, soll nicht dazu gehören. «Wir sind schon in Namibia, Botsuana oder Sambia ein großes Stück vorangekommen», versichert Philipp Göltenboth von der Naturschutzorganisation WWF. Aber auch er weiß, dass es angesichts der politischen Probleme vor allem in den beiden anderen beteiligten Ländern, in Simbabwe und Angola, «um ein Jahrhundertprojekt geht. Wir sind noch ganz am Anfang». Andere Experten sind noch skeptischer.

Ein Hinweis auf die Bedeutung des Projekts «Kaza»-Naturpark für die beteiligten Länder gibt schon die öffentliche Resonanz. Während in Deutschland die Unterzeichnung des «Kaza»-Abkommens am Rande des Gipfels der südafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft SADC in Luanda viel beachtet wurde, gab es in den Medien der betroffenen Staaten wenig Aufmerksamkeit.

Dabei soll «Kaza», eine Wortschöpfung aus den Flussnamen Kavango und Sambesi, keineswegs nur dem Naturschutz und dem Tourismus dienen. Ganz besonders profitieren soll die lokale Bevölkerung in den Weiten Afrikas. Wohl deshalb tragen das deutsche Entwicklungsministerium und die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau mit 20 Millionen Euro den Löwenanteil der Fremdfinanzierung in den kommenden Jahren.

In Namibia profitieren nach den Worten von Göltenboth bereits Hunderttausende von der Schaffung von «Gemeindeschutzgebieten», die ein Kernstück des Projekts seien. Die Dorfbewohner und Stämme sollen durch neue Rechte auf ihr Gebiet sowie die Beteiligung an Tourismusprojekten ein gesteigertes Interesse an der Aufrechterhaltung des Wildbestands haben. Das helfe dem Tierschutz und den Menschen. Nun ist das große Namibia mit gerade mal 2,2 Millionen Einwohnern eines der am dünnsten besiedelten Staaten der Welt - in dem der Naturschutz schon heute einen großen Stellenwert besitzt. Nicht gerade typisch für das südliche Afrika.

Die Peace-Park-Stiftung in Stellenbosch bei Kapstadt, die die Arbeit der involvierten Naturschutzorganisationen koordiniert, glaubt, dass das «Kaza»-Projekt nun nach der Vertragsunterzeichnung seine eigene Dynamik entfalten werde. Die Schaffung von transnationalen Wild-Korridoren für die etwa 300.000 Elefanten im südlichen Afrika sei beispielsweise eines der wichtigen Ergebnisse. Nun sei eine gleichmäßigere Verteilung der Tiere möglich. Denn in Botsuana gebe es über 130.000 der Dickhäuter, in Angola nur 800.

«Die Kooperation zwischen den Staaten beim Schutz der Tiere wird nun einfacher», betonte Stiftungsmanager Paul Bewsher. Aber auch er weiß, dass viele Zielvorgaben des Projekts noch in weiter Ferne liegen: Dazu gehört der Plan, dass Touristen künftig mit einem einzigen Visum alle 36 «Kaza»-Schutzgebiete in den verschiedenen Staaten besuchen könnten.

Das zunächst auf der Landkarte geschaffene Naturschutzgebiet soll ein neues Paradies für Elefanten, Leoparden, Flusspferde, Antilopen oder Zebras werden. Aber die Region von der Größe Schwedens ist von enormen Unterschieden geprägt. Während manche Nationalparks im südlichen Afrikas schon heute hohen Ansprüchen sowohl des Tierschutzes als auch des Tourismus genügen, liegen viele Gebiete im Argen. Vor allem gilt das für Simbabwe: «Eine absolute Katastrophe» nannte Güldenboth die Situation der Nationalparks in dem Land, das der autokratische Präsident Robert Mugabe ruiniert hat.

Der deutsche Unternehmer Willy Pabst, Besitzer eines 600 Quadratkilometer großen Naturschutzparks in Simbabwe, beklagt viele Missstände im Natur- und Wildschutz. Regierungsbeamte machten keinen Hehl daraus, dass im vergangenen Jahrzehnt fast 80 Prozent des Wildbestands verloren gegangen seien. «Das Kaza-Projekt ist wunderschöne Zukunftsmusik, aber derzeit in Simbabwe mangels Infrastruktur und Geld wenig realistisch.» Andere Experten in Harare berichten, dass die kargen Gelder für den Natur- und Wildschutz meist bei korrupten Spitzenbeamten landeten. Westliche Diplomaten haben auch im Öl-reichen Angola wenig Vertrauen in die Bürokratie.

Das «Kaza»-Projekt habe dennoch langfristig «das Potenzial, das wichtigste Naturschutzprojekt der Welt zu werden», schwärmte Göltenboht. Allerdings löst es kaum die brennenden Probleme des Wildschutzes im südlichen Afrika: Dazu gehört beispielsweise, dass die Zahl der gewilderten Nashörner dieses Jahr im südlichen Afrika auf eine neue Rekordmarke zusteuert. (dpa)
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