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04.03.2024 | 04:44 | Zeckensaison 

Zecken zunehmend im Winter aktiv

Mainz - Die Zeckensaison weitet sich durch das milde werdende Klima zunehmend auf die Wintermonate aus.

Zecke
Es ist eine Folge milderer Winter: Zecken sind zunehmend auch in Wintermonaten aktiv, erwachen aus ihrer Starre oder fallen erst gar nicht in eine. Das zeigt sich auch an Infektionszahlen. (c) proplanta
Es könne mittlerweile von einer ganzjährigen Aktivität der Parasiten ausgegangen werden, sagte Astrid Schamber vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen im pfälzischen Trippstadt der Deutschen Presse-Agentur. Wobei es durchaus lokale Unterschiede gebe.

In den kalten Monaten verfallen Zecken normalerweise in eine Winterstarre, wie Wiebke Pasligh, Referentin für Naturschutz beim Naturschutzbund (Nabu) in Rheinland-Pfalz, erklärte. Wegen der höheren Temperaturen würden Zecken früher aus ihre Winterstarre erwachen oder sogar gar nicht erst in eine solche fallen.

Noch keine Prognose für 2024 möglich

«Momentan ist es noch zu früh, um eine Prognose zu stellen, wie aktiv die Zecken in diesem Jahr werden», sagte Kerstin Stiefel, Sprecherin des Landesuntersuchungsamtes (LUA) Rheinland-Pfalz mit Sitz in Koblenz. Auch das Kompetenzzentrum in Trippstadt überwacht nicht exakt das Aufkommen an Zecken und kann daher nicht sagen, wie aktiv diese 2024 sein werden. Schamber sagte, bei extremer Hitze und Trockenheit zögen sich die Tiere in den Boden zurück, sodass sich die Population auch verkleinern könne.

Wenn ein Mensch von einer Zecke gebissen wird, können Krankheitserreger übertragen werden. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind Borreliose und FSME die dadurch am häufigsten verbreiteten Krankheiten. Borreliose ist eine Bakterienkrankheit, die mit Rötungen und grippeähnliche Symptomen einhergeht, aber auch Herz oder Hirn schädigen kann.

FSME wiederum ist eine Viruserkrankung, gegen die man sich im Gegensatz zu Borreliose impfen lassen kann. Sie kann zu grippeähnlichen Symptomen führen und in besonders schweren Fällen zu einer Hirnhautentzündung. Risikogebiet für FSME ist in Rheinland-Pfalz laut RKI lediglich der Kreis Birkenfeld. 

Schon fünf Borreliose-Infektionen im laufenden Jahr

2024 wurden laut Landesuntersuchungsamt bislang schon fünf Borreliose-Infektionen gemeldet. Diese Zahlen sprächen für eine Aktivität der Zecken im Winter, sagte Schamber. FSME-Infektionen sind in diesem Jahr laut LUA noch nicht aufgetreten. 2023 ließen sich nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV) rund 128.000 Menschen gegen FSME impfen - ein Höchstwert.

Pasligh vom Nabu erklärte, die Gefahr einer Borreliose-Infektion sei deutlich größer als die einer FSME-Infektion. Borreliose zeigt sich laut RKI in zahlreichen Formen: Am häufigsten soll die sogenannte Wanderröte auftreten, Betroffene haben gerötete Haut, Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen und sind müde. 

Borreliose wird erst Stunden nach einem Biss übertragen

Wenn die Zecke frühzeitig und richtig entfernt werde, könne einer Infektion vorgebeugt werden, sagte Pasligh. Borreliose soll erst ab zwölf bis 24 Stunden nach dem Zeckenbiss übertragen werden. Wenn eine Zecke nicht fachmännisch entfernt werde, das Tier zum Beispiel gequetscht werde, komme es direkt zu einer Infektion, wenn die Zecke den Erreger trage. Der Mageninhalt der Zecke werde durch das Quetschen entleert. 

Laut rheinland-pfälzischer KV gingen die Borreliose-Neuerkrankungen zuletzt zurück. 2021 waren hierzulande 18.459 Menschen an Borreliose erkrankt, 2022 wurden 17.411 Diagnosen gezählt und 2023 dann 15.935.

Unter den Zecken ist laut Nabu übrigens der Gemeine Holzbock in Rheinland-Pfalz die mit Abstand häufigste Art. Es würden aber immer öfter auch Arten aus wärmeren Ländern einwandern. Hierzulande gehören die Auwaldzecke und die Schafzecke zu den Neuankömmlingen. Pasligh zufolge ist die Schafzecke für Hunde potenziell gefährlich, diese werden demnach als Wirtstier bevorzugt.
dpa/lrs
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