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26.06.2018 | 06:36 | Wasserreinigung 

Strategie zur Verbesserung der Wasserqualität in Ried

Büttelborn/Wiesbaden/Langen - Weniger Medikamente und andere Spurenstoffen ins Wasser einleiten, Kläranlagen nachrüsten und undichte Kanäle schneller sanieren.

Wasserqualität
Medikamente, Pflanzenschutzmittel, Haushalts- und Industriechemikalien aber auch multiresistente Erreger lassen sich inzwischen fast überall in der Umwelt und im Wasser nachweisen. Umweltministerin Hinz will dagegen vorgehen. (c) proplanta
Mit solchen Maßnahmen will die schwarz-grüne Landesregierung die Qualität des Wassers im Hessischen Ried verbessern. «Von den Erfahrungen werden wir für ganz Hessen profitieren können», sagte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) am Montag im südhessischen Büttelborn bei der Vorstellung ihrer sogenannten Spurenstoffstrategie zum Schutz der Oberflächengewässer und des Grundwassers.

Die Strategie setzt auch auf Aufklärung, Dialog, Information und die Auszeichnung von Vorbildern. Denn für die meisten Spurenstoffe gebe es keine gesetzlichen Grenzwerte, sagte Hinz. Hessen habe mit seinem Konzept als erstes Bundesland die Ergebnisse der Spurenstoffstrategie des Bundes auf die Region heruntergebrochen.

Der BUND sprach von einem «ganz wichtigen Schritt zur Grundwasserreinhaltung». Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) wertete die Strategie ebenfalls als positiv und forderte einen umfassenden gesellschaftlichen Dialog. Dabei müssten jedoch Vorsorge und das Verursacherprinzip im Mittelpunkt stehen.

Nach Bickenbach ist Büttelborn mit seinen rund 15.000 Einwohnern die zweite Gemeinde in Hessen, deren Kläranlage in den nächsten Jahren um eine so genannte vierte Reinigungsstufe erweitert wird. Ab 2021/22 sollen darin mit Hilfe von Aktivkohle und Ozon - zunächst im Testbetrieb - Spurenstoffe eliminiert werden. Die Kläranlagen in Langen, Darmstadt, Weiterstadt und Mörfelden-Walldorf sollen etwa zeitgleich mit Bickenbach und Büttelborn folgen, wie Hinz sagte. In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen ist die vierte Reinigungsstufe schon weit verbreitet.

Die zusätzlichen Kosten für die vierte Reinigungsstufe bezifferten Fachleute mit 8 bis 20 Cent pro Kubikmeter Abwasser, sagte Hinz. Wie viel mehr Geld die Bürger dafür bezahlen müssen, ist noch unklar. Ein flächendeckender Ausbau der vierten Reinigungsstufe ist nach Ansicht des VKU Hessen nicht sinnvoll, bei der Finanzierung müssten die Verursacher zudem mit einbezogen werden.

«Vermeidung ist das Beste und auch am kostengünstigsten», sagte Hinz. Daher wolle die Landesregierung mit Gewerbetreibenden und Industriebetrieben kooperieren. Die Bürger müssten noch stärker darüber aufgeklärt werden, dass sie keine alten Medikamente - ob flüssig oder fest - in die Toilette werfen. «Die gehören in den Hausmüll.»

Eine schnellere Sanierung undichter Abwasserkanäle könne dazu führen, das Grundwasser zu schonen. Das Land werde zudem als Vorbild darauf achten, mehr umweltfreundliche Baumaterialien zu verwenden. Bei der Auswahl von Mitteln etwa zum Röntgen, Reinigen und für den Pflanzenschutz sollen umweltfreundlichere Produkte gekauft werden.

Im Ried sei die Bevölkerungsdichte hoch, es gebe viele Gewerbebetriebe sowie intensive Landwirtschaft, erläuterte Hinz, weshalb ihre Strategie im Ried ansetzt. Und: «Es ist eine Trinkwasserressource für Millionen: 50 bis 60 Prozent des Trinkwassers für den Ballungsraum Rhein-Main wird hier gewonnen.»

Bereits im vergangenen Jahr sei eine Vereinbarung mit Landwirten und Tierärzten getroffen worden, sagte Hinz. Ziel: Den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. In der Kläranlage in Langen wird derzeit bereits eine sogenannte vierte Reinigungsstufe getestet. «Die Ergebnisse sollen bis zum Herbst 2018 vorliegen», sagte ein Sprecher des Umweltministeriums.

Danach werde geprüft, ob man die Technik auf andere Kläranlagen übertragen könne und wie viel das kosten würde. Dabei gehe es auch um antibiotikaresistente Keime. In allen Frankfurter Gewässern waren im vergangenen Jahr multiresistente Erreger gefunden worden. Bei den in Proben entdeckten Erregern handelt es sich um Bakterien, gegen die die meisten Antibiotika nichts ausrichten können. Sie sind in der Medizin ein großes Problem.
dpa/lhe
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