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24.11.2019 | 01:47 | Grünes Image 

Weihnachtsmärkte wollen umweltfreundlicher werden

Kassel / Frankfurt / Fulda / Darmstadt / Wiesbaden - Mehrweg statt Plastik, LED-Leuchte statt Glühbirne: Hessens Weihnachtsmärkte bemühen sich zunehmend um ein grünes Image.

Weihnachtsmarkt
Auf Hessens Weihnachtsmärkten grünen nicht nur die Tannen. Auch die Veranstaltungen selbst bemühen sich durch mehr Umweltfreundlichkeit um ein grünes Image. Doch es gibt Grenzen dabei. (c) proplanta
So achten Kommunen bei den Großveranstaltungen auf Umwelt- und Klimaschutz, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Städten ergab. Oft sind die Auflagen Teil des Vertragswerks mit den Standbetreibern. Umweltschützer freuen sich über die Bemühungen. Es gibt aber auch Grenzen des Machbaren.

Ist die Ausrichtung eines Weihnachtsmarktes eine große Umweltsünde? Auf diese Frage gibt es laut Michael Rothkegel, Geschäftsführer des BUND Hessen, keine einfache Antwort. «Die Frage, wie umweltschädlich Weihnachtsmärkte insgesamt sind, hängt von sehr vielen Faktoren ab», sagt er.

Dazu gehörten das Verpacken der gekauften Waren, die Ausgabe von Plastiktüten, die Beleuchtung des Marktes, der Einsatz von Ökostrom. Entscheidend sei auch, wie Besucher überhaupt auf den Weihnachtsmarkt kämen. «Wichtig ist, dass die Märkte gut mit dem Öffentlichen Nahverkehr erreichbar sind.»

Eine echte Klimasünde sind für Umweltschützer die Heizpilze, an denen sich Besucher wärmen. «Die sehen wir sehr kritisch», erklärt Rothkegel. Diese Gasheizstrahler erzeugten nicht nur Wärme, sondern auch Kohlenstoffdioxid. Ein wichtiger Baustein für einen umweltfreundlichen Weihnachtsmarkt könne dagegen die Komplettversorgung mit Ökostrom sein.

Besonders der KASSELER Märchen-Weihnachtsmarkt hat sich in diesem Jahr das Thema Umweltfreundlichkeit auf die Fahne geschrieben. Ziel der Organisatoren ist ein weitestgehend plastikfreier Weihnachtsmarkt. Nach Auskunft von Kassel Marketing fielen in der gesamten vorigen Saison 60 Tonnen Abfall an. Das entspricht dem durchschnittlichen jährlichen Haushaltsabfall von 130 Bundesbürgern. Der Großteil wurde verbrannt.

Nun dürfen die Betreiber keinerlei Plastikteller und -besteck an die Besucher herausgeben. Im Verkauf gilt ein Plastiktütenverbot. «Die Teilnehmer des Weihnachtsmarktes haben sich alle um Alternativen zum Plastikeinsatz gemeinsam mit uns bemüht», sagt Birgit Kuchenreiter von Kassel Marketing.

Da wo Alternativen machbar seien, würden sie ab Montag zum Einsatz kommen - sowohl in der Gastronomie wie auch im Bereich Kunsthandwerk und Handel. «Die Markthändler befürworten die Anstrengungen in diesem Bereich und stehen dahinter, auch wenn dies teilweise höhere Ausgaben bedeutet.»

Allerdings hat die Plastikfreiheit praktische und gesetzliche Grenzen: «Im Bereich der Süßwaren beispielsweise sind die beliebten Lebkuchenherzen von Folie umgeben. Hierzu gibt es im Herstellerbereich noch keine Alternativen», erklärt Kuchenreiter. Auch wenn es um die Hygiene angelieferter Lebensmittel geht, ist Plastik teils unverzichtbar.

Andere Märkte haben mit solchen Schritten schon früher begonnen. «Unser Weihnachtmarkt ist schon sehr lange nachhaltig», sagt Kurt Stroscher, Veranstaltungsleiter bei der Tourismus+Congress GmbH FRANKFURT. 1997 sei die erste Mehrwegtasse auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt eingeführt worden. Einweggeschirr ist in Frankfurt komplett verboten.

«Alles wird in Mehrweg ausgegeben oder es gibt Alternativen wie die Bratwurst nur in Brötchen oder Langosch auf fettabweisenden Servietten.» Das sei bereits seit vielen Jahren so. Auch Plastiktüten würden nicht mehr verwendet. Als neue Schritte hin zu mehr Umweltfreundlichkeit laufe seit einigen Jahren die Umstellung auf stromsparende LED-Lampen.

Auf Mehrweggeschirr setzt auch der WIESBADENER Sternschnuppenmarkt und hat das schon seit Jahren in einer Satzung geregelt. Ausnahmen sind aber durch Genehmigung möglich, beispielsweise wenn Strom und Wasser für die Reinigung von Mehrweggeschirr fehlen. Betreibern von Fahrgeschäften und anderen Schaustellern wird die Verwendung von energieeffizienten Maschinen und Beleuchtungen «nahegelegt».

In diesem Jahr wurden die Regelungen erweitert: Bei der Auswahl zur Zulassung für die Märkte werde in besonderem Maße auf Nachhaltigkeit geachtet. «Das heißt für nachhaltige Maßnahmen werden extra Punkte im Zulassungsverfahren vergeben», teilte die Stadt mit.

DARMSTADT war nach eigenen Angaben der erste Weihnachtsmarkt, der einen CO2-Abdruck berechnen ließ. Demnach entsprachen 2018 die freigesetzten Treibhausgase 63 Tonnen Kohlenstoffdioxid, die durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen wurden. Zum Vergleich: Laut Umweltbundesamt liegt der durchschnittliche CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr in Deutschland bei rund elf Tonnen. 2019 kommen in Darmstadt erstmals fünf Öko-Toiletten auf dem Markt zum Einsatz.

Es handele sich dabei um Kompost-WCs, die umweltfreundlich und geruchsfrei seien. Zudem werde das Programmheft seit 2018 nur noch in einer Kurzversion in kleinerer Auflage gedruckt. Seit 2015 verpflichte man für das kulturelle Programm der Weihnachtsmarktbühne ausschließlich Vereine und Künstler aus Darmstadt und der näheren Umgebung, sagte Sprecher Daniel Klose.

Auch in FULDA ist auf dem Weihnachtsmarkt Plastikgeschirr verboten. «Bei allen Speisenständen ist Einweggeschirr aus nachwachsenden Rohstoffen zu verwenden», sagte eine Sprecherin. Das Verbot gelte seit Januar 2018. Neue Schritte zur Umweltfreundlichkeit seien in diesem Jahr nicht hinzugekommen.
dpa/lhe
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