Landwirte klagen über das sogenannte Binnenhochwasser, das auf ihren Feldern steht. Es macht die Aussaat zunichte - und bringt einige Bauern in Existenznot. Zudem sind viele Keller und Privatgärten überflutet, das Grundwasser drückt. Bewohner berichten von großen Schäden. «Wir haben zurzeit eine Krisensituation», resümiert der Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD). Mehrere tausend Hektar seien überflutet. Manch ein Bauer nennt die Lage schlicht und einfach eine «große Schweinerei».
Und das in einer Region, die sich als «Gemüsegarten Berlins» einen Namen gemacht hat. Die Landwirtschaft spielt im Oderbruch, in dem auch Hauptstädter am Wochenende gerne zu Gast sind, eine große Rolle.
Nach Angaben des Leiters des Amtes für Landwirtschaft in Seelow, Jan Paepke, haben knapp 230 Betriebe Flächen im Oderbruch. Landwirtschaft gebe es auf etwa 59.700 Hektar. Landrat Schmidt rechnet vor, dass in der Region rund 20.000 Menschen leben, der gesamte Kreis Märkisch- Oderland habe 191.000 Einwohner.
Das Problem: Im Schnitt liegt das Oderbruch zwei bis fünf Meter unter dem mittleren Oderwasserspiegel und kann daher bei Hochwasser einfach volllaufen. Der Streifen östlich von Berlin an der polnischen Grenze wurde immer wieder von Hochwasser heimgesucht, auch bei der verheerenden Katastrophe 1997. Nun ist es ein sogenanntes Binnenhochwasser, das Landwirte, Bewohner sowie Politiker in Märkisch-Oderland und in Potsdam beschäftigt.
Brandenburgs Landesregierung hat Gelder zugesagt. So sollen 13 Millionen Euro in die Verbesserung der Abflusssysteme investiert werden. Außerdem bekommt der Gewässer- und Deichverband Oderbruch jährlich 1,3 Millionen Euro für die Gewässer- und Deichunterhaltung. Für die Landwirte geht es um ihre Existenz. «Momentan kann man sich fast gar keine Zukunft vorstellen», sagt die Geschäftsführerin des Bauernverbandes Märkisch-Oderland, Ines Sennewald. «Wenn ein Boden lange unter Wasser stand, stirbt alles, was kreucht und fleucht.»
Felder, die im vergangenen Herbst hätten bestellt werden sollen, hätten zum Teil unter Wasser gestanden, erläutert Paepke. Wer es trotzdem schaffte, habe mit ansehen müssen, wie die Bestellung später buchstäblich den Bach heruntergegangen sei. Bei einer Erhebung Ende Oktober 2010 wurde laut Paepke festgestellt, dass knapp 50 Betriebe mit erheblichen Einbußen zu kämpfen hätten.
Die Geschäftsführerin des Bauernverbandes fordert, für Hochwasser- und Naturschutz ein «verträgliches Maß» zu finden. Gewässer seien in der Vergangenheit nicht ordnungsgemäß unterhalten worden. «Wir haben jetzt die Quittung dafür.» Gewässer seien zum Beispiel «verkrautet», was den Abfluss des Wassers behindert habe. «Man kann nicht sagen, wir machen die Deiche und lehnen uns zurück. Es muss nach wie vor eine Gewässerunterhaltung stattfinden», betont Sennewald.