Die für viele Schäfer ohnehin schon kritische, finanzielle Situation habe sich durch die Ausbreitung der Raubtiere erheblich verschärft, erklärte der Vorsitzende des Landesverbandes der Schaf- und Ziegenzüchter Jürgen Lückhoff am Donnerstag.
Eine Studie des Bundesamtes für Naturschutz rechne damit, dass sich die Zahl der potenziellen Wolfsterritorien in Deutschland von derzeit rund 400 auf 1.400 steigern könne. Damit wäre ein großer Teil der Weidetierhaltung gefährdet, sagte Lückhoff in Karow (Landkreis Ludwigslust-Parchim).
Trotz der vorbeugenden
Schutzmaßnahmen, die bereits viel Geld kosteten, gebe es keinen absoluten Schutz für Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und Gehegewild. Zudem lägen die Einkommen der Schaf- und Ziegenhalter, wie Untersuchungen zeigten, seit Jahren am unteren Ende. Es gebe Stundenlöhne von weniger als sechs Euro. Das reiche nicht, um einen Betrieb zu halten und eine Familie zu ernähren, erklärte Lückhoff.
In dem Zusammenhang brauche die Branche auch die gekoppelte Stützung für Weidetierhaltung von Mutterschafen und -ziegen von 30 Euro, wie es sie in 22 EU-Mitgliedsstaaten gebe, aber nicht in Deutschland. Hier hoffe man auf Hilfe durch Merkel, die in Vorpommern-Rügen ihren Bundestagswahlkreis für die CDU hat. Deutschland hat im Juli auch die EU-Ratspräsidentschaft übernommen.
Im Nordosten haben Wölfe im ersten Halbjahr 2020 mit mehr als 190 Kälbern, Schafen und Damhirschen fast genauso viele Tiere
gerissen wie im Jahr 2019. Zwischen Ostsee und Seenplatte gibt es rund 450 Schafhalter mit etwa 70.000 Mutterschafen. Dazu kommen zur Lammzeit noch einmal etwa 70.000 Lämmer sowie rund 5.000 Ziegen.