«Weil kleine und mittlere Flüsse relativ schnell und stark reagieren, muss man vorausschauend planen können», erläuterte der Karlsruher Klimaforscher Gerd Schädler am Donnerstag bei der Vorstellung der Analyse. Sie soll helfen, gefährdete Gebiete besser zu schützen.
Die Zahl starker Niederschläge, die
Hochwasser verursachen, werde in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen, hieß es. Da diese oft nur regional auftreten, sei eine genaue Vorhersage bislang nicht möglich.
Karlsruher und Potsdamer Wissenschaftler haben nun anhand der Flüsse Ruhr, Ammer und Mulde ein Modell entwickelt, das zumindest Tendenzen aufzeigt. Demnach wird an der Ruhr die Hochwassergefahr im Sommer wie im Winter weiter steigen. Als unverändert - bei saisonalen Schwankungen - wird dagegen das Risiko an Mulde und Ammer eingeschätzt.
Um herauszufinden, wie häufig und intensiv in den kommenden vier Jahrzehnten Hochwasser auftreten werden und welche Auswirkungen sie haben, analysierten die Forscher vergangene Hochwasser am Elbe-Nebenfluss Mulde, an der Ruhr sowie der bayerischen Ammer.
Die Mulde war beim Hochwasser im August 2002 nach der Elbe einer der am stärksten betroffenen Flüsse. An der Ammer gab es Pfingsten 1999, an der Ruhr im Winter 1993/1994 und im August 2007 schwere Hochwasser.
Die Wissenschaftler stellten für die Analyse die großräumige Wettersituation, den regionalen Niederschlag und den Wasserabfluss nach. Sie kombinierten am Computer globale und regionale Klimamodelle sowie hydrologische Modelle - auf einem relativ engmaschigen Netz von 49 Quadratkilometern.
Üblich seien bei regionalen Klimauntersuchungen Raster von mehr als 100 Quadratkilometern. «Wir können so den Unsicherheitsbereich verkleinern, aber eine Restunsicherheit bleibt», erläuterte KIT-Klimaforscher Christoph Kottmeier.
Erstellt wurde die Studie vom Center for Disaster and Risk Management Technology (CEDIM), einer gemeinsamen Einrichtung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam. Die Ergebnisse sollen Grundlage für weitere Studien an hochwassergefährdeten Flüssen in und außerhalb Deutschlands sein.
«Anders als bei Rhein, Elbe oder Donau können starke Niederschläge bei mittleren und kleineren Flüssen zu einem sehr schnellen Anstieg und reißenden Fließgeschwindigkeiten führen, so dass es nur eine kurze Vorwarnzeit für die Bevölkerung und den Katastrophenschutz gibt», erklärte Bruno Merz vom GFZ.
Es sei daher besonders wichtig, gefährdete Gebiete zu erkennen, um rechtzeitig Prioritäten beim Hochwasserschutz zu setzen - von der Verstärkung der Deiche bis zur Anhebung von Brücken. (dpa)