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11.09.2014 | 00:05 | Naturkatastrophe 

Warum der Monsun zur Todesfalle wird

Islamabad/Neu Delhi - Großflächige Überschwemmungen in Indien und Pakistan, Erdrutsche in Nepal, Fluten in Bangladesch: Die Schreckensnachrichten aus Südasien reißen nicht ab. Das sei alles kein Zufall, meinen Umweltschützer.

Monsunregen
(c) proplanta
Unaufhörlich bahnen sich die braunen Fluten in Pakistan gerade ihren Weg, verschlingen Ziegelhäuser, zerstören Baumwoll- und Reisfelder, kappen Brücken. In Indien gleicht die Millionenstadt Srinagar seit Tagen einem See, aus dem nur noch die Dächer herausragen.

Hunderttausende sind auf der Flucht. Sie steigen in wackelige Boote, hangeln an Seilen über reißende Flüsse oder werden von Armee-Helikoptern gerettet. Mindestens 350 Menschen allerdings schafften es nicht.

«Solche Wolkenbrüche sind in den Monsun-Ländern Südasiens natürlich nicht Ungewöhnliches. Aber sie sind in jüngster Zeit unregelmäßiger und heftiger geworden», sagt der indische Umweltaktivist Ravi Agarwal.

Wissenschaftler machen dafür den Klimawandel verantwortlich: Die globale Erwärmung führt dazu, dass es immer weniger leichte Regenfälle auf dem indischen Subkontinent gebe, fand B.N. Goswami vom Indischen Institut für Tropische Meteorologie anhand von Regendaten von 1950 bis 2000 heraus. Dafür habe sich die Menge an Starkregen verdoppelt.

Hinzu kommt, dass einst weiträumige Flussebenen verschwinden. «Die Menschen bauen Häuser und Läden, wo früher Wasserwege waren», sagte Pakistans Wasser- und Energieminister Khawaja Asif der Nachrichtenagentur dpa. Und gibt zu, dass politisch einflussreiche Menschen bei der illegalen Landnahme beteiligt waren. Einst gab es laut Asif in seinem Land mehr als 200 Wasserwege vom Himalaya bis zum Indischen Ozean. Nun seien es weniger als 20.

Auch in den anderen Ländern entstehen Häuser und Hütten oft direkt am Flussufer oder in Waldschneisen. Mit katastrophalen Folgen: Bei einem Erdrutsch im Zentrum Indiens Ende Juli kamen etwa 200 Menschen ums Leben. In Nepal rutschte nur wenige Tage später ein ganzer Hang ins Tal und tötete mehr als 250 Menschen. Im vergangenen Jahr starben in Uttarakhand in Indien 5.700 Menschen. 2010 hatte eine Jahrhundertflut in Pakistan mehr als 18 Millionen vertrieben. Und 2004 stand die Hauptstadt Bangladeschs wochenlang unter Wasser.

Die Bevölkerung aller südasiatischen Länder wächst. Dadurch explodieren nicht nur die Millionenstädte an den Küsten. Auch an den Oberläufen zweigten die vielen Menschen das Flusswasser zur Bewässerung der Felder und zur Energieerzeugung ab, erklärt Mohammad Monowar Hossain, Geschäftsführer des Instituts für Wassermodelle in Bangladesch. An den Unterläufen wird begradigt und eingeengt. «Wenn es dann in den Bergen richtig regnet, können die Flüsse das nicht mehr abführen und sie treten über die Ufer.»

Da der Klimawandel wohl nicht mehr aufzuhalten sei, dürften solche plötzlichen, intensiven Regenfälle weiter zunehmen, sagt Bhushan Tuladhar, Chef der Umweltabteilung der Lokalregierung in Kathmandu in Nepal. «Der Himalaya ist ein sehr junges und damit fragiles Gebirge, somit wird der Starkregen immer neue Verwüstung anrichten.» Diese Befürchtung hat auch Sunita Narain, Geschäftsführerin beim Zentrum für Wissenschaft und Umwelt (CSE) in Neu Delhi. Riesige Hangabrutsche und unberechenbare Flüsse könnten bald an der Tagesordnung sein.

«Gegen die Gefahren selbst können wir nichts tun, also müssen wir die Menschen vorbereiten», meint Gaurav Ray vom Roten Kreuz Südasien. Dazu gehörten Frühwarnsysteme, gutes Katastrophenmanagement, ausreichend Vorräte an Hilfsgütern. Im indischen Jammu und Kaschmir allerdings kommen Wasser und Essen für die Notleidenden derzeit oft erst nach Tagen durch.

Kein Wunder, meint der lokale Regierungschef Omar Abdullah in einem Interview mit dem Sender Doordarshan. Es seien ja auch die schlimmsten Überflutungen seit mehr als 100 Jahren. Chandra Bhushan, Klimawandelteam-Chef beim CSE ist sich sicher: «Wenn wir nichts unternehmen, werden wir sowas wie in Kaschmir bald jedes Jahr haben.» (dpa)
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