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07.06.2011 | 09:15 | Ausnahmezustand 

Schwere Unwetter wüteten gestern über Deutschland

Hamburg / Straubing / Regensburg / Ingolstadt / Neubrandenburg - Starker Regen hat am Montagabend mitten im Berufsverkehr zahlreiche Straßen in Hamburg unter Wasser gesetzt und zu einem Verkehrschaos geführt.

Hochwasser 2011
(c) proplanta
Unter den Regen mischten sich erbsengroße Hagelkörner, es blitzte und donnerte heftig. Keller von Geschäften, Bürogebäuden, Hotels und Theatern liefen voll, U-Bahn-Eingänge und Unterführungen wurden überschwemmt.

«Die gesamte Stadt ist betroffen», sagte ein Feuerwehrsprecher. Rund 1.250 Mal wurden die Einsatzkräfte im Laufe des Abends gerufen. Ein Ausnahmezustand, der vor allem die Innenstadt und östliche Bereiche Hamburgs betraf, konnte erst in der späten Nacht wieder aufgehoben werden. Am Flughafen gab es kurzzeitig keine Starts und Landungen, eine S-Bahn-Linie war stundenlang lahmgelegt.

Ein Mann kam vorsorglich ins Krankenhaus, nachdem in seiner Nähe ein Blitz eingeschlagen war. «Er saß im Büro im siebten Stock hinter einem Fenster und hat elektromagnetische Impulse abbekommen», erklärte der Sprecher. Zunächst hieß es, der Mann sei vom Blitz getroffen worden.

Mehr als 1.000 Feuerwehrleute waren im Einsatz - und wurden unter anderem zum Rathaus, zur Innenbehörde, zum US-Konsulat und zum Hauptbahnhof gerufen. «Da war überall Wasser im Keller.» Auch die Staatsoper, das Hotel Atlantic und das Alstertal-Einkaufszentrum im Stadtteil Poppenbüttel waren betroffen. «In Bergedorf war ein ganzer Straßenzug überschwemmt», berichtete der Sprecher.

In der Europa-Passage in der Innenstadt gab es den Angaben zufolge einen massiven Wassereinbruch gleich auf mehreren Ebenen. Daraufhin fielen Teile der abgehängten Decken herunter, das Gebäude musste geräumt werden. Ein Mensch wurde leicht am Handgelenk verletzt. An einer Hauptverkehrsachse, der Willy-Brandt-Straße, drohte die Fassade eines Gebäudes einzustürzen.

An der Alster flossen die Wassermassen von der Straße in die Außenalster. Wer mit dem Boot auf der Alster war, rettete sich an Land. Das Wasser drückte Gullydeckel hoch. Auto- und Fahrradfahrer kamen auf den überfluteten Straßen kaum voran. Mit Eimern und Mülleimern schöpften Mitarbeiter Wasser aus Geschäften. An Treppenaufgängen wie etwa am Hauptbahnhof lief das Wasser «sturzbachmäßig runter», sagte der Sprecher. Wegen der Wassermassen sperrte die Bundespolizei einige Bereiche im Hauptbahnhof.

Am Hamburger Flughafen durften während des Unwetters eine halbe Stunde lang keine Flugzeuge starten und landen. Die S-Bahn zwischen den Stationen Ohlsdorf und Poppenbüttel war mehrere Stunden lang lahmgelegt, weil mehrere Bäume auf den Gleisen lagen. Die Bahn richtete einen Ersatzverkehr mit Taxen ein. Nach einem Blitzeinschlag im Stellwerk Hamburg-Altona hatten zudem drei weitere S-Bahn-Linien große Verspätungen. «Das Stellwerk funktioniert nur eingeschränkt, daher müssen die Züge sehr langsam fahren», erklärte eine Bahnsprecherin.

Die Feuerwehr rückte innerhalb von gut vier Stunden zu fast 1.100 wetterbedingten Einsätzen aus - eine rekordverdächtige Zahl. Zum Vergleich: «An einem normalen Tag haben wir innerhalb von 24 Stunden etwa 630 Einsätze», betonte der Sprecher. Am späteren Montagabend hieß es: «Es wird langsam ein bisschen weniger.»

