(c) proplanta "Die Hochwasserwellen müssen jetzt erst einmal durch die Gewässer ablaufen", erklärte Andreas Böhmert vom NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), der zusammen mit Kollegen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes den Überregionalen Hochwassermeldedienst wahrnimmt. Dementsprechend ist in Südniedersachsen zunächst noch mit leicht steigenden Pegelständen an der Leine und ihren Nebenflüssen sowie im Harz zu rechnen.
Insbesondere die Innerste wird ansteigen, da die Innerstetalsperre zu 100 Prozent gefüllt ist und kontrolliert entlastet wird (Hochwasserentlastung). Am Pegel Heinde lag der Wasserstand Dienstag Mittag bei 4,90 Metern. Zum selben Zeitpunkt verzeichnete der Pegel Herrenhausen 5,30 Meter. Mit einer Entspannung der Lage ist nach Einschätzung der ÜHWD-Experten in der zweiten Wochenhälfte zu rechnen, wenn die Witterung – wie prognostiziert – trocken bleibt.
Die kräftigen Niederschläge hatten auch Folgen in anderen Regionen Niedersachsens: Ausuferungen gab es unter anderem entlang der Wümme in den Landkreisen Rotenburg und Harburg. Am Pegel Hellwege wurde mit 2,77 Metern die Meldestufe zwei überschritten.
Neben dem Hochwasserrückhaltebecken (HWR) Salzderhelden, dass Dienstag Mittag zu 45 Prozent gefüllt war, setzt der NLWKN weitere Rückhalteanlagen ein, um hochwassergefährdete Gebiete zu entlasten. Seit Montag ist das HWR Alfhausen-Rieste im Landkreis Osnabrück in Betrieb, um Hasewasser aufzunehmen. "Dienstag Vormittag hatten wir bereits acht Millionen Kubikmeter im Hauptbecken eingestaut, dessen Kapazität insgesamt 12 Millionen Kubikmeter beträgt", erläuterte Ralf Jaspers von der Betriebsstelle Cloppenburg des NLWKN. "Wir werden die Situation weiter beobachten und voraussichtlich in der Nacht zum Mittwoch auch das Reservebecken einstauen, das weitere acht Millionen Kubikmeter Stauraum bietet".
Ebenfalls eingesetzt wird das HWR Haselünne im Landkreis Emsland, dessen Stauvolumen von 1,5 Millionen Kubikmeter die NLWKN-Betriebsstelle Meppen derzeit zu 2/3 ausgeschöpft hat. Die komplette Füllung wird bis heute Abend erwartet.
Angespannte Situation auch an der Küste: Das Ostfriesische Kanalnetz – insbesondere der Ems-Jade-Kanal zwischen Wilhelmshaven und Emden – wies sehr hohe Wasserstände auf. "In der Nacht ging sogar das Schöpfwerk Borssum in Betrieb, um die hohen Binnenwasserstände aus dem Kanal in die Ems beziehungsweise den Dollart zu entlasten", informierte Andreas Müller von der NLWKN-Betriebsstelle Aurich.
Gründe für das schnelle Ansteigen der Pegel in den vergangenen Tagen waren neben den Niederschlagsmengen auch die Bodenverhältnisse: "Die Böden in Niedersachsen waren durch die Niederschläge der vergangenen Wochen bereits mit Feuchtigkeit gesättigt, so dass sie keinen weiteren Regen mehr aufnehmen konnten. Die Niederschläge sind daher an der Oberfläche abgelaufen und direkt in die Bäche und Flüsse gelangt", resümierte Andreas Böhmert. (PD)
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