Bislang 37.000 invasive Arten gezählt - Rund 3.500 davon stellen eine „ernsthafte Bedrohung für die Natur und unsere Lebensqualität“ dar. Die Kosten steigen auf jährlich mehr als 390 Milliarden Euro. (c) proplanta
Von den insgesamt 37.000 gebietsfremden Arten, die bisher in einzelnen Regionen der Welt durch menschliche Aktivitäten eingeführt worden seien, stellten mehr als 3.500 „eine ernsthafte Bedrohung für die Natur und unsere Lebensqualität“ dar, heißt es im jüngsten IPBES-Bericht. Diesen hat der Rat jetzt unter dem Titel „Invasive gebietsfremde Arten und ihre Kontrolle“ beraten und beschlossen.
Demnach spielen invasive Arten bei etwa 60 % des weltweiten Aussterbens von Arten eine Schlüsselrolle. Hinzu komme, dass einwandernde Arten für den Menschen wirtschaftliche Verluste oder gesundheitliche Probleme verursachen könnten.
Die Kosten, die die nicht-heimische Fauna und Flora weltweit jedes Jahr im Durchschnitt verursacht, beziffert der IPBES auf derzeit rund 392 Mrd. Euro. Seit den 1970er-Jahren hätten sich die Kosten in jedem Jahrzehnt vervierfacht. Der IPBES warnt, dass sich die Gesamtzahl der invasiven Arten durch den Klimawandel und die Zunahme des weltweiten Handels und Reisens noch erhöhen werde. Dem müssten die Staaten mit Vorsorgemaßnahmen sowie einem länder- und sektorübergreifenden Ansatz bei der Kontrolle begegnen.
In vielen Staaten keine Regelung
Bisher seien die Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen „im Allgemeinen unzureichend“, stellt derWeltbiodiversitätsrat fest. Nur etwa jedes sechste Land verfüge über entsprechende Gesetze oder Vorschriften. Rund 45 % aller Staaten investierten überhaupt nicht in das Management biologischer Invasionen. Dabei gebe es fast für jede Situation Managementinstrumente, Steuerungsoptionen und gezielte Maßnahmen, die wirklich funktionierten. Die Autoren plädieren für Regularien auf internationaler Ebene, eine ausreichende Finanzierung, eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit, offene Informationssysteme und für das Schließen von Wissenslücken. Besonders wichtig sei, dass Maßnahmen umgesetzt und auch kontrolliert würden.
Zielvorgabe für 2030
Nach Ansicht von Bundesumweltministerin Steffi Lemke hilft der IPBES-Bericht dabei, hiesige Arten besser zu schützen und damit auch die Ziele des globalen Naturschutzabkommens umzusetzen. Auf EU-Ebene seien per Verordnung bereits 2015 Regelungen geschaffen worden, die einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der negativen Folgen invasiver Arten leisteten. Zentral sei dabei ein Aktionsplan, mit dem die nicht-vorsätzliche Einführung und Ausbreitung solcher Arten in die und innerhalb der EU verhindert werden solle.
Derzeit werde der deutsche Aktionsplan für die Pfade invasiver gebietsfremder Arten überarbeitet. Daneben unterstütze die Bundesregierung Forschungsprojekte auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Der aktuelle IPBES Bericht wurde in einem vierjährigen Prozess von 86 Experten aus der ganzen Welt erstellt. Im Rahmen der 15. Vertragsstaatenkonferenz zur biologischen Vielfalt (CBD COP15) wurde beschlossen, die Ansiedlung invasiver Arten bis 2030 um mindestens die Hälfte zu reduzieren.