Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
17.07.2018 | 11:17 | Irreparablen Naturschäden 

Rohstoffabbau in Ozeanen gleicht der Abholzung

Gland - Mit dem Abbau von Rohstoffen in Tiefseeregionen drohe schwerer Schaden für die Meereslebewesen, warnt die Weltnaturschutzunion (IUCN).

Meere schützen
In unberührte Ökosysteme wollen Rohstoff-Firmen vordringen, um den wachsenden Bedarf an Metallen etwa für Smartphones zu stillen. Ohne gute Regeln drohen aber irreparablen Naturschäden. Paradoxerweise befeuern selbst «grüne Technologien» den Bedarf. (c) proplanta
Den Ozeanboden mit Maschinen aufzureißen komme dem Abholzen von Wäldern gleich, schreibt die Organisation in Gland (Schweiz) in einem am Montag veröffentlichten Bericht zum Abbau von Tiefseerohstoffen. Die Tiefsee umfasst Regionen mit mehr als 200 Metern Wassertiefe - nach IUCN-Angaben etwa 65 Prozent der Erdoberfläche.

Dort gibt es unter anderem Kupfer, Aluminium und Kobalt. Der Bedarf an den Metallen wächst. Die Hightech-Industrie braucht sie für Produkte wie Smartphones. Auch «grüne Technologien» befeuern den Bedarf, etwa für Speicherbatterien.

Die 1994 gegründete Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) will an ihrem Sitz in Jamaika einen Verhaltenskodex ausarbeiten. Die IUCM warnt jedoch: «Die Regeln, die gerade zum Management des Rohstoffabbaus in der Tiefsee entwickelt werden, reichen nicht aus, um unwiderruflichen Schaden von den Ökosystemen der Meere und den Verlust einzigartiger Arten abzuwenden.»

Der kommerzielle Abbau von Rohstoffen aus der Tiefsee soll erst etwa 2025 beginnen. Dabei geht es unter anderem um bestimmte schwefelhaltige Salze (Sulfide). Die Meeresbodenbehörde ISA hat nach eigenen Angaben bereits 29 Vertragspartnern Lizenzen für die Suche nach polymetallischen Sulfiden und kobaltreichen Krusten erteilt - darunter auch an der mehr als 20.000 Kilometer langen Gebirgskette Mittelatlantischer Rücken im Atlantik. Auch Deutschland hat seit 2015 eine Lizenz.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) will Sulfide im Indischen Ozean südöstlich von Madagaskar bis in eine Tiefe von 3.000 Metern erforschen. Sie enthalten nach BGR-Angaben neben Schwefel auch Blei, Kupfer, Zink, Gold und Silber sowie Spurenelemente wie Kobalt, Nickel und Selen.

Wenn Sedimente am Meeresboden aufgewirbelt werden, kann das laut IUCN einige Tiere ersticken und anderen die Sicht nehmen. Lebewesen würden zudem gestört durch Lärm, Vibrationen, Licht und Schiffe. Außerdem bestehe die Gefahr, dass giftige Stoffe durch Lecks ins Meereswasser gelangen. Dringend nötig seien mehr Studien, weil die tiefen Meeresregionen bislang gar nicht genug erforscht seien.

«Was wir bislang wissen, reicht nicht, um Meeresflora und -fauna vor Bergbauaktivitäten effektiv zu schützen», sagt Carl Gustaf Lundin, Direktor der IUCN-Abteilung für Meeres- und Polargebiete. «Rohstoffe mit den Technologien, die heute zur Verfügung stehen, aus dem Meeresboden zu holen, könnte das artenreiche Leben in der Tiefsee für immer zerstören.»

Die IUCN ist das weltweit größte Netzwerk staatlicher und nichtstaatlicher Umweltorganisationen. Unter den mehr als 1.300 Mitgliedern sind etwa die Umweltstiftung WWF und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 EU-Aktionsplan zu Meeresschutz: Bundesregierung will Fahrplan vorlegen

 Abholzung im Amazonasgebiet auf niedrigstem Stand seit sechs Jahren

 Besserer Schutz für die Ostsee in Schleswig-Holstein ohne Nationalpark

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken