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09.11.2010 | 18:45 | Wildtierschutz 

Winterschlaf und Winterruhe - Wer schläft, der hungert nicht

Hamburg - Es wird kälter. Nebel und Nieselregen machen es draußen ungemütlich, Eis und Schnee lassen nicht mehr lange auf sich warten.

Igel
„Winterschlaf und Winterruhe sind jetzt für viele Wildtiere eine Überlebensstrategie in kalten Zeiten“, sagt Birgit Radow, Geschäftsführerin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Im Winter wird für sie das Fressen knapp - und wer schläft, der hungert nicht!“ Wichtig ist jetzt das passende Dach überm Kopf. Dabei kann der Mensch den Langschläfern im Tierreich wertvolle Hilfe leisten.

„Laubhaufen sind für Grasfrösche, Erdkröten und Igel ein wichtiger Unterschlupf, um gut über den Winter zu kommen“, sagt Birgit Radow und ermutigt zu „mehr Unordnung im Garten“! Auch Steinhaufen und Holzstapel dienen als perfekte Schlafplätze. Schmetterling wie das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs überwintern auch in Kellern und auf Dachböden. „Aber man kann ihnen mit dem Schmetterlings-Hotel das Leben in der kalten Jahreszeit wesentlich erleichtern“, sagt die Geschäftsführerin (www.WildtierShop.de.) Die Deutsche Wildtier Stiftung bietet ein wetterfestes Schmetterlings-Hotel aus Buchenholz, das in Behindertenwerkstätten gefertigt wird. „Hier können Schmetterlinge und andere Insekten auch bei Minustemperaturen ungestört die Wintermonate über ausharren, bis es im Frühling wieder wärmer wird“, sagt Radow. Dabei überleben Insekten die Kälte nur, weil sie „Alkohol“ im Blut haben. Das Glyzerin funktioniert wie eine Art Frostschutzmittel, setzt den Gefrierpunkt des Insektenblutes herab und die Zellen werden nicht durch Eiskristalle zerstört.

Säugetiere haben andere Fähigkeiten: Sie rollen sich in ihrer auspolsterten Schlafstätte zusammen und schlafen ein. Der Schlaf-Trick funktioniert allerdings nur, weil sie die Körpertemperatur bis auf drei Grad senken. „Igel schlafen so bis zu vier Monate lang, Murmeltiere sechs Monate und Siebenschläfer sogar sieben Monate“, erläutert Birgit Radow. Vor dem Winterschlaf haben sie sich einen Fettvorrat angefressen, der als Energiespeicher und Isolationsschicht gegen die Kälte funktioniert. Herzschlag und Atmung sind enorm verlangsamt. Murmeltiere machen sogar minutenlange Atempausen!

Eichhörnchen, Dachs und Biber hingegen schlafen nicht: Sie ruhen in ihren Bauten und Höhlen, sind aber reaktionsfähig und gehen sogar häufig auf Nahrungssuche, um ihre Vorräte aufzustocken. Der Fachmann spricht deshalb von Winterruhe.

Große Säugetiere wie Hirsche und Rehe reduzieren im Winter ihre Körpertemperatur, um Energie zu sparen. Sie stehen oft bewegungslos in der Landschaft. „Sogar ihr Herzschlag verringert sich - statt 60 bis 70 Mal schlägt ihr Herz jetzt nur 30 bis 40 Mal in der Minute. Die Reaktionsfähigkeit ist stark herabgesetzt“, erläutert Birgit Radow. Gleichzeitig hat sich der Verdauungstrakt verkleinert, denn die Tiere finden im Winter oft nur faserreiche Nahrung wie dürre Gräser und Brombeerblätter.

„Wer jetzt was für unsere Spatzen tun will, kann ihnen bei der Wohnungssuche helfen“, sagt Radow. Das Spatzen-Reihenhaus wird im Winter zwar noch nicht zur Kinderstube - gebrütet wird natürlich erst im Frühjahr - aber jetzt wird schon der zukünftige Nistplatz ausgewählt. Außerdem ist das Spatzen-Reihenhaus ein guter Unterschlupf, wenn es draußen so richtig kalt wird. „Und der Nikolaus hat am 6. Dezember ein nützliches Geschenk…!“ (DeWiSt)
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