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24.02.2018 | 13:36 | Kältewelle 

Wer von der Kälte profitiert

München - Wenige Tage vor dem meteorologischen Frühlingsanfang zieht eisige Kälte durch Deutschland. An diesem Montag sollen die Temperaturen örtlich auf minus 20 Grad sinken.

Eisige Kälte 2018
Deutschland erwartet die kältesten Tage dieses Winters. Die Minustemperaturen wirken sich direkt auf das Leben von Mensch und Tier aus - im Positiven und im Negativen. (c) proplanta
Manche freuen sich über die Kältewelle, andere bekommen jetzt große Probleme.

- Die Bauern: Bei den Landwirten herrscht keine Alarmstimmung - zumindest dort nicht, wo Schnee die Äcker bedeckt. «Die Schneedecke schützt die im Herbst ausgesäten Pflanzen vor Kahlfrost», sagt die Pressesprecherin des Bayerischen Bauernverbands, Brigitte Scholz. Außerdem seien Minustemperaturen gut für die Bodenstrukturen und machten Schädlingen das Leben schwer.

- Die Autofahrer: Der ADAC hat die Zahl seiner Pannenhelfer aufgestockt, denn: «Bei diesen Witterungsbedingungen erhöht sich erfahrungsgemäß das Pannenaufkommen», erklärt der Autoclub. «Die häufigste Pannenursache im Winter ist eine entladene oder defekte Batterie.» Weitere Tipps für Autofahrer: den Kühlerfrostschutz und die Scheibenwaschanlage überprüfen, die Türdichtungen mit einem Pflegestift einreiben, damit sie nicht festfrieren. Und ganz wichtig: «Bei Winterwetter liefern nur Winterreifen mit mindestens vier Millimeter Profiltiefe sicheren Halt.»

- Die Feuerwehr: Bei klirrendem Frost können Wasserleitungen platzen. Feuerwehren und Stadtwerke appellieren daher an Hausbesitzer, ihre Wasserzähler und Hausinstallationen gegen Frost zu sichern. Kellerfenster sollten geschlossen bleiben. Hydranten und andere Löschwasser-Entnahmestellen müssen schnee- und eisfrei bleiben, damit die Feuerwehr nicht behindert wird.

- Die Einzelhändler: Der Winterschlussverkauf ist vorbei und in den Geschäften hängt bereits die Frühjahrskollektion. Es droht also ein Schal- und Mützennotstand. Der Geschäftsführer des bayerischen Handelsverbands, Bernd Ohlmann, betont: «Es sind nicht alle Lager komplett leer geräumt.» Das Angebot sei zwar kleiner und man müsse ein wenig suchen, aber die Winterkleidung sei noch nicht komplett aus dem Sortiment. «Viele Händler wissen, dass die kalten Tage nicht nur bis Ende Januar dauern und räumen daher noch nicht alles weg.» So würden auch Sporthändler ihre Skiausrüstungen länger lagern.

- Die Zootiere: Viele Tiere freuen sich über Kälte und Schnee. «Gerade die sibirischen Tiger verbringen ihre Tage sehr gerne draußen und sind bei kaltem Wetter deutlich aktiver als im Sommer», erklärt Pressereferentin Lisa Reininger vom Münchner Zoo. Auch die Eisbären machen es sich im Schnee gemütlich. Besondere Vorsicht gilt hingegen bei den Giraffen: «Glatteis ist für die Giraffen mit ihren langen Beinen durchaus gefährlich.»

- Die Skifahrer: «Wie viele Besucher sich bei eisigen Minustemperaturen auf die Pisten trauen, hängt sehr stark davon ab, ob es schneit oder die Sonne scheint», sagt Johannes Stadler von der Arber-Bergbahn. «Richtige Wintersportler scheuen kalte Temperaturen nicht. Es gibt ohnehin kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung.» Die Pisten würden mit der Kältewelle härter und damit besser befahrbar.

Im Skigebiet Spitzingsee-Tegernsee freut man sich über die Wettervorhersage. «Wir hoffen natürlich, dass uns damit der Schnee noch lange erhalten bleibt», so Antonia Asenstorfer von der Alpenbahn Spitzingsee. Wegen der Kälte sei die Skipiste zwar hart, aber gut befahrbar. «Einige Besucher bleiben bei den eisigen Temperaturen sicher zu Hause, aber eingefleischte Skifahrer lassen sich nicht von dem Wetter abhalten.»

