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24.08.2010 | 09:53 | Unwetter über Deutschland  

Tornado wütet in Hessen - Millionenschaden

Schlüchtern/Grünberg - Ein Tornado ist am Montagabend über Mittelhessen gerast und hat Millionenschäden angerichtet.

Sturmschäden
(c) Ernest Prim - fotolia.com

Er deckte Dächer ab, zerstörte Autos und knickte Ampeln um. In Lumda, einem Ortsteil von Grünberg bei Gießen, deckte der Wirbelsturm zehn Gebäude komplett ab und beschädigte 44 weitere Häuser oder Scheunen, wie die Polizei mitteilte. «Der komplette Ort wurde verwüstet», sagte ein Sprecher. Verletzt wurde nach einem ersten Überblick der Polizei niemand. «Es wurde dunkel, Wind kam auf. Vögel wirbelten wie Laub durch die Luft», sagte eine Anwohnerin aus Lumda am Vormittag.

Auch auf der Ostseeinsel Usedom richtete ein Tornado Schäden an: Der Wirbelsturm entwurzelte oder knickte 500 kleinere und ausgewachsene Bäume um, wie der Bürgermeister der Ortschaft Neppermin, Karl-Heinz Schröder (CDU), der dpa sagte. Ein Traktorfahrer sei leicht verletzt worden, als sein mit 30 Strohballen beladender Anhänger am späten Montagnachmittag von dem Tornado umgekippt wurde. «Ein Rüssel hatte sich über dem Nepperminer See gebildet», sagte Schröder, der das zerstörerische Naturschauspiel beobachtet hatte. «Wie ein hochtouriger Formel-1-Wagen ist der Wirbelsturm dann über Land gezogen.»

In Neppermin sei ein 50 Quadratmeter großes Dach abgehoben und 500 Meter weit geschleudert worden. In einem Gewerbegebiet wurden laut Schröder mehrere Dächer abgedeckt. Wie hoch der Schaden ist, war noch unklar. Auch im hessischen Schlüchtern wütete ein Unwetter, zerstörte Dächer und kippte Container um. In den übrigen Teilen Hessens blieb es bei starkem Regen und einzelnen Gewittern. Betroffene ohne Versicherung erhielten Hilfen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. In Schlüchtern war auch die Feuerwehr selbst betroffen: Das halbe Dach des Gerätehauses wurde zerstört, Ziegel beschädigten 24 Privatwagen der Einsatzkräfte. Zudem wurde der Funkmast zerstört. «Wir kamen gerade von einem Kellerbrand und wurden auf der Rückkehr überrascht», sagte der Sprecher.

Der Tornado in dem 673-Einwohner-Dorf Lumda im Landkreis Gießen war der zweite in Hessen seit Jahresbeginn. Bei Marburg habe es am 26. März ebenfalls einen Tornado gegeben, sagte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Bis zu acht Tornados registriert der DWD pro Jahr in Hessen. Die Zahl der Tornados in Deutschland hat nach seinen Beobachtungen allerdings nicht zugenommen. 20 bis 60 Tornados werden laut DWD pro Jahr registriert.

In zahlreichen anderen Regionen meldete die Polizei starke Regenfälle, in Fulda liefen einige Keller voll. In Südhessen wurden durch heftige Regenfälle einige Gullydeckel hochgedrückt. Im Vogelsberg fielen während des Gewitters nach DWD-Angaben innerhalb kurzer Zeit 36 Liter Regen pro Quadratmeter, auf dem Feldberg im Taunus 34 Liter, in Gießen 13. (dpa)


Hintergrund:

Was ist ein Tornado

Tornados sind Wirbelstürme. Sie entstehen bei großen Temperaturunterschieden und treten in Mitteleuropa häufig zusammen mit Gewittern auf. 

  • Ein Tornado bildet sich nach Angaben von Experten nur unter bestimmten Konstellationen. Wichtige «Zutaten» sind: große Wolken, Gewitter und unterschiedliche Windrichtungen in verschiedenen Höhen. In diesem Gefüge entsteht eine rotierende Bewegung in der eigentlichen Wolke, die nach unten herauswächst und dann wie ein «Rüssel» aussieht.
  • Tornados können im Extremfall Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert Stundenkilometern erreichen, in der Regel sind es aber etwa Tempo 120 in den Böen. Schwächt ein Tornado ab, lässt er alles wieder fallen, was er aufgesogen hat.
  • Den im Volksmund gebräuchlichen Begriff «Windhose» benutzen Meteorologen selten, weil er das meist folgenreiche Wetterphänomen ihrer Ansicht nach verniedlicht.
  • Tornados können aufgrund ihres zum Teil sekundenschnellen Entstehens nicht vorausgesagt werden. In europäischen Breiten löst sich das Phänomen in der Regel nach wenigen Minuten wieder auf, hinterlässt aber häufig deutliche Schäden.
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