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23.09.2023 | 08:39 | Artenschutzprojekt 
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Streit um Wisente: Runder Tisch will Herdenmanagement

Siegen / Düsseldorf - Im langjährigen Konflikt um Deutschlands einzige freilebende Wisent-Herde in Südwestfalen sieht der Vorschlag eines Runden Tisches eine Dezimierung der herumziehenden Tiere vor.

Wisent
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Die freilebenden Wisente im Süden von NRW vermehren sich prächtig. Waldbauern beklagen seit Jahren Schäden. Ein Runder Tisch legt Lösungsvorschläge vor. Ob das so kommt, ist allerdings offen. (c) proplanta
Sie sollen von aktuell 40 so schnell wie möglich auf 20 bis 25 verringert werden, sagten die ehemaligen Minister von Nordrhein-Westfalen Ursula Heinen-Esser (CDU) und Johannes Remmel (Grüne) am Freitag in einer Pressekonferenz in Siegen.

Die Tiere sollten eingefangen und zu anderen Herden in Europa transportiert werden. Eine Stiftung mit Beteiligung der öffentlichen Hand solle zudem die Arbeit des bisherigen Trägervereins fortführen.

Die beiden Politiker hatten seit Jahresbeginn mit einem Runden Tisch in dem heftigen, auch juristisch ausgetragenen Streit zwischen den Beteiligten moderiert. Laut Waldbauernverband verursachen die Wisente erhebliche Schäden in den Wäldern.

Auf der anderen Seite steht der Arten- und Naturschutz. Klagende Waldbesitzer hatten gegenüber dem Trägerverein Forderungen von rund 250.000 Euro jährlich in Aussicht gestellt. Daraufhin hatte der Verein Insolvenz angemeldet.

Das NRW-Umweltministerium betonte, dass es sich um Empfehlungen des Runden Tisches handele und noch keine abschließenden Entscheidungen getroffen worden seien. Das Ministerium unterstütze die Suche nach einer rechtssicheren und artenschutzfachlich-basierten Lösung - auch jenseits der bestehenden Strukturen.

«Daher werden wir jetzt zunächst die Entscheidungen in den zuständigen politischen Gremien im Kreis Siegen-Wittgenstein und im ebenfalls betroffenen Hochsauerlandkreis abwarten, der am Runden Tisch bisher nicht beteiligt war», sagte ein Sprecher des Ministeriums. Klar sei aber schon jetzt, dass die aufgeworfenen Punkte «noch einer rechtlichen, haushalterischen und naturschutzfachlichen Überprüfung und Bewertung unterzogen werden müssten, deren Ergebnisse nicht vorweggenommen werden können».

Heinen-Esser und Remmel sprachen in einer Erklärung von einem «lähmenden Patt», das überwunden werden müsse. Zum Herdenmanagement soll der schnelle Bau eines Fanggatters für die mächtigen Tiere gehören. Außerdem sollen Wisente Sender zur Standortfeststellung bekommen.

Ranger sollten Wisente - möglicherweise mit Unterstützung von Drohnen - vergrämen, wenn sie Schäden auf Privatgrundstücken anrichten. Außerdem schlägt der Runde Tisch einen Fonds mit zunächst 50.000 Euro für den Ausgleich von Wisent-Schäden vor.

An der neuen Stiftung sollen öffentliche Partner wie die Stadt Bad Berleburg, der Kreis Siegen-Wittgenstein und die Bezirksregierung, aber auch Naturschutzverbände und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband sowie der Waldbauernverband teilnehmen.

Die Moderatoren schlagen zudem vor, die Grundfinanzierung des Wisent-Projektes von derzeit 360.000 Euro im Jahr mit 70 Prozent Landesanteil auf 450.000 Euro komplett aus öffentlichen Mitteln von Land, Stadt, Kreis und dem Bund aufzustocken.

Der Streit geht auf das Jahr 2013 zurück, als eine achtköpfige Herde im Wittgensteiner Land freigesetzt worden war. Die Herde wanderte, vermehrte sich und verursachte Schäden an Bäumen.
dpa
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Kommentare 
buffalo schrieb am 17.10.2023 21:24 Uhrzustimmen(1) widersprechen(0)
Das Wisentgehege in Bad-Berleburg Wingeshausen schwimmt im Kielwasser des vermeintlichen "Artenschutzprojektes" mit. Andere Tiergehege, darunter auch mit Wisenterhaltungszucht und mit viel größerem Einzugsbereich und langjähriger Kompetenz müssen sich jedes Jahr mit Wirtschaftlichkeitsanalysen beweisen. Das Konzept für das Gehege hier sollte auch überprüft werden. 500.000 Euro jährlich sollen ja unter anderem auch dorthin fließen; Eintrittsgelder können das Gehege bei weitem nicht finazieren. Das alles, wo es in Warburg ein weit größeres und besseres Wisentgehege gibt, das sich Familen mit Urlaubsorten im Hochsauerland, der Egge und der Region Wittgenstein ansehen könnten ?
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