Nach dem schwül-heißen Wetter kam der Wolkenbruch am Montagnachmittag: Laut Feuerwehr war das Gewitter vom nördlichen Stadtteil Fuhlsbüttel in Richtung Süden und dann nach Osten gezogen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab eine Unwetterwarnung für Hamburg heraus - mit der Warnung vor Starkregen um 40 Liter pro Quadratmeter und Stunde, Hagel und schweren Sturmböen. «Nachts wird die Gewittertätigkeit schwächer, lebt aber morgen vormittag wieder auf», hieß es darin.


Zehn Menschen in Bayern verletzt

Unwetter haben am Montagabend auch in Bayern Hunderte Polizei- und Feuerwehreinsätze ausgelöst. In der Oberpfalz wurden bei insgesamt 17 Unfällen zehn Menschen verletzt. Vor allem in den Landkreisen Tirschenreuth, Neustadt an der Waldnaab und Amberg-Sulzbach in der Oberpfalz liefen zahlreiche Keller voll, mehrere Straßen wurden nach Überschwemmungen kurzzeitig gesperrt.

Auf der Staatsstraße 2166 zwischen Weiden in der Oberpfalz und Vohenstrauß stürzte ein Baum auf einen abgestellten Lastwagen, verletzt wurde niemand. In Althenthann (Landkreis Regensburg) schlug ein Blitz in ein Wohnhaus ein und verursachte einen Schwelbrand. Auch in Niederbayern wüteten heftige Unwetter mit starkem Regen und Hagel, Verletzte gab es nach Polizeiangaben nicht. In den Landkreisen Kelheim, Landshut und im Rottal waren mehrere Straßen sowie die Autobahn 93 kurzzeitig unpassierbar.

In den Kreisen Straubing-Bogen und Regen stürzten Bäume auf Straßen, größere Schäden wurden nicht angerichtet. In Neßlbach, Winzer und Niederalteich (Landkreis Deggendorf) fiel durch Blitzschlag für einige Zeit der Strom aus. Der Blitz schlug auch in das Schöpfwerk an der Donau zwischen Oberalteich und Bogen ein, ebenso in eine Schreinerei in Gangkofen (Landkreis Rottal-Inn). In beiden Fällen entstand ein geringer Sachschaden, verletzt wurde niemand.

In Oberbayern fielen besonders in den Landkreisen Landsberg, Fürstenfeldbruck und Dachau große Mengen Regen und Hagel. Wie die Polizei in Ingolstadt mitteilte, wurde dabei niemand verletzt. Ein Ende der Unwetter scheint noch nicht in Sicht: Schon für Dienstagnachmittag kündigte der Deutsche Wetterdienst erneut Starkregen, Hagel und Sturmböen im Norden Bayerns an. 


Brände im Nordosten

In Mecklenburg-Vorpommern haben Blitzeinschläge mit Bränden zu mehreren umstürzenden Bäumen geführt. In Neubrandenburg wurde nach Angaben der Polizei vom Dienstag eine 65 Jahre alte Frau in ihrem Haus von einem Blitz getroffen und verletzt. Sie kam zur Behandlung ins Krankenhaus, zu einem Brand kam es nicht.

In Lebbin, einem Ortsteil von Groß Teetzleben (Landkreis Demmin), setzte ein Blitz ein 250 bis 300 Jahre altes reetgedecktes Haus in Brand. Der Dachstuhl wurde zerstört, Löschwasser beschädigte den unteren Teil des eingeschossigen Hauses. Zum Einsatz kamen mehr als 50 Feuerwehrleute. Verletzt wurde niemand, es entstand aber ein Sachschaden von 350.000 Euro.

Ungeklärt ist dagegen noch, warum in Strasburg (Uckermark) ein Wohnhaus in Brand geraten ist. Verletzt wurde nach Angaben der Polizei in dem Komplex mit insgesamt 32 Wohnungen niemand. Die Bewohner mussten ihre Wohnungen verlassen und kamen privat anderweitig unter. Das Feuer konnte erst nach Stunden gelöscht werden. Wie hoch der Sachschaden ist, steht noch nicht fest. (dpa)
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