«Der Straßenverkehr stellt eine erhebliche Gefahr für Wildtierarten dar», sagte der Thüringer Landesgeschäftsführer des
BUND, Burkhard Vogel, der Deutschen Presse-Agentur. An Straßen würden deshalb mehr Wildbrücken und Durchlässe gebraucht, um den Tieren das sichere Über- oder Unterqueren der Fahrbahnen zu ermöglichen.
Kritik übte Vogel an den für den Straßenbau im Freistaat zuständigen Behörden. Allzu oft würden sie solche möglichen Baumaßnahmen nicht umgesetzt - obwohl es dafür Fördermittel des Bundes gebe.
Nach Angaben des Landesjagdverbands hat sich die Zahl der Feldhasen in Thüringen zuletzt auf einem niedrigen Niveau wieder stabilisiert - nachdem der Bestand jahrzehntelang teils deutlich zurückgegangen war.
Im vergangenen Jahr seien nach der Zählung der
Jäger sieben bis acht Hasen je 100 Hektar registriert worden, hatte der Geschäftsführer des Landesjagdverband Thüringen, Frank Herrmann, vor Kurzem gesagt.
Einer der größten Feinde des Feldhasen in Thüringen sei allerdings nach wie vor das Auto. So hätten Jäger im Freistaat für das Jagdjahr 2018/2019 zwar etwa 1.500 Feldhasen erlegt. Doch mehr als 860 dieser Tiere seien im Straßenverkehr getötet worden, sagte Herrmann.
Dafür, dass die Zahl der Feldhasen, aber zum Beispiel auch der Hamster in Thüringen seit der Wende deutlich zurückgegangen ist, sind auch laut Vogel vor allem neue Anbaumethoden verantwortlich. Getreide werde heute enger gedrillt als früher, dadurch ändere sich das Mikroklima, weil die Halme dichter stünden und es länger dauere, bis nach Regengüssen die Getreideäcker wieder trocken seien. «Junghasen können dadurch beeinträchtigt werden, weil der Energieverbrauch in den feucht-kühlen Getreidefeldern steigt», sagte Vogel.
Auch der Einsatz von Pestiziden und des umstrittenen Wirkstoffs
Glyphosat - der etwa in Pflanzengiften verwendet wird - mache den Tieren zu schaffen. Feldhasen benötigten eine «Hasenapotheke» für die
Ernährung und die Aufzucht. Dabei handle es sich um eine Mischung aus Wildkräutern. «Durch Glyphosat und Pestizide werden diese
Wildkräuter abgetötet und stehen den Feldhasen daher nicht mehr zur Verfügung.»
Herrmann hatte erklärt, der jahrelange Rückgang der Feldhasenbestände in Thüringen habe auch damit zu tun, dass in der Landwirtschaft heute deutlich weniger Kartoffeln und
Rüben angebaut würden als früher. Gerade die Felder mit solchen Früchten böten dem Hasen Deckung.
Von den Anbaumethoden sind laut Vogel auch Vögel betroffen, die auf den Feldern leben. «Die ursprüngliche Allerweltsart Feldlerche hat Einbußen von mehr als 50 Prozent des Bestandes erlitten», sagte Vogel. Beim Rebhuhn sei der Bestand sogar um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Auch andere ursprünglich häufige Feld-Vogelarten wie Goldammer und Grauammer seien auf dem Rückzug und in manchen Regionen vollständig verschwunden.
Neben Änderungen im Straßenbau müssten sich deshalb auch Praktiken in der Landwirtschaft ändern, um Bestände zu sichern. Vogel zählt dazu etwa ein Verbot von Glyphosat und ein Verbot, Mäusegift flächig auszubringen, weil davon alle Wildtierarten - auch Hamster und Greifvögel - betroffen seien.