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09.01.2015 | 16:30 | Orkantief 

Orkanböen fegen über Deutschland und fordern Verletzte

Hamburg/Edinburgh - Mit heftigen Orkanböen hat Sturm «Elon» in Deutschland
erhebliche Schäden angerichtet und mehrere Menschen verletzt.

Orkan 9. Januar 2015
Heftige Stürme fegen über Deutschland - auch in den nächsten Tagen. Schon zu Beginn der Orkanböen hatten Polizei und Feuerwehr vor allem im Norden jede Menge zu tun: Bäume knickten reihenweise um, Bahnstrecken wurden zeitweise gesperrt, Kinder verletzt. (c) proplanta

Das Unwetter blockierte am Freitag gleich drei Hauptrouten der Bahn - Tausende Reisende waren davon betroffen.

Zwei Mädchen wurden auf einem Hamburger Schulhof von einem umstürzenden Baum getroffen und kamen in ein Krankenhaus. Auch bei wetterbedingten Unfällen auf Straßen und Gewässern gab es Verletzte. Starke Stürme kappten in Schottland die Stromversorgung von etwa 100.000 Menschen.

Eine Wetterentspannung war noch nicht in Sicht: Auch für Samstag prognostizierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in ganz Norddeutschland Orkanböen. Dann soll es auch wieder Sturmfluten geben. Frühestens Ende kommender Woche sei mit einer Beruhigung zu rechnen. Ursache dafür ist das riesige Zentraltief «Christian» über Island, das kleinere Tiefdruckgebiete nach Europa schickt.

Umgestürzte Bäume blockierten am Nachmittag die Bahngleise. Die Fernverkehrsstrecken Hamburg-Hannover, Hamburg-Berlin und Hamburg-Bremen waren stundenlang gesperrt, wie die Bahn mitteilte. Es kam zu zahlreichen Verspätungen auch auf anderen wichtigen Routen.In Berlin waren einige S-Bahn-Strecken unterbrochen. Vor dem Sturm kapitulierte auch der Fährverkehr von Cuxhaven zur Hochseeinsel Helgoland.

Die beiden in Hamburg schwer verletzten Mädchen sind Schülerinnen einer sechsten Klasse. Ein weiteres Kind wurde mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Ein Notfallseelsorger betreute Schüler und Lehrer. Der Baum war durch eine Windböe auf den Schulhof gestürzt. Im brandenburgischen Prenzlau musste eine Grundschule evakuiert werden, nachdem der Sturm das Dach weggefegt hatte. Keiner der rund 300 Schüler wurde verletzt. In Hamburg wurde der bei Touristen beliebte Fischmarkt überschwemmt.

In Trittau (Schleswig-Holstein) wurden zwei Männer verletzt, als ein Baum auf ihren Kleinbus stürzte. Orkanböen mit bis zu 160 Stundenkilometern fegten über den höchsten Berg Norddeutschlands, den 1.141 Meter hohen Brocken. In Berlin brach der Fußball-Bundesligist Hertha BSC wegen des Unwetters das Training ab. Die Mannschaft verließ fluchtartig den Platz.

Die Stadt München verschickte wegen befürchteter Orkanböen per Katastrophenwarnsystem «Katwarn» eine Unwetterwarnung an die Handys registrierter Bürger. Eine zehn Meter hohe Fichte krachte auf ein fahrendes Auto, in dem zwei Frauen saßen. Die beiden kamen mit dem Schrecken davon.

Auch Nordrhein-Westfalen wappnet sich für ein Sturmwochenende. In Köln wurde am Freitag die Domplatte abgeriegelt, um Passanten vor möglicherweise herabfallenden Steinen zu schützen. In Düsseldorf ordnete das Gartenamt vorsorglich die Schließung der Friedhöfe und eines Wildparks an. Für Samstag wurden die Wochenmärkte abgesagt.

Wetterchaos in Großbritannien und Schottland

Im Norden des Landes waren rund 100.000 Haushalte zwischenzeitlich vom Stromnetz abgeschnitten. Am schwersten betroffen waren die Highlands und die schottischen Inseln. Viele Schulen und Kindergärten blieben geschlossen. Wetterwarnungen der Meteorologen betrafen auch die Großstädte Edinburgh und Glasgow.

