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26.08.2023 | 06:12 | Wetterrückblick Sommer 2023 

Wetter in der Schweiz im Sommer 2023 - Hitze kam erst spät

Zürich - Die Schweiz erlebte den drittwärmsten Sommer seit Messbeginn 1864. Er brachte zwei ausgeprägte Hitzewellen auf der Alpennordseite und drei auf der Alpensüdseite.

Sommerwetter in der Schweiz
Sommer 2023 mit bemerkenswert später Hitzewelle. (c) proplanta
Trotz teilweise heftiger Gewitter blieben die Niederschlagsmengen meist unterdurchschnittlich. Die Sonnenscheindauer lag verbreitet über dem Durchschnitt, insbesondere dank sehr sonniger Verhältnisse im Juni.

Im landesweiten Mittel verzeichnete MeteoSchweiz den fünftwärmsten Juni, den elftwärmsten Juli und einer der drei wärmsten Augustmonate seit Messbeginn im Jahr 1864. Die Sommertemperatur (Durchschnitt Juni bis August) lag im landesweiten Mittel 1,9 °C über der Norm 1991–2020. Das entspricht dem drittwärmsten Sommer in der Schweiz seit Messbeginn 1864.

Von der vorindustriellen Periode 1871–1900 bis heute (1994–2023) hat sich der Sommer in der Schweiz um 2,3 °C erwärmt, wobei sich in den letzten Jahren (2023, 2022, 2019, 2018, 2017, 2015) eine Häufung sehr warmer Sommer ergab. Der legendäre Hitzesommer 2003 bleibt der wärmste Sommer, der je in der Schweiz gemessen wurde.

Nur wenige kühle Perioden



Der Frühsommer war durch das Fehlen kühler Perioden gekennzeichnet. Im landesweiten Mittel lag die Tagesmitteltemperatur durchgehend über dem Normalwert. Erst ab dem 30. Juni wurde es kühler. Im Juli war die Bilanz uneinheitlicher mit einem Dutzend Tagen, an denen die Temperatur unter der Norm 1991–2020 lag. Dies war besonders vom 25. bis am 27. Juli der Fall, wobei der 26. Juli im landesweiten Mittel fast 6 °C unter der Norm blieb.

Der Nationalfeiertag zeigte sich leicht kühler als die Norm. Eine besonders kühle Periode folgte vom 4. bis 9. August. Am 6. und 7. August lag die Tagesmitteltemperatur 6 bis 7 °C unter der Norm. Während der beiden kühlen Perioden Ende Juli und Anfang August fiel in den Bergen etwas Schnee bis auf 2000 m hinunter. Ab dem 10. August wurde das Wetter wieder anhaltend warm.

Eine Hitzewelle im Juli auf der Alpennordseite, zwei auf der Alpensüdseite



Im Gegensatz zum Sommer 2022 war der Juni von keiner Hitzewelle geprägt. Das Wetter war anhaltend warm, aber nicht übermässig heiss. Vom 9. bis 11. Juli erfasste eine erste Hitzewelle die ganze Schweiz mit Tageshöchstwerten von 33 bis 36 °C. Lokal wurden 37 °C überstiegen, wie in Genf (37,4 °C) und Chur (37,6 °C).

Einzelne Messstandorte registrierten das höchste Tagesmaximum für den Monat Juli seit Messbeginn, zum Beispiel Zürich-Kloten mit 36,5 °C. Die Station Montana im Wallis auf 1423 m Höhe verzeichnete am 11. Juli mit 31,2 °C einen neuen Hitzerekord. Hitzetage mit 30 °C oder mehr sind in dieser Höhe sehr selten.

Genf erlebte eine der intensivsten dreitägigen Hitzeperioden seit Messbeginn 1864. Das mittlere Tagesmaximum erreichte knapp 36 °C. Dreitagesmittel des Tagesmaximums von über 36 °C gab es in Genf nur in den vier Sommern 1947, 2003, 2015 und 2022.

Auf der Alpensüdseite bewegten sich die Höchstwerte vom 9. bis am 11. Juli meist zwischen 31 und etwas über 33 °C. Biasca meldete als Höchstwert 35,3 °C. Eine zweite Hitzeperiode verzeichnete die Alpensüdseite zwischen dem 15. und 20. Juli. Die Höchstwerte erreichten nochmals 32 bis etwas über 33 °C.

