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30.12.2023 | 11:48 | Wetterrückblick Schweiz 2023 

Wetter in der Schweiz im Dezember 2023: Sehr nass und mild

Zürich - Déjà-vu nach dem November: Auch der Dezember brachte regional grosse Niederschlagsmengen. Auf der Alpennordseite, im Kanton Graubünden und im Wallis fiel stellenweise etwa das Doppelte der durchschnittlichen monatlichen Niederschlagsmenge.

Wetterrückblick Schweiz Dezember 2023
(c) proplanta
Vielerorts war es einer der fünf nassesten Dezember seit Messbeginn. Weil die Schneefallgrenze oft zwischen 1.000 und 2.000 m Höhe lag, fiel der Niederschlag in weiten Gebieten als Regen und sorgte für eine verstärkte Schneeschmelze und teilweise Hochwasser.

Klima

Die landesweite Mitteltemperatur für den Monat Dezember beträgt aktuell 0,7 °C (Stand 28.12.2023). Damit liegt der diesjährige Dezember derzeit 2,1 °C über der Norm 1991–2020 und wird der fünftwärmste Dezembermonat seit Messbeginn. In der Nordschweiz unter 1000 m stieg die Dezembertemperatur 2,2 °C über die Norm 1991–2020. In der Nordschweiz oberhalb 1000 m bleibt der Dezember 1,9 °C über der Norm. In der Südschweiz liegt die Dezembertemperatur 2,3 °C über der Norm 1991–2020. Der Dezember ist in der Schweiz von der vorindustriellen Periode 1871–1900 bis heute (1994–2023) um 2,4 °C wärmer geworden.

Kaltstart in den Dezember

Zu Monatsbeginn strömte in den unteren Schichten der Atmosphäre kalte Polarluft aus nordwestlicher und nördlicher Richtung gegen die Alpen. Die Tagesmitteltemperatur sank am 2. Dezember im Jura und in Berglagen und am 3. Dezember verbreitet in der ganzen Schweiz 6-9 °C und lokal mehr als 10 °C unter die Norm 1991-2020.

Mit Ausnahme der Genferseeregion und des Tessins, wo Nordwind für mildere Bedingungen sorgte, wurde am 3. Dezember im ganzen Land ein Eistag registriert (Tagesmaximumtemperaturen unter 0 °C). Im Mittelland wurden zudem vielerorts Tagesminima um -7 °C gemessen. Lokal wurden auch Werte deutlich unter -10 °C erreicht. In Zürich/Kloten sank das Thermometer auf -14,1 °C. Dieser Wert liegt unter den 10 kältesten an diesem Messstandort in einem Dezember (Messbeginn 1978). Die am 3. Dezember 2023 nördlich der Alpen und inneralpin gemessenen Temperaturen kommen im heutigen Klima in einem Dezember je nach Messstandort etwa alle 2-5 Jahre und in extremeren Fällen etwa alle 5-10 Jahre vor.

Auch am 4. Dezember war es schweizweit kälter als in der Norm 1991-2020. Zwischen dem 5. Dezember und 7. Dezember herrschten wechselhafte Bedingungen mit Temperaturen im Normbereich auf der Alpennordseite und unterdurchschnittlichen Temperaturen auf der Alpensüdseite und in den Kantonen Wallis und Graubünden.

Intensive Schneefälle

Nachdem es bereits Ende November in den Niederungen eine erste Schneedecke gab, folgte in den ersten Dezembertagen beachtlicher Nachschub. Am 2. Dezember überzog sich das nördliche Flachland erneut mit einer Schneedecke. In den tiefen Lagen der Alpennordseite entspricht eine erste Schneedecke um den Monatswechsel November/Dezember dem Durchschnitt der Periode 1991−2020.

Die Neuschneemengen zwischen dem 1. und 2. Dezember waren jedoch entlang dem zentralen und östlichen Alpennordhang und teilweise auch im Mittelland aussergewöhnlich. In Arosa gab es innerhalb eines Tages 65 cm Neuschnee. Das ist die zweithöchste Tagessumme für einen Dezember an diesem Standort (Messbeginn 1890). Der Rekord von 70 cm stammt aus dem Dezember 1954. In Elm kamen innert 24 Stunden 48 cm Neuschnee zusammen. Dort ist es der fünfthöchste Wert seit 1878. Ebenso beachtenswert waren die Tagessummen in Bivio (52 cm) oder auf dem Weissfluhjoch (54 cm), Segl-Maria (50 cm), Adelboden (39 cm), St. Gallen (30 cm) und Zürich-Fluntern (26 cm). An all diesen Messstandorten wurde eine der fünf höchsten Neuschnee-Tagessummen seit Messbeginn in einem Dezember registriert.

Starkniederschläge verursachen grosse Schneeschmelze

Die Freude am Schnee war in tieferen und auch mittelhohen Lagen aber nur von kurzer Dauer. Vom 8. bis 15. Dezember sorgte eine West- bis Nordwestströmung kontinuierlich für die Zufuhr von feuchtmilder Luft in Richtung Alpen. Zwischen dem 9. und 13. Dezember fielen in weiten Teilen der West- und Zentralschweiz erhebliche Niederschlagsmengen. Lokal gab es in den vier Tagen soviel Niederschlag, wie sonst in einem ganzen Dezember zu erwarten wäre. In Visp wurden 148% des Monatsniederschlags registriert, in Adelboden 115%, in Brienz 110% und in Fribourg 103%.

In Adelboden wurden 120,7 mm Niederschlag gemessen. Dies entspricht einem Ereignis, das nur alle 10 bis 25 Jahre zu erwarten ist. Aber auch in Baulmes, L’Auberson, La Dôle, Morgins, Gsteig/Gstaad und Sierre fielen Mengen, die statistisch nur alle 5-10 Jahre vorkommen. Zahlreiche weitere Stationen im westlichen Jura und am Alpennordhang sowie im Wallis registrierten Mengen, die einem 3-8 jährlichen Ereignis entsprechen.

