Fünf Jahre untersuchten Forscher die Meeresumwelt in der Nähe des ersten deutschen Offshore-Testparks Alpha Ventus.
Die Ergebnisse sind nach Ansicht der Umweltschützer aber nicht so positiv, wie sie von der Bundesregierung dargestellt werden. Viele Auswirkungen der Industrieanlagen auf See seien überhaupt noch nicht ausreichend untersucht, sagten Meeresexperten vom Bund für Umwelt und Naturschutz sowie vom Naturschutzbund (Nabu) Deutschland am Freitag.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte am Mittwoch in Berlin mit den Bundesministerien für Umwelt und Verkehr erste Forschungsergebnisse präsentiert. Danach breiten sich rund um den Testpark nördlich von Borkum einige Fischarten aus, weil die Fischerei dort verboten ist.
Auch seien befürchtete Folgen für Vögel ausgeblieben. Selbst durch den Baulärm vertriebene Meeressäuger wie Schweinswale kehrten nach den Arbeiten zurück.
Umweltschützer halten diese positive Darstellung der ökologischen Begleitforschung in dem Meereswindpark für übertrieben. Mehr Fischarten in einem Gebiet mit Offshore-Fundamenten bedeute nicht mehr Artenvielfalt, sagte der Nabu-Meeresexperte Kim Cornelius Detloff in Berlin. Vielmehr zeigten Vergleiche mit anderen Gebieten ohne
Windpark, dass es dort mehr
Biomasse und eine höhere
Artenvielfalt gebe. «Wer diese Daten so politisch interpretiert, tut sich keinen Gefallen. Das ist unverantwortlich», sagte Detloff.
«Dass einige Fischarten beim Wegfall der Fischerei zunehmen, sagt mehr über die Überfischung als über einen positiven Effekt von Windanlagen aus», sagte Bund-Meeresschutzexpertin Nadja Ziebarth in Bremen.
Die Umweltverbände kämpften schon lange für eine Regulierung der Fischerei in den Schutzgebieten, aber einen Managementplan gebe es dafür bisher nicht. Stattdessen spreche die Bundesregierung von einem positiven Effekt für Fische in einem Offshore-Park: «Das ist zynisch», sagte Ziebarth.
Kritisch sieht Ziebarth auch den Grenzwert für Schallschutz beim Bau von Windparks: «Diese Werte zum Schutz der Schweinswale werden meistens nicht eingehalten. Daher kann zurzeit nicht von einem naturverträglichen Ausbau der Offshore-Windenergie die Rede sein.»
Noch unklar seien die Auswirkungen für