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01.06.2016 | 17:34 | Land unter 

Katastrophenalarm in Bayern

Triftern - Nach heftigen Regenfällen haben Hochwasserfluten den Südosten Bayerns überschwemmt - die Behörden riefen am Mittwoch den Katastrophenfall aus.

Katastrophenalarm
Schon wieder Land unter in Bayern: Nach Dauerregen ist der Landkreis Rottal-Inn vom Hochwasser überrascht worden. Flüsse und Bäche wälzten sich als reißende Flutwelle durch die Orte. Dramatische Stunden für die Bewohner. (c) proplanta
Flüsse und Bäche traten über die Ufer, die Flutwelle riss Autos, Bäume und Einrichtungsgegenstände aus überschwemmten Häusern mit sich. Vielerorts stand das Wasser meterhoch in den Straßen. Viele Häuser waren komplett eingeschlossen, die von den Wassermassen überraschten Bewohner mussten mit Hubschraubern gerettet werden.

Das Landratsamt Rottal-Inn rechnet mit Schäden im zweistelligen Millionenbereich. «Wir haben aber bisher kein Todesopfer zu beklagen», sagte der stellvertretende Sprecher Robert Kubitschek in Pfarrkirchen. In Bayern ist es das zweite schlimme Hochwasser binnen kurzer Zeit: Keine drei Tage zuvor hatten Überschwemmungen im Großraum Ansbach in Mittelfranken große Schäden angerichtet. Die Aufräumarbeiten dort dauern immer noch an.

Auch wenn es zuvor eine Unwetterwarnung gegeben hatte, überraschte das Ausmaß des Hochwassers in Niederbayern: «Mit dieser Wucht hat wohl niemand gerechnet», sagte ein Sprecher des Landratsamts. So sah es auch Emil Bumberger von der Polizei in Pfarrkirchen: «Es herrscht Land unter. Die Wassermassen kamen sehr schnell.»

In vielen Gemeinden war die Lage dramatisch. In Simbach am Inn wälzte sich eine reißende, schlammig-braune Flutwelle durch den Ort. Eine Asylbewerberunterkunft in einer ehemaligen Turnhalle wurde geräumt. Rettungskräfte berichteten, dass Lastwagenfahrer auf der Bundesstraße 12 auf die Dächer ihrer Fahrzeuge geklettert waren, weil sie Angst hatten, von den Fluten davongeschwemmt zu werden. Auch die Polizei war betroffen - die Beamten mussten ihre Dienststelle verlassen. «Da steht das Wasser meterhoch», sagte ein Polizeisprecher. Land unter auch am Grenzübergang zum österreichischen Braunau: Eine Brücke war komplett überspült.

Ähnlich sah es in Triftern aus. «Die Situation hat sich in den letzten Stunden dramatisch zugespitzt. Der ganze Ortskern wurde von dem Altbach überspült», sagte Bürgermeister Walter Czech (CSU) am Nachmittag. In dem Ort saßen Kinder in einer Schule fest, weil die Zufahrtswege nicht passierbar waren. 200 Kinder konnten bis zum frühen Abend abgeholt werden, 50 weitere waren noch da. «Vielleicht müssen die Kinder aber die Nacht in der Turnhalle verbringen», erklärte Czech. «Der Strom ist in der Schule ausgefallen und wir versuchen ein Notstromaggregat nach oben zu bringen.» In Gefahr seien die Schüler nicht, weil das Gebäude auf einem Hügel stehe. Auch rund 350 Schüler aus Simbach mussten sich auf eine Nacht in der Schule einrichten.

In Passau bereiteten sich die Menschen am Abend auf Schlimmeres vor. Landrat Franz Meyer rief vorsorglich den Katastrophenfall aus - als Vorstufe zu einem möglichen Katastrophenalarm. Damit habe der Katastrophenschutz-Stab seine Arbeit aufgenommen und koordiniere etwa den Einsatz der Feuerwehren. Die Bevölkerung solle möglichst auf Autofahrten verzichten, im Haus bleiben und Kellerräume meiden. «Wir haben überflutete Straßen und überflutete Keller, großflächig und im großen Ausmaß», sagte eine Mitarbeiterin des Landratsamtes.

Glück im Unglück hatte eine Schulklasse aus Augsburg, die mit zwei Lehrern und einem Begleiter unterwegs war. Die Siebtklässler waren während einer Bootstour auf dem Schwarzen Regen in Niederbayern vom Unwetter überrascht worden. Bei Dauerregen und heftiger Strömung wurden ihre Kähne auseinandergetrieben. Ein Teil der Gruppe gelangte ans Ufer, die anderen retteten sich auf eine Insel. Die Wasserwacht brachte die verstörten Schüler in Sicherheit, ein Mädchen erlitt einen Schock, ein anderes eine Unterkühlung.

Neben zahlreichen Feuerwehren eilte auch die Wasserwacht ins Katastrophengebiet. «Alles, was wir verfügbar haben, ist im Einsatz», hieß es vom Polizeipräsidium Niederbayern. Polizisten seien von Grenzübergängen abgezogen worden. Auch auf österreichischer Seite herrsche Alarmbereitschaft.

Die Vorsorge ist nicht unbegründet: Mit Sorge beobachteten viele Gemeinden die Wasserstände im Einzugsgebiet des Inns. In Passau wurde die Meldestufe zwei erreicht; danach können landwirtschaftliche Flächen und vereinzelt Straßen überflutet werden.

Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) sagte Unterstützung zu: Der Freistaat werde bei der Regulierung der Schäden «schnell und unbürokratisch helfen», sagte er der «Passauer Neuen Presse». Er bereite für die Kabinettssitzung kommende Woche einen entsprechenden Entwurf vor. Notwendig sei, die Schäden zu ermitteln. Wo sich aber eine finanzielle Notlage ergebe, dürfe man sich auf die Hilfe des Freistaats verlassen.

In Mittelfranken ging unterdessen das große Aufräumen weiter. Bis alle Straßen wieder freigegeben sind, kann es aber noch etwas dauern. Vor allem kleinere Straßen und Wege seien immer noch wegen Unterspülungen gesperrt, hieß es bei der Leitstelle in Ansbach. Gleichzeitig befürchten die Helfer dort neue Unwetter mit Starkregen.

Der Boden sei bereits gesättigt, der Regen könne im Moment kaum ablaufen. Laut Deutschem Wetterdienst in München sind derzeit aber im Raum Ansbach keine Unwetter zu erwarten, allerdings könne es zu Gewittern und starken Schauern kommen.

Polizei in Simbach wegen Hochwasser nicht erreichbar

Das Hochwasser in Bayern hat auch die Polizei getroffen: Die Dienststelle in Simbach am Inn musste am Mittwochnachmittag evakuiert werden und war telefonisch nicht mehr erreichbar, wie das Polizeipräsidium in Straubing mitteilte. «Da steht das Wasser, da ist keiner mehr», sagte ein Polizeisprecher. Die Kollegen seien nur noch per Handy erreichbar. Allerdings ist auch das Handynetz vor Ort derzeit überlastet. Nach Dauerregen hat der Landkreis Rottal-Inn wegen schwerer Überschwemmungen in mehreren Gemeinden Katastrophenalarm ausgelöst.
dpa
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