Die Schneefallgrenze stieg tageweise auf 1.500 bis 2.200 m Höhe, womit die teils starken Niederschläge bis weit hinauf als Regen fielen und so eine kräftige Schneeschmelze auslösten. Dies führte regional zu Hochwasser in Flüssen und Seen.

Ruhe vor dem Sturm

Zwischen dem 16. und 19. Dezember stand die Schweiz unter Hochdruckeinfluss. In den Bergen gab es in dieser Phase viel Sonne bei zunehmend milden Temperaturen und sehr trockener Luft. Über dem Flachland hingegen hielten sich Nebel und Hochnebel hartnäckig.

Erneute Starkniederschläge, Neuschnee und stürmischer Win

Die nächste Nordwestlage folgte zwischen dem 21. und 23. Dezember. Der kräftige Jetstream in der Höhe blies fast senkrecht gegen die Alpen und sorgte entsprechend für stürmische Bedingungen. Am 22.12. wurde auf dem Gornergrat eine Böenspitze von knapp 184 km/h gemessen. Ein solcher Wert kommt dort etwa alle 3-8 Jahre vor. Der Messstandort Crap Masegn registrierte 168 km/h, ein Wert mit einer Wiederkehrperiode von 8-15 Jahren. Der Nordwind im Tessin erreichte sein Maximum am 23.12. mit 117 km/h bei Robièi (Wiederkehrperiode 10-20 Jahre) und mit 102 km/h auf dem Talboden der Leventina (Messstation Piotta, Wiederkehrperiode 20-30 Jahre).

Die kräftige Anströmung aus Nordwesten führte auch zu grösseren Niederschlagsmengen nördlich des Alpenhauptkamms. In den drei Tagen fielen jedoch nur lokal mehr als 50 mm. Die Niederschläge waren somit in der Fläche nicht aussergewöhnlich. Auch bei diesem Niederschlagsereignis lag die Schneefallgrenze in mittleren Höhen, bei rund 1.000-1.600 m. Bei Motta Naluns (2150 m ü. M.) wurden insgesamt 54 cm Neuschnee in drei Tagen gemessen. An der SLF-Messstation in Elm auf 1690 m ü. M. kamen 45 cm zusammen, während am Elmer Messstandort von MeteoSchweiz auf 958 m ü. M. kein Neuschnee verzeichnet wurde. Auf dem Weissfluhjoch und in Arosa akkumulierte sich der Neuschnee auf eine Höhe von 39 cm resp. 37 cm.

Passend zur erhöhten Schneefallgrenze in diesem Dezember liegt momentan kein Schnee an Messstandorten wie Elm, Engelberg, Einsiedeln, Château d’Oex (alle auf einer Höhe von rund 1000 m ü. M.) oder Adelboden (1321 m ü. M.). Durchschnittliche oder überdurchschnittliche Schneehöhen gibt es aktuell an höhergelegenen Messstationen im Kanton Graubünden und im Wallis (Stand 28.12.2023).

Im Süden mit Nordwind mild

Ab dem 9. Dezember fast durchgehend wärmer als in der Norm war es im Südtessin. Der immer wieder präsente Nordwind sorgte im Süden also nicht nur für geringere Niederschlagsmengen im Dezember, sondern auch für tageweise sehr milde Temperaturen. Am 23. Dezember wurden in Locarno nach einer milden Nacht mit 12,6 °C tagsüber 22,3 °C erreicht. Das ist an diesem Standort die höchste Tagesminimumtemperatur, gefolgt von der höchsten Tagesmaximumtemperatur in einem Dezember. Tagesminima werden dort seit 1901 gemessen, Tagesmaxima sind seit 1935 verfügbar. Auch die Stationen Grono (21,2 °C), Magadino/Cadenazzo (21,9 °C) und Stabio (20,6 °C) erreichten an diesem Tag eine neue Tageshöchsttemperatur für den Dezember. In Lugano wurde am 23. Dezember mit 21,3 °C die zweithöchste Temperatur in einem Dezember seit 1864 gemessen. Auch an Heiligabend war es im Tessin lokal über 18 °C warm. Etwas Sonne und überdurchschnittliche Temperaturen gab es auch in der letzten Dezemberwoche.

Weit überdurchschnittliche monatliche Niederschlagssummen

Die niederschlagsreiche Witterung brachte auf der Alpennordseite und besonders im Kanton Graubünden und im Wallis weit überdurchschnittliche Monatssummen. In der Region Nord- und Mittelbünden wurden 200 bis 260 % des Niederschlags der Norm 1991-2020 erreicht. Im Wallis, in der Westschweiz und entlang der zentralen und östlichen Voralpen wurden verbreitet 120% bis 180% des Normniederschlags gemessen. An über 90 Messstandorten gehörte der Dezember 2023 zu den fünf oder gar zu den drei nassesten Dezembermonaten seit Messbeginn. In Elm wurden bis am 28. Dezember 276,9 mm gemessen. Das ist an diesem Standort der zweitnasseste Dezember seit Messbeginn 1878. In Thun war es ebenfalls der zweitnasseste Dezember mit insgesamt 130,0 mm (Messbeginn 1875). In Thusis wurde mit 131,4 mm der drittnasseste Dezember seit 1892 verzeichnet.

Die Sonnenscheindauer blieb im Dezember verbreitet unterdurchschnittlich. Nur im Südtessin, in der Genferseeregion und im westlichen Mitteland wurden Werte um 100-140 % der Norm registriert.

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