Auch in Schottland legten die schweren Stürme den Zugverkehr teilweise lahm. Die Betreiberfirma ScotRail sagte am Morgen alle Fahrten aus Sicherheitsgründen ab, kurz darauf waren vereinzelte Züge aber wieder unterwegs. Windböen erreichten Geschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern. Vor allem in den Highlands und auf den schottischen Inseln mussten Zehntausende ohne Strom auskommen. Viele Schulen und Kindergärten blieben geschlossen. Nach Polizeiangaben waren einige Straßen und Brücken gesperrt. Wetterwarnungen der Meteorologen betrafen auch die Städte Edinburgh und Glasgow.

In Tschechien fuhr ein Schnellzug bei Zelezna Ruda (Markt Eisenstein) auf einen umgestürzten Baum. Verletzt wurde niemand.

Orkane sind im Januar nichts Ungewöhnliches, wie der DWD betonte. «Das ist sogar recht typisch, weil die Temperaturunterschiede zwischen den Polen und den Tropen dann am größten sind - und die werden ausgeglichen», sagte ein Meteorologe. Die Folge: Es entstehen starke Tiefdruckgebiete, die auf ihrer Vorderseite warme Luft von der Äquatorregion zu den Polen schieben und dabei Deutschland streifen. Deswegen wird es bei Sturmwetter auch so warm. Auf ihrer Rückseite zieht dann kalte Luft nach - es folgt ein Temperatursturz.

Schwerer Sturm bricht ganze Bäume um

Der schwere Sturm über Deutschland hat mit seiner gewaltigen Kraft ganze Bäume umgebrochen. Die Belastung eines Baumes im Sturm ist abhängig von seiner Größe, also der vom Wind angeblasenen Kronen- und Stammfläche. Sind die Kronen des Baumes durchlässig, verringert sich der Druck dagegen um bis zu zwei Drittel. Bei schweren Stürmen im Herbst und Winter werden kahle Laubbäume darum weniger belastet als immergrüne Nadelbäume. Mit zunehmender Entfernung vom Erdboden nimmt der sogenannte Staudruck durch den Wind zu. Auf Geländeerhebungen kann sich der Druck zudem auf das Vierfache erhöhen.

Sind Böden nach längeren Regenperioden aufgeweicht, kann bisweilen die Verankerung im Boden nicht ausreichen, um die Windbelastung abzufangen. Bäume können dann wesentlich schneller umgeworfen werden als in trockenem Erdreich. Anders als bei diesem «Wurf» sprechen Experten von einem «Bruch» der Bäume, wenn Äste oder der Stamm oberhalb der Erdoberfläche abbrechen und Wurzeln nicht mit herausgerissen werden.

Meteorologen: Ende der Sturm-Periode frühestens in einer Woche

Stürme und Orkane halten Deutschland auch die nächsten Tage noch fest im Griff. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach ist frühestens Ende der kommenden Woche mit einer Wetterberuhigung zu rechnen. Ursache dafür ist ein gigantisches Zentraltief über Island («Christian»), das immer wieder kleinere Tiefdruckgebiete nach Europa schickt. So fegt Tief «Felix» am Samstag und Sonntag noch mit Orkanstärke über Deutschland hinweg. Selbst im Tiefland kann es dabei zu orkanartigen Böen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 115 Stundenkilometern kommen. Auf den Berggipfeln tobt der Sturm weiter in voller Orkanstärke. Dabei kommt es zu kräftigem Dauerregen, im Bayerischen Wald erwarten die Meteorologen sogar Unwetter.

Orkane sind im Januar nichts Ungewöhnliches, wie der DWD betonte. «Das ist sogar recht typisch, weil die Temperaturunterschiede zwischen den Polen und den Tropen dann am größten sind - und die werden ausgeglichen», sagte ein Meteorologe. Die Folge: Es entstehen starke Tiefdruckgebiete, die auf ihrer Vorderseite warme Luft von der Äquatorregion zu den Polen schieben und dabei Deutschland streifen. Deswegen wird es bei Sturmwetter auch so warm. Auf ihrer Rückseite zieht dann kalte Luft nach - es folgt ein Temperatursturz.

Die Temperaturen steigen am Samstag am Oberrhein und in Südostbayern auf 17 Grad, sonst werden zwischen 10 und 15 Grad erreicht. Am Sonntag folgt ein Temperatursturz. Im Bergland und in am Alpenrand fällt sogar wieder Schnee. Der Wind lässt aber nur kaum nach. (dpa)

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