Eine intensive und späte Hitzewelle im August



Ab dem 12. August erfasste eine neue Hitzeperiode die ganze Schweiz. Ab dem 18. August intensivierte sich die Hitze sogar noch, nachdem sich ein Hitzedom aufgebaut hatte.

An den Standorten Genf und Nyon/Changins gab es 15 Hitzetage in Folge mit Höchstwerten von 30 °C oder mehr. Für Genf war dies die zweitlängste ununterbrochene Periode mit Hitzetagen, zusammen mit einer ebenso langen Periode im Juli 2022. Eine etwas längere Periode gab es vom 16. bis 31. Juli 1983 mit 16 aufeinanderfolgenden Hitzetagen.

In der Schweiz gab es zu dieser Jahreszeit noch nie eine so lange und intensive Hitzeperiode, weder auf der Alpennordseite noch auf der Alpensüdseite. Die Hitze erreichte ihr Maximum am 24. August. An 20 Messstandorten mit längeren Messreihen gab es neue Augustrekorde der Tagesmaximumtemperatur. Genf meldete den schweizweiten Höchstwert von 39,3 °C. Es war die höchste Temperatur, die je in einem August auf der Alpennordseite und im Wallis gemessen wurde.

Normalerweise treten starke Hitzewellen im August eher in der ersten Monatshälfte auf, so auch im legendären Hitzesommer 2003. Im August 2012 war es vom 18. bis 22. August sehr heiss (36,4 °C in Sion am 20. August 2012). Die Hitzeperiode dauerte jedoch nur 5 Tage.

Hitzewellen und Klimawandel



Den CH2018-Klimaszenarien zufolge wird die laufende Erwärmung, unabhängig vom angenommenen Treibhausgasemissionsszenario, noch mehrere Jahrzehnte anhalten, begleitet von immer häufigeren und intensiveren Hitzewellen. Diese Hitzewellen können auch früher und später im Jahr auftreten. Die späte Hitzewelle in der zweiten Augusthälfte passt perfekt in die modellierten Klimaszenarien.

Wenig Regen im Juni



Die sommerlichen Niederschlagssummen von Juni bis August waren landesweit unterdurchschnittlich (Stand 24. August 2023). Die bis Ende August erwarteten, teils ergiebigen Niederschläge werden das Niederschlagsdefizit jedoch verringern. Eine besondere Niederschlagsarmut zeigte sich in der Westschweiz mit lokal weniger als 50 % der Norm 1991–2020.  Entlang des Alpennordhangs war die Niederschlagsarmut weniger ausgeprägt.

Der Juni war besonders trocken. Die Niederschläge blieben in weiten Teilen der Schweiz unter 50 % der Norm 1991–2020. In einigen Regionen fielen sogar weniger als 30 % der Norm, z. B. in der Bodenseeregion. An 85 Stationen mit langen Messreihen war es der niederschlagsärmste Juni seit Messbeginn. Davon haben 11 Stationen Messreihen von mehr als 100 Jahren. Zwischen Genf und Nyon, im Südtessin und lokal im Wallis brachte die Gewitteraktivität hingegen 90 bis 110 % der Norm 1991–2020.

Im Juli lagen die Monatssummen vor allem in weiten Teilen der Nord- und Nordostschweiz, der Alpensüdseite und des Engadins sowie im Oberwallis über dem Durchschnitt. Lokal erreichten die Werte 130 bis 160 % der Norm 1991–2020. Dagegen blieben die Regenmengen im Jurabogen sowie vom Genfersee bis zum Neuenburgersee deutlich unterdurchschnittlich. Lokal gab es nur 30 bis 40 % der Norm.

Einige Extremereignisse im Sommer 2023



Vom 19. bis 22. Juni entluden sich vielerorts Gewitter, besonders nördlich der Alpen und im Westen des Landes. Eine Gewitterfront am 22. Juni brachte zudem starke Windböen. Am Messstandort St-Prex am Genfersee wurde mit 135 km/h ein neuer lokaler Windrekord erreicht.

In Basel gab es innerhalb von zehn Minuten 18,2 mm Regen, ebenfalls ein neuer Rekord für diesen Messstandort. Vergleichbar hoch lag der bisherige Rekord vom 11. September 1991 mit 18,1 mm.

