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09.04.2023 | 12:13 | Erhalt der Biodiversität 

Praxistauglichkeit von Artenschutz-Maßnahmen für Landwirte entscheidend

Ingelheim - Für die Landwirtschaft ist beim Erhalt der Biodiversität die Praxistauglichkeit einer Maßnahme von entscheidender Bedeutung. Die Integration in die Betriebsabläufe gehört dabei ebenso dazu wie der ökonomische Erfolg.

Artenschutz-Maßnahmen
Dialog- und Demonstrationsprojekt F.R.A.N.Z. weist den zukünftigen Weg - Maßnahmen nun breitflächig in der Landwirtschaft verankern. (c) proplanta
Das hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, am Mittwoch (5.4.) im Rahmen einer Feldbegehung auf dem Betrieb von Tobias Diehl in Rheinland-Pfalz betont. Dort wurden Einblicke in die praktischen Maßnahmen des Dialog- und Demonstrationsprojekts „Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft“ (F.R.A.N.Z.) gegeben.

Rukwied sprach sich dafür aus, diese Maßnahmen breitflächig in der Landwirtschaft zu verankern. Es dürfe nicht beim Pilotprojekt bleiben, auch im Hinblick auf die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2027. Allerdings müssten die Betriebe hierbei ökonomische Perspektiven erhalten. „Mit Umweltschutz müssen wir Landwirte auch Geld verdienen können“, hob der Bauernpräsident hervor. Nur wirtschaftlich tragfähige Maßnahmen erzeugten eine hohe Teilnahmebereitschaft bei den Betrieben.

Die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt erinnerte daran, dass die Landwirtschaft eine wachsende Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln versorgen müsse und dabei gleichzeitig möglichst ressourcenschonend vorgehen solle. Außerdem liege ein besonderer Fokus auf dem Erhalt der Artenvielfalt. Das F.R.A.N.Z.-Projekt setze genau an dieser Stelle an und stelle eine Verbindung zwischen dem Schutz der natürlichen Ressourcen und der praktischen Landwirtschaft dar.

„Das Demonstrationsprojekt zeigt: Die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist ein zentraler Bestandteil, wenn es darum geht, wertvolle Kulturlandschaft und Ressourcen zu erhalten und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit der Betriebe als auch Ernährungssicherheit zu gewährleisten“, so die Ressortchefin.

Von der BLE zur Rentenbank

Staatssekretär Dr. Erwin Manz vom Mainzer Umweltministerium sprach sich dafür aus, im Naturschutz einen engen Schulterschluss mit der Landwirtschaft zu suchen. „Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, um den Artenschwund aufzuhalten“, hob Manz hervor. Forschungen, wie sie im F.R.A.N.Z.-Projekt betrieben würden, trügen dazu bei, Maßnahmen möglichst effektiv zu gestalten, sowohl im Sinne des Artenschutzes als auch im Sinne möglichst ökonomischer Arbeitsabläufe und gezielter und unbürokratischer Förderungen.

Die Sprecherin des Vorstandes der Rentenbank, Nikola Steinbock, rief ebenfalls dazu auf, jetzt gemeinsam darüber zu diskutieren, wie das Demonstrationsprojekt weiterentwickelt und in die Breite getragen werden könne. Sie zeigte sich überzeugt, dass es gelingen werde, die gesteckten Ziele zu erreichen. Steinbock verwies darauf, dass die Rentenbank zum 1. April die Trägerschaft des F.R.A.N.Z.-Projekts von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) übernommen habe.

Im Mainstream angekommen

BLE-Präsident Dr. Hanns-Christoph Eiden zeigte sich stolz, dass sein Haus als langjähriger Projektträger Teil des Projekterfolgs gewesen sei. Was 2015 als ein äußerst ambitioniertes Vorhaben gestartet sei, sei heute im Mainstream angekommen. „Auch in Zukunft bleibt Landwirtschaft und Naturschutz ein wichtiges Thema für die BLE, und wir werden es mit all unseren Kräften unterstützen“, unterstrich Eiden.

Als wegweisenden Ansatz und ein sehr erfolgreiches Projekt bezeichnete die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Sabine Riewenherm, die bisherige F.R.A.N.Z.-Bilanz. „Wir müssen mehr Naturschutz in die Fläche bringen, nicht nur in Schutzgebieten, sondern auch in die genutzte Fläche“, appellierte sie an alle Projektbeteiligten. Das gehe nur mit einer konstruktiven und guten Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Bei allen Maßnahmen müsse man auch Verständnis haben für diejenigen, die es betreffe, nämlich die Landwirte.

Nicht mit der Gießkanne verteilen

Wenn Artenvielfalt in der Agrarlandschaft wirkungsvoll unterstützt werden solle, könne man nicht einfach mit der Gießkanne beliebig Umweltmaßnahmen darüber ausschütten, stellte Sibylle Duncker von der Umweltstiftung Michael Otto klar. Vielmehr müssten diese sinnvoll kombiniert und vor allem an die jeweiligen lokalen Bedingungen angepasst werden. „Wichtig ist es, Landwirte zu finden, die offen für Veränderungen sind“, hob Duncker hervor.

Verschiedene Naturschutzmaßnahmen

Der rund 300 ha große Betrieb von Landwirt Diehl ist seit 2017 einer von zehn Demonstrationsbetrieben des F.R.A.N.Z.-Projekts, das auf zehn Jahre angelegt ist und gemeinsam von der Umweltstiftung Michael Otto und dem DBV geleitet wird. Der Betrieb widmet sich neben dem Ackerbau den Sonderkulturen Wein und Obst. Die Flächen liegen sowohl in den Rheinauen, auf den Rheinterrassen als auch auf den Plateauflächen der Region. Auf 7,4 % der Betriebsfläche werden im Rahmen des F.R.A.N.Z.-Projekts sechs verschiedene Naturschutzmaßnahmen umgesetzt, unter anderem Blühstreifen, Blühende Vorgewende und Extensivgetreide.
AgE
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