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03.09.2009 | 03:52 | Hochwasser 

Hochwasser-Vorhersagezentrale nimmt im Oktober die Arbeit auf

Norden - Das letzte Hochwasser in Niedersachsen ist zwar schon fast zwei Jahre her, doch wann kommt das nächste?

Hochwasser-Vorhersagezentrale
(c) proplanta
"Wir müssen immer damit rechnen", sagte der Staatssekretär im Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Stefan Birkner am Dienstag in Hildesheim. "Als neues Frühwarnsystem wird daher am 1. Oktober 2009 die Hochwasser-Vorhersagezentrale für Niedersachsen die Arbeit aufnehmen." In Hildesheim beim NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) arbeiten dann drei Hydrologen und ein Experte im Datenmanagement an zuverlässigen Vorhersagen.

Anlässlich des dritten Niedersächsischen Gewässerforums war der Umweltstaatssekretär in Hildesheim und informierte gemeinsam mit dem Leiter der Betriebsstelle Hannover-Hildesheim des NLWKN, Joseph Hölscher, über den aktuellen Stand zum Thema Hochwasserschutz. Mit der Hochwasser-Vorhersagezentrale soll der Informationsfluss verbessert werden: "Mit Hilfe mathematischer Hochwasser-Vorhersagemodelle wollen wir auf der Basis der gefallenen Niederschläge und der von den Wetterdiensten noch prognostizierten Niederschläge für die jeweils kommenden Stunden bzw. Tage die Hochwasserstände im Voraus möglichst genau berechnen. Wir können dem Katastrophenschutz und den Bürgern mitteilen, wie sich ein Hochwasser weiter entwickeln wird und wann welcher maximale Wasserstand an den Pegeln erreicht sein wird", erläuterte Hölscher. "So können wir die Vorwarnzeiten deutlich verlängern".

"Auch wenn Frühwarnsysteme alle funktionieren, so müssen wir trotzdem weiter in den technischen Hochwasserschutz investieren", betonte Staatssekretär Birkner weiter. Für bauliche Hochwasserschutzmaßnahmen im Binnenland stellen Bund, Land und die Europäische Union in diesem Jahr für Niedersachsen insgesamt 44 Millionen Euro zur Verfügung.

Der vorbeugende Hochwasserschutz sei für Niedersachsen aber mindestens ebenso wichtig. "Deshalb treibt das Land die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten voran. In Niedersachsen müssen wir für genau 7138 Kilometer entlang der Flüsse Überschwemmungsgebiete ermitteln", sagte Birkner.

Für rund 6.000 Kilometer sind bereits Überschwemmungsgebiete ausgewiesen oder vorläufig gesichert. Damit ist eine Fläche von rd. 1.800 Quadratkilometer als Überschwemmungsgebietsfläche an genau 606 Flüssen bzw. Flussabschnitten festgesetzt respektive gesichert. Niedersachsen stellt in diesem Jahr mehr als 1,4 Millionen Euro allein für die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten zur Verfügung. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit liegt hier in den südniedersächsischen Einzugsgebieten der Leine und der Innerste.

Die Ausweisung erfolgt in fachlicher Zusammenarbeit zwischen dem NLWKN und den zuständigen Wasserbehörden - das sind die Landkreise, die kreisfreien Städte oder die Region Hannover. Die Arbeit muss bis Ende 2013 abgeschlossen sein.

Die Freihaltung der vom Hochwasser gefährdeten Gebiete in den Flussauen sei die wirtschaftlichste und zweckmäßigste Variante des vorbeugenden  Hochwasserschutzes, betonte Birkner. Dennoch gebe es in einigen Regionen Proteste gegen diese Form des Hochwasserschutzes. Der Staatssekretär sagte deutlich: "Bei der Ausweisung von Überschwemmungsgebieten gilt der Grundsatz, dass in den amtlichen Verordnungskarten nur das dargestellt wird, wie es sich in der Natur ohnehin von selbst einstellt. Oder anders ausgedrückt: Überschwemmungsgebiete werden bei Hochwasser immer überschwemmt - auch ohne staatliche Ausweisung. Ein amtlich festgesetztes Überschwemmungsgebiet hat aber einen entscheidenden Vorteil: Wer das im Hochwasserfall überschwemmte Gebiet kennt, kann schon im Vorfeld die Schäden minimieren - durch eine Einschränkung der Baumaßnahmen beispielsweise oder eine Änderung der Nutzung."

Ein weiteres Instrument im vorbeugenden Hochwasserschutz sind die Hochwasserschutzpläne, die der NLWKN seit 2003 erarbeitet: "Hier werden die Defizite im Hochwasserschutz dokumentiert und die daraus resultierenden notwendigen Maßnahmen zum Hochwasserschutz im überregionalen Maßstab beschrieben. Für die niedersächsische Mittelelbe, den Leda-Jümme-Bereich und die Wümme liegen Hochwasserschutzpläne bereits vor." Sechs Pläne – für die Innerste, für die Leine, für die Oker, die Aller und die Hase – befinden sich derzeit in der Bearbeitung. Das Land hat hier 1,25 Millionen Euro bereitgestellt. Zur Koordinierung dieser Arbeiten hat der NLWKN in Hildesheim eine Leitstelle eingerichtet.

Die Initiative für den Hochwasserschutzplan an der Innerste geht auf den Landkreis Hildesheim zurück. Das Land hat die Bearbeitung Ende 2007 übernommen und gewährleistet die Einbindung aller Akteure im Hochwasser gefährdeten Gebiet dieses Flusses. "Die technische Bearbeitung dieses Plans soll bis zum Sommer 2010 abgeschlossen sein", kündigte Birkner an.

Zusätzlich habe das Land ein Programm aufgelegt, mit dem gerade kleinere Gemeinden in die Lage versetzt werden, die Hochwassergefährdung für das Gemeindegebiet zu erkennen und Handlungsalternativen zu entwickeln. "Eine entsprechende Förderrichtlinie haben wir kürzlich veröffentlicht. Die Kommunen können nunmehr für die Erarbeitung von Hochwasserschutzkonzeptionen die erforderlichen Zuwendungen beantragen".

Mit dem topaktuellen Thema "Optimierung der Hochwasservorsorge" ist das 3. Niedersächsische Gewässerforum am 1. September eröffnet worden. Mehr als 450 Teilnehmer diskutieren noch bis zum 3. September aktuelle Fragen zu den Themen Hochwasserschutz, Wasserrahmenrichtlinie und den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen. (nlwkn)
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