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12.12.2014 | 06:38 | Wetterrückblick 2014 

Schweiz: Rekorde bei Temperatur und Niederschlägen im November

Zürich - Im November 2014 verzeichnete die Schweiz Temperaturen im Rekordbereich und im Tessin Jahrhundert Niederschläge verbunden mit Hochwasser am Lago Maggiore und am Lago di Lugano.

Wetter November 2015
(c) proplanta
Die anhaltende Wärme liess Frühlingsblumen nochmals blühen und Walderdbeeren reifen.

Rekordwärme vor allem in mittleren Lagen



Im November 2014 lag die Schweiz überwiegend im Einflussbereich sehr milder Südwest- und Südströmungen. Die herangeführte Wärme liess die Monatstemperatur vor allem in den nebelfreien höheren Regionen auf ungewöhnlich hohe Werte ansteigen, zum Teil mehr als 4 Grad über die Norm 1981 –2010.

In Elm war es mit einem Überschuss von 4.5 Grad der wärmste November seit Messbeginn 1878. Auf Rang zwei und drei liegen hier die Novembermonate 1984 und 1994 mit Überschüssen von 4.1 Grad und 3.8 Grad.

Rekord-Novemberüberschüsse verzeichneten auch Davos mit 4.2 Grad (Rang 2 1994, 3.8 Grad) und Engelberg mit 4.1 Grad (Rang 2 1994, 4.0 Grad). Rekordmild war schliesslich der November auch in La Chaux-de-Fonds im Jura mit 3.8 Grad über der Norm 1981 –2010. Der bisherige Rekordnovember brachte hier 3.6 Grad.

In Samedan im Engadin war der November 3.9 Grad milder als die Norm 1981 –2010, womit er hier mit dem Rekordnovember 1994 gleichzieht. Auch in Lugano erreichte der Novemberüberschuss von 2.1 Grad denselben Wert wie im Rekordnovember 1994.

In Sion stieg die Novembertemperatur 3.8 Grad über die Norm und damit weit über den 1994er-Rekordwert von 3.1 Grad. Diese grosse Diskrepanz zu den übrigen Messstandorten liegt möglicherweise darin begründet, dass sich jüngst das nähere Umfeld des Standortes auf dem Flugplatz Sion mit dem Bau eines Hangars geändert hat, und damit im Vergleich zur Situation vor dem Hangarbau andere Messbedingungen herrschen.

In der übrigen Schweiz erreichte die Novembertemperatur 2014 vielerorts die Ränge zwei bis sechs. Gemittelt über die ganze Schweiz ergibt sich mit einem Überschuss von 3.1 Grad der zweitwärmste November seit Messbeginn 1864. Der Rekord-November 1994 zeigte sich mit schweizweit 3.3 Grad über der Norm nur wenig milder. Bereits deutlich weniger milde Verhältnisse brachte der drittplatzierte November 2006 mit 2.4 Grad über der Norm 1981 –2010.

Jahrhundert-Regen im Tessin



Nach einem hochdruckbestimmten sonnigen und sehr milden Herbstwochenende vom 1. und 2. November, stellte sich vom 2. auf den 3. eine anhaltende Süd-/Südwestströmung ein. Während zwei Wochen floss fast ununterbrochen feuchtmilde Mittelmeerluft zur Schweiz, auf Alpensüdseite verbunden mit massiven Niederschlägen.

Im Tessin fielen vom 02. bis 17. November 2014 Niederschlagsmengen von ganz seltener Grössenordnung. Am Messstandort Lugano summieren sie sich auf 538 mm. Im 20. Jahrhundert registrierte Lugano nur einmal eine grössere 16-Tages Menge. Vom 20. Oktober bis 04. November 1928 fielen hier 547 mm. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war dies auch nur einmal der Fall. Vom 16. bis 31. Oktober 1896 kamen in Lugano 554 mm zusammen. Für den Messstandort Lugano sind seit Messbeginn 1864 homogene Tagessummen verfügbar.

In der 151jährigen Messreihe von Lugano wurden erst fünf 16-tägige Niederschlagsperioden mit über 500 mm aufgezeichnet. Neben dem aktuellen Ereignis und denjenigen von 1896 und 1928 lieferte auch die Periode vom 14. bis 29. November 2002 eine Summe von 524 mm, und vom 23. September bis 08. Oktober 1993 fielen hier 514 mm.

Massiv mehr Regen fiel vom 02. bis 17. November 2014 am Messstandort Càmedo im Centovalli. 1080 mm gingen hier nieder, also doppelt so viel wie in Lugano. Mehr Niederschlag innerhalb von 16 Tagen wurden hier erst zweimal gemessen. Vom 22. September bis 07. Oktober 1993 waren es 1202 mm, und vom 14. bis 29. November 2002 lag die Summe bei 1139 mm. Die Messreihe Càmedo startete 1961, umfasst also auch bereits über 50 Jahre. Die Tagessummen liegen für Càmedo allerdings nicht in homogener Form vor.

Von welch extremer Seite sich das Tessiner Niederschlagsregime in diesen Tagen zeigte, macht ein Vergleich mit der Alpennordseite deutlich. Im Mittelland fallen im langjährigen Durchschnitt pro Jahr etwa 1000 bis 1200 mm Regen, soviel wie nun im Centovalli innerhalb von nur zwei Wochen nieder ging.

Hochwasser an den Tessiner Seen



Als Folge der enormen Niederschlagsmengen traten der Lago Maggiore und der Lago di Lugano gegen Monatsmitte über die Ufer. Die Pegel lagen während zehn Tagen oberhalb der Hochwassergrenze. Der Lago Maggiore erreichte eine Höchstmarke von 196.41 m ü.M., was rund einen Meter unter dem absoluten Maximum von 197.57 m ü.M. vom Oktober 2000 liegt. Am Lago die Lugano wurde ein Höchststand von 271.88 m ü.M. registriert. Der Pegel lag damit nur geringfügig unter dem absoluten Maximum von 272.08 m ü.M. vom November 2002 (Seepegeldaten: Bundesamt für Umwelt BAFU).

Lugano mit Rekord-Niederschlag



Lugano erhielt mit 587 mm die höchste November-Niederschlagssumme in der 151jährigen Messreihe. Der bisherige November-Rekord von 536 mm stammt aus dem Jahr 2002. Den absoluten Monatsrekord am Messstandort Lugano hält der Oktober 1896 mit 743 mm.

In Locarno-Monti fiel mit 733 mm die zweithöchste Novembersumme in der bis 1883 zurückreichenden Messreihe. Deutlich mehr Niederschlag gab es hier im November 2002 mit 790 mm. Mehr Niederschlag als der November 2014 lieferten hier auch die Oktobermonate 1889 (885 mm), 1896 (756 mm) und 1993 (745 mm) sowie der September 1965 (750 mm). So wie am Standort Locarno-Monti fiel im Tessin verbreitet die zweithöchste November-Niederschlagssumme, und der Novemberrekord stammt überall aus dem Jahr 2002. Die Messreihen reichen in der Regel bis ca. 1960 zurück.
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