Verena Lothes, Pressesprecherin der Zugspitzbahn, sagt: «Winter, Schnee und Eis sind unser tägliches Geschäft.» Sollte dabei noch die Sonne scheinen, dann fühle sich die Kälte auch gar nicht so schlimm an. «Im Moment haben wir perfekte Pistenbedingungen in beiden Skigebieten: Zugspitze und Garmisch Classic.» Lothes rät allen Skifahrern: «Wichtig ist, dass man sich warm anzieht und das Gesicht gut vor Kälte schützt, dann steht dem Spaß auf der Skipiste nichts mehr im Weg.»

- Die Lawinengefahr: «Kälte konserviert die Altschneedecke. Und die ist im Moment relativ günstig», sagt Hans Konentschy, Leiter des Lawinenwarndienstes Bayern. Derzeit besteht also keine größere Lawinengefahr. Allerdings kann sich das Risiko auch schnell wieder erhöhen: «Starker Wind verfrachtet die obere Schneedecke und schafft damit eine ganz neue Ausgangslage.»

- Die Obdachlosen: In den vergangenen drei Wochen haben mehr Obdachlose als zuvor die Übernachtungsmöglichkeit in der Münchner Bayernkaserne genutzt. «Am 1. Februar hatten wir 406 Übernachtungsgäste in der Bayernkaserne. Am 20. Februar waren es 458 Personen, die über Nacht blieben», berichtet Edith Petry vom Sozialreferat München. Für die Kältewelle ist vorgesorgt, denn auch das ausgebaute Dachgeschoss wird für Obdachlose geöffnet. «Die Betten stehen schon bereit.» Wenn es besonders kalt wird, ist außerdem der Nachtbus unterwegs, der Obdachlose direkt zur Kaserne bringt.

- Die Rettungskräfte: Die Wasserwacht rät davon ab, auf zugefrorene Seen und Weiher zu gehen. «Trotz starker Kälte kann es sein, dass die Eisschicht nicht trägt, weil sich das Wasser darunter zu stark bewegt», warnt Peter Astashenko vom Roten Kreuz. Auch dunklere Flecken am Eis deuteten auf eine dünne Eisdecke hin. «Einziger Anhaltspunkt können erfahrene Eisstockschießer sein, die das Eis in der Regel auf seine Tragfähigkeit testen, bevor sie darauf spielen.»

- Die Forswirte: Sie freuen sich über gefrorene Waldböden. «Nur bei starken Minustemperaturen können wir sicher gehen, dass der Waldboden durch unsere schweren Fahrzeuge nicht zu Schaden kommt», erklärt Philipp Bahnmüller, Pressesprecher der Bayerischen Staatsforsten. Der Borkenkäfer freue sich allerdings auch über kalte und trockene Winter: «Der Borkenkäfer hätte - wie die Forstwirte auch - ein größeres Problem mit einem warmen und feuchten Winter. Denn dann drohen dem Schädling Pilzinfektionen.»

- Die Binnenschiffer: Längerer Dauerfrost behindert die Schifffahrt. «Da der Main-Donau-Kanal zum Teil gut 400 Meter hoch liegt und kaum Durchfluss hat, ist er empfindlich gegen eisige Temperaturen», sagt der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Nürnberg, Guido Zander. Wenn der Kanal zufriert, steht zunächst ein Nachtfahrverbot an, tagsüber kämpfen Eisbrecher und Mitarbeiter des Amtes gegen das Eis. Wenn dieses aber zu dick ist, wird die Schifffahrt komplett gesperrt. Zuletzt war das Ende Januar 2017 nötig. Vier Wochen lang gab es für die Binnenschiffer kein Durchkommen.

- Die Bauarbeiter: «Bestimmte Arbeiten wie etwa Betonieren oder äußere Verputzarbeiten können bei derartigen Minustemperaturen nicht mehr sinnvoll durchgeführt werden», sagt Andreas Demharter, Geschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen. Werden die Arbeiten dennoch fortgesetzt, sind zusätzliche Maßnahmen nötig - «und das ist mit hohen Mehrkosten verbunden». Der Straßenbau ist derzeit generell eingeschränkt. «Asphaltarbeiten werden im Winter nicht gemacht.»
dpa
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