Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
24.05.2022 | 02:13 | Betrüger, Schaulustige und Plünderer 

Paderborn kommt nach Tornado nicht zur Ruhe

Paderborn - Kriminelle, Verkehrsrowdys, Schaulustige und erneute Unwetterwarnungen: Auch drei Tage nach dem verheerenden Unwetter mit zerstörerischen Tornados kehrt in Paderborn und Lippstadt keine Ruhe ein.

Tornado
Paderborn kommt nach dem Tornado nicht zur Ruhe. Als wären die Schäden und Zerstörungen nicht schlimm genug, muss die Polizei nun auch noch gegen Kriminelle, Schaulustige, Verkehrsrowdys und Spendenbetrüger ermitteln. (c) Chris White - fotolia.com
Die Paderborner Polizei ermittelt seit Montag nach eigenen Angaben gegen mutmaßliche Betrüger, die versuchen, die Hilfsbereitschaft der Menschen auszunutzen und im Namen der Stadt illegal Spenden zu sammeln. Darauf machte auch die Verwaltung auf ihrer Homepage aufmerksam.

«Die Stadt Paderborn steckt ausdrücklich nicht hinter Spendenaufrufen, die derzeit in den sozialen Netzwerken, beispielsweise auf Facebook, kursieren. Hier versuchen Unbekannte, die aktuelle Lage für sich zu nutzen und schnell an Geld zu kommen.»

Die Polizei bestätigte der Deutschen Presse-Agentur eine entsprechende Strafanzeige gegen die unbekannten Spendensammler. «Wir haben Ermittlungen aufgenommen», sagte ein Sprecher, «wegen des Verdachts des Betrugs.» Die Unbekannten nutzen für ihren versuchten Spendenbetrug die Internet-Plattform GoFundMe.com. Unter dem Titel «Tornado in Paderborn NRW» steht dort zu lesen: «Hallo, wir sind Orkan in Deutschland und wir sammeln im Auftrag von der Stadt Paderborn Geldspenden für die betroffenen Personen (...).»

Die Plattform ist populär, um Spenden einzusammeln. Es gab aber immer wieder Versuche, falsche Aufrufe dort zu platzieren. So betonte die Stadt ausdrücklich, dass diese Kampagne nicht von ihr stammt und sie «weder online noch analog zu Spendensammlungen aufgerufen hat». Die Polizei riet einmal mehr, für Spenden nur offizielle Stellen zu nutzen. «Im Internet gibt es viele Kriminelle, Betrüger, Fakes und Scharlatane», so der Polizeisprecher.

Auch auf anderen Gebieten haben die Behörden weiter jede Menge Arbeit in der gebeutelten Region. Auch gegen Schaulustige wird vorgegangen. Am Sonntag - zwei Tage nach dem verheerenden Unwetter - habe es zahlreiche Hilferufe von Geschädigten gegeben. Die Einsatzkräfte sprachen von «regelrechtem Sensationstourismus».

Deswegen seien «Dutzende Platzverweise» ausgesprochen worden. Zudem habe es drei entsprechende Strafanzeigen gegeben, teilte die Polizei mit. Darüber hinaus seien in einem Fall Ermittlungen wegen des Verdachts einer Plünderung in einem Textilgeschäft, in einem weiteren wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr aufgenommen worden.

Die Besitzerin eines Bekleidungsgeschäfts erstattete Anzeige. Die Geschäftsfrau hatte laut Polizei ihren Laden gegen 16.00 Uhr am Freitag geschlossen. Nachdem der Tornado durchgezogen war, habe sich eine Geschäftsnachbarin gemeldet und ihr gesagt, dass die Ladentür durch den Sturm aufgedrückt worden sei und im Laden alles durcheinander läge. Die Besitzerin habe vor Ort dann festgestellt, dass Kleidung im Wert von mehreren Tausend Euro gestohlen worden war.

Auch einige Handwerker können nicht ungestört arbeiten. Im Riemeke-Wohnviertel sei ein Dachdecker, der sein Steigerfahrzeug aufbauen wollte, angegangen worden. Der Verkehr musste dort kurzzeitig angehalten werden. Ein Autofahrer sei dann bedrohlich auf den Dachdecker zugefahren und habe erst kurz vor ihm gebremst. Er beleidigte den Handwerker, fuhr ihm über einen Fuß und gab dann Gas. Die Polizei ermittelt wegen «gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr».

Im Riemekepark, im Paderquellgebiet und anderen Schadensbereichen hätten sich viele Passanten am Wochenende nicht an die Absperrungen gehalten. Flatterbänder seien abgerissen oder einfach «unterwandert» worden, monierte die Polizei. Im Industriegebiet Dörener Feld seien Wachschutzunternehmen beauftragt worden, Fremde von den zerstörten Betriebsgebäuden fernzuhalten. Auch die Anweisungen der Wachmänner seien missachtet worden, so dass diese die Polizei um Unterstützung gerufen hätten. Die Polizei habe gleich mehrere Streifen eingesetzt.

Unterdessen dauerten die Arbeiten zur Beseitigung der Sturmschäden auch am Montag an. An vielen Stellen unterstützten Beamtinnen und Beamte mit Straßen-Sperrungen oder Absicherungen von Gefahrenstellen. Immer noch gebe es lebensgefährliche Bereiche, hieß es. Auch auf Privatgrundstücken müssten Bewohner vorsichtig sein, denn viele beschädigte Dächer seien noch nicht abgesichert.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte derweil vor neuen Gewittern, Windböen und möglichen Unwetter-Gefahren am Montagnachmittag im Kreis Paderborn. Die Warnungen seien ernst zu nehmen. Niemand solle sich dann im Freien aufhalten, insbesondere in den noch nicht sicheren Schadensgebieten des Freitags-Tornados. Durch herabfallende Dachziegel oder abbrechende Äste bestehe Lebensgefahr.

Ebenfalls keine Entwarnung gab es für die Abiturienten. Sie müssen ran für ihre Prüfungen. Auch wenn drei Gymnasien - zwei im ebenfalls stark betroffenen Lippstadt, eins in Paderborn - noch geschlossen blieben, müssen Schülerinnen und Schüler die noch wenigen ausstehenden Abi-Prüfungen wie geplant absolvieren. Dabei kann die Polizei dann wohl kaum helfen.
dpa/lnw
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Ermittlungsakte zur Flutkatastrophe an der Ahr geschlossen

 Aprilwetter zeigt sich kühl und regnerisch

 Nasskaltes Wetter im Südwesten - Regen, Graupel und im Bergland Schnee

 Unwetter in Deutschland wütet in der Nacht zum 15. April 2024

 Sturmböen und Gewitter erwartet

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken