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26.11.2009 | 14:35 | Weltklimagipfel  

Zwei Wochen, um die Welt zu retten

Brüssel - Der UN-Klimagipfel von Kopenhagen wird auf jeden Fall in die Geschichtsbücher eingehen.

Zwei Wochen, um die Welt zu retten
Ob unsere Kinder und Enkel im Jahr 2050 über dieses Treffen der Superlative als Erfolg oder Desaster der Weltpolitik lesen werden, ist allerdings offen. Es geht um nichts weniger als die Rettung des Planeten vor den dramatischen Folgen der Erderwärmung, vor Fluten, Dürren, Artensterben, Hungerkatastrophen und Flüchtlingswellen. Die dürren Ergebnisse der seit Jahren laufenden Vorverhandlungen verheißen nichts Gutes.

Die Konferenz (7. bis 18. Dezember) ebenso wie ihr Drehbuch haben gigantische Ausmaße. Bis zu 15.000 Teilnehmer erwarten die dänischen Gastgeber, am Ende der zwei Wochen auch die Staats- und Regierungschefs. Seit der UN-Klimakonferenz 1995 in Berlin verhandeln die 192 Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention nun schon. Gerungen wird um ein Folgeabkommen für das Kyoto-Protokoll, das 2012 ausläuft und auch nur die Industriestaaten zu CO2-Einsparungen verpflichtet. Diesmal soll die gesamte Staatengemeinschaft mitmachen - zuviel Dreck schleudern die Industrien aufstrebender Mächte wie China und Indien inzwischen in die Luft.

Ziel für Kopenhagen war einst die Einigung auf einen verbindlichen Weltklimavertrag. Das ist nicht mehr zu halten, zu viele Streitpunkte sind offen. Jetzt geht es um eine Art Grundsatzbeschluss, den die Experten in den Folgemonaten zum Vertrag ausformulieren sollen. Gleichwohl sind zumindest aus europäischer Sicht die Maßstäbe klar, an denen sich das Kopenhagener Ergebnis wird messen lassen müssen. Ob bereits völkerrechtlich oder erst politisch verbindlich - die Maßnahmen müssen sich so addieren, dass sie unter dem Strich die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad begrenzen. Das heißt, dass sich die größten Wirtschaftsmächte auf Zahlen festlegen lassen sollen. Darunter sind die USA, China, die EU, Japan, Russland, Mexiko, Indien, Australien, Brasilien, Südafrika, der Iran und Kanada.

So muss klar sein, welches Land seinen Kohlendioxid (CO2)-Ausstoß um wie viel Prozent zu reduzieren gedenkt. Was bislang auf dem Tisch liegt, genügt nicht, mahnt UN-Klimachef Yvo de Boer. Zum Anderen muss der Finanz- und Technologietransfer aus dem reichen Norden für Klimamaßnahmen im Süden ausreichen, um die Entwicklungsländer zum Mitmachen zu bewegen. An beidem könnte es scheitern. Ein Anzeichen ist, dass sich der jüngste Gipfel der APEC-Gruppe (Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche Zusammenarbeit) nicht auf das vom Weltklimarat IPCC geforderte Ziel geeinigt hat, bis 2050 den globalen CO2-Ausstoß um die Hälfte gegenüber 1990 zu senken. Und in der APEC-Gruppe sind außer Europa alle Klima-Hauptsünder vertreten, vor allem die USA und China.

Mit jeweils gut 6 Milliarden Tonnen CO2 sind die beiden Riesenreiche für 40 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Doch Washington und Peking belauern sich gegenseitig misstrauisch, nach dem Motto: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. In den USA hängt das nationale Klimagesetz im Kongress fest, weshalb Präsident Barack Obama in Kopenhagen höchstens unverbindliche Zusagen machen könnte. Und die Zahlen, die im Gespräch sind, belaufen sich auf Einsparungen von gut vier Prozent gegenüber 1990 - weit unter dem, was nötig wäre. China und Indien aber wollen sich höchstens im Gleichklang mit den USA auf Klimaziele einschwören lassen - es beißt sich die Katze in den Schwanz.

Ein weiterer Knackpunkt ist Chinas Status als Schwellenland. Gut 1,5 Billionen Euro (Stand Juni 2009) Devisen hat Peking angehäuft und ist der größte Gläubiger der USA. Dass auch China aus dem auf jährlich mehr als 200 Milliarden Euro schweren Finanzhilfe-Topf für Klimamaßnahmen in der Dritten Welt bedacht werden könnte, stößt den USA deshalb sauer auf. Kann die EU noch helfen, den gordischen Knoten zu lösen? Viel Gewicht kann sie nicht in die Waagschale werfen. So hat sie immer noch nicht erklärt, wie viele Milliarden die Europäer auf den Tisch zu legen bereit sind und sie streitet um die Lastenteilung. Dass Europa reich genug sein mag, vor der Nordseeküste die Deiche hochzuziehen oder Spaniens Felder künstlich zu bewässern, ist kein Trost. (dpa)
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