Das Wachstum der Pilze sei derzeit regional sehr unterschiedlich, sagte Lutz Helbig vom Brandenburgischen Landesverband der Pilzsachverständigen e.V. der Deutschen Presse-Agentur. Er sprach von einer durchschnittlichen Pilzsaison.
«Wir sind unwahrscheinlich abhängig geworden von den Niederschlägen.» Es lohne sich derzeit immer, auf das Wetterradar zu schauen. In der Prignitz oder in der Region Potsdam habe es bereits gute Funde der beliebten Pfifferlinge gegeben.
Die Lausitz dagegen hatte ihm zufolge zu Beginn des Sommers so gut wie fast gar kein Pilzaufkommen. Das habe sich nun mit mehr Regen verändert. So seien Champignons auf feuchten
Wiesen in Südbrandenburg derzeit gut zu finden, berichtete Helbig. Nach letzten ergiebigen Regenfällen steige die Chance, weitere Speisepilze zu entdecken.
Dem Experten zufolge ist das Aufkommen mancher Pilzarten eng verbunden mit ihrer Ernährung. «Fast alle Röhrlinge brauchen zum Wachsen eine Symbiose (
Mykorrhiza) zu bestimmten Bäumen.» Der Fichtensteinpilz beispielsweise wachse gut unter Fichten, Buchen, Eichen oder Kiefern.
Da es wegen der Trockenheit vielen Bäumen nicht gut gehe, sei auch das Pilzaufkommen unter diesen Baumarten schlechter, erklärte er. Ähnlich sei es bei Birkenpilzen, Maronen oder Rotkappen, die von einem «vitalen» Baum abhängig seien.
Helbig vermutet, dass durch die massiv geschädigten
Wälder und absterbenden Bäume bestimmte Pilzarten künftig vermehrt zu finden sein könnten. Die Fette Henne etwa - ein Schwächeparasit, aber auch schmackhafter Speisepilz - habe gute Chancen, sich nun an geschwächten Nadelgehölzen zu etablieren.
Der Pilzberater erinnerte noch einmal daran, dass nur so viele Pilze gesammelt werden sollten, wie erlaubt sind. Das brandenburgische
Waldgesetz schreibe vor, dass nur für den individuellen Tagesbedarf gesammelt werden darf. Als Orientierung gelten Helbig zufolge etwa ein Kilogramm pro Person. Ganz kleine Pilze sollten die Sammler grundsätzlich stehen lassen. Zudem sollten Sammler bei «leisesten Zweifeln», ob der Pilz essbar ist, die Pilze stehen lassen oder eine Beratungsstelle aufsuchen.
In Deutschland gibt es nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Mykologie mehr als 11.700 Pilzarten, gut 6.000 davon in Brandenburg. Etwa 200 von ihnen können als Speisepilze bezeichnet werden. Rund 50 weitere sind den Angaben zufolge als essbare Pilze umstritten, weil sie beispielsweise eine besondere Zubereitung brauchen oder aber individuell unverträglich sind.
Etwa 200 Pilzarten sind bis heute als giftig bekannt. Jährlich werden neue Arten nachgewiesen und in einer deutschlandweiten Kartierung erfasst. Bei dieser Kartierung arbeitet Helbig ehrenamtlich mit.