Es sei «höchst unwahrscheinlich», dass ein verbindliches Abkommen auf dem nächsten Weltklimagipfel in Cancún (Mexiko) im November/Dezember erreicht werde, sagte der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, am Dienstag in Bonn. Auf der bevorstehenden Bonner UN-Klimakonferenz, zu der vom 31. Mai bis 11. Juni rund 4.000 Teilnehmer aus aller Welt erwartet werden, werde es vor allem darum gehen, sich auf neue Verhandlungstexte zu verständigen. Ob selbst dieses Minimalziel gelingt, ist ungewiss.
Bisher ist noch offen und strittig, wie es nach dem weitgehend gescheiterten Gipfel von Kopenhagen mit der internationalen
Klimapolitik weitergehen und was genau in Cancún angestrebt werden soll. Nicht entschieden ist auch, wie bei den weiteren UN- Verhandlungen mit der in letzter Minute präsentierten Kopenhagen- Vereinbarung verfahren werde. Rund 70 Länder haben ihr bisher eine Anerkennung verweigert.
Auch die Fortführung des 2012 auslaufende Kyoto-Protokolls hängt in der Schwebe. Es verpflichtet fast alle Industrieländer zur Minderung von Treibhausgasen. Es müsse hier rasch Klarheit geschaffen werden, um auch dem Markt mit dem Emissionshandel und der privaten Wirtschaft klare Signale zu geben, sagte der Ende Juni aus dem Amt scheidende Yvo de Boer. Die Krux liege darin, dass die EU nicht bereit sei, Lasten weiter zu schultern, wenn die USA nicht ebenfalls mitzögen. Die USA, die beim Kyoto-Protokoll bisher nicht dabei sind, wollten aber auch
Schwellenländer wie China und im Boot haben.
Bei den Finanzhilfen müssten die Industrieländer zu ihren Zusagen für Kurzfristgelder in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar (24 Milliarden Euro) von 2010 bis 2012 stehen, sagte de Boer. Auf der Ministerkonferenz auf dem Petersberg Anfang Mai hatte de Boer kritisiert, dass ein Teil der in Aussicht gestellten Gelder nicht «neu» oder «zusätzlich sei», sondern aus anderen Entwicklungshilfetöpfen nur umgewidmet werden sollten. Damit könne bei den ärmeren Ländern kein Vertrauen gebildet werden. Auf dem Weg nach Cancún soll es noch eine Vielzahl von formellen und informellen Verhandlungen geben. Darunter sind auch zwei größere UN-Konferenzen geplant, eine vom 2. bis 6. August wiederum in Bonn und eine weitere im Herbst an noch nicht festgelegtem Ort. (dpa)