Im Großraum Münster- Osnabrück-Bielefeld standen am Freitag zahlreiche Keller und Betriebe unter Wasser. Straßen und Schienen wurden überflutet. Die Stadt Osnabrück und der westfälische Kreis Steinfurt lösten zeitweise Katastrophenalarm aus. In Baden-Württemberg waren rund 7.000 Menschen zeitweise ohne Strom.
Der Ort Stadthagen rund 40 Kilometer westlich von Hannover mit mehr als 22.000 Einwohnern stand seit Donnerstagabend unter Wasser. Das Stadtgebiet wurde von den Einsatzkräften komplett abgesperrt, weil das Wasser in den Straßen rund 30 Zentimeter und höher gestiegen war.
In Bad Salzuflen richtete ein Tornado erheblichen Schäden an und deckte zwei Häuser teilweise ab. Zudem wurden Bäume entwurzelt. In der Region Osnabrück fielen Schulen aus. Hunderte Einsatzkräfte waren im Dauereinsatz. Eine dramatische Zuspitzung sei jedoch nicht erkennbar, es sei eher eine Entspannung in Sicht, sagte der Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums. In Gammertingen in Baden-Württemberg fiel für rund zwei Stunden der Strom aus, nachdem Bäume auf die Leitungen gefallen waren. Rund 7.000 Menschen waren ohne Strom.
In Heidelberg stürzten Bäume um, Gullys wurden aus der Straße gehoben. Ein Baum stürzte auf ein Haus. In Mannheim liefen rund 80 Keller mit Wasser voll, Polizei und Feuerwehr waren im Dauereinsatz. Ein Regenrückhaltebecken in Rheine drohte zu bersten und wurde mit Sandsäcken gesichert. Auch in Bad Essen bei Osnabrück war ein Rückhaltebecken übervoll. Vorsichtshalber sei die unterhalb des Beckens lebende Bevölkerung zum Verlassen der Häuser aufgefordert worden, sagte der Leiter des Bad Essener Ordnungsamtes, Robert Wellmann. Die Lage habe sich am Morgen entspannt.
Die Bahnstrecken Rheine-Osnabrück und Münster-Osnabrück waren bis in die frühen Morgenstunden gesperrt. Auch danach kam es nach Bahnangaben zu erheblichen Verspätungen. Eine weitere überschwemmte Strecke zwischen Münster und Gronau wurde am frühen Morgen wieder freigegeben. Eine vierte Bahnstrecke zwischen Coesfeld und Gronau blieb zunächst unpassierbar. Auch in Melle herrschte «Land unter».
Die Flut sei in der Nacht gekommen, sagte Bruno Wienecke aus Melle-Westerhausen. Er stehe in seinem Garten bis zu den Knien im Wasser. Er habe die Feuerwehr verständigen wollen, sei aber gar nicht durchgekommen. Erst Stunden später seien die Einsatzkräfte eingetroffen, hätten aber nicht gewusst, wo sie das Wasser hinpumpen sollten. «Es ist eine einzige Katastrophe», sagte Wieneck. Nach Einschätzung des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wird der Wasserpegel im Südosten Niedersachsens vermutlich nicht bedrohlich steigen. «Wir vermuten, dass wir bei Meldestufe 1 bleiben werden», sagte Pressesprecher Achim Stolz. (dpa)