Am Abend des 29. Juni und in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni entluden sich lokal heftige Gewitter, zum Teil auch mit Hagel. In Genf-Cointrin fielen innerhalb von zehn Minuten 22,4 mm Regen. Das ist an diesem Mess-standort der höchste 10-Minuten-Wert seit Beginn der automatischen Messungen im Jahr 1981. Der bisherige Rekord datiert vom 2. Juli 1998 mit 21,9 mm.

Am Abend des 11. Juli führte der Durchzug einer ausgedehnten Gewitterzone lokal zu starken Windböen. In der Nordwestschweiz wurden in Fahy 108 km/h und in Delémont 93 km/h gemessen. Noch heftiger fielen die höchsten Gewitterböen in einem Streifen von der Zentralschweiz bis zum Bodensee aus. Luzern registrierte 120 km/h, Wädenswil 125 km/h und Steckborn 125 km/h. An mehreren Standorten war es ein neuer Windrekord für die Sommermonate (Juni bis August).

Am 24. Juli gegen 11.25 Uhr wurden während des Durchzugs eines extrem starken Gewitters in La Chaux-de-Fonds extreme Windgeschwindigkeiten gemessen. An der Messstation von MeteoSchweiz in der Nähe des Flugplatzes erreichte eine maximale Böe über eine Sekunde 217 km/h. Der Sturm, vermutlich ein sogenannter «Down-Burst», forderte ein Menschenleben und 40 Verletzte. Zahlreihe Gebäude wurde beschädigt, einige auch massiv. Bäume brachen oder wurden entwurzelt.

An vielen Fahrzeuge gab es Schäden durch umstürzende Bäume oder herunterfallende Gebäudeteile. Der Sturm warf einen Baukran um und knickte den Masten einer Hochspannungsleitung. Schwer getroffen wurde auch die Bahn-Infrastruktur. Der Zugsverkehr war auf einigen Strecken mehrere Tage unterbrochen.

Überdurchschnittliche Sonnenscheindauer



Obwohl es noch einige Tage bis zum Ende des meteorologischen Sommers dauert, übertraf die Sonnenscheindauer im Sommer 2023 bereits in den meisten Regionen die Norm 1991–2020, mit Ausnahme eines grossen Teils Graubündens. Der grösste Überschuss war im zentralen und östlichen Mittelland mit 115 % der Norm zu verzeichnen. Der Sommer 2023 zeigte sich nicht so sonnig wie der Sommer 2022, der teilweise Rekordwerte aufwies.

Im Juni brachte anhaltendes Hochdruckwetter in der ersten Monatshälfte vor allem auf der Alpennordseite viel Sonnenschein. In der Nordschweiz war es einer der sonnigsten Junimonate seit Beginn der Messungen. Am Standort Basel-Binningen wurden 324 Sonnenstunden gemessen. Alle bisherigen Höchstwerte im Juni seit Messbeginn 1886 lagen unter 300 Sonnenstunden.

Die Sonnenscheindauer lag im Juni verbreitet über der Norm 1991–2020. Auf der Alpennordseite gab es Werte zwischen 120 und 160 % der Norm. In den anderen Regionen erreichte die Sonnenscheindauer meist 110 bis 120 % der Norm.

Im Juli lag die Sonnenscheindauer in den meisten Regionen der Schweiz nahe der Norm 1991–2020. In Gipfellagen und entlang des östlichen Teils des Alpennordhangs blieben die Werte lokal unter 90 % der Norm.

Waldbrand im Wallis



Am 17. Juli 2023 brach im Oberwallis ein Waldbrand aus, der sich schnell auf eine grosse Fläche ausdehnte. Die Löscharbeiten mit Einsatz von Helikoptern dauerten mehrere Tage. Sommertrockenheit wird aufgrund zunehmender Verdunstung immer mehr zu einem Problem, auch im Wallis, das sich Trockenheit gewohnt ist. Als Folge der Zunahme der Trockenheit ist künftig auch mit erhöhter Waldbrandgefahr zu rechnen.

Rekordhöhe der Nullgradgrenze



In der Nacht vom 20. auf den 21. August 2023 erreichte die Nullgradgrenze über der Schweiz die Rekordhöhe von 5298 m. Der bisherige Rekord von 5184 m vom 25. Juli 2022 wurde deutlich übertroffen. Messungen der täglichen Höhe der Nullgradgrenze werden seit 1954 mit Wetterballonen durchgeführt, die von Payerne aus gestartet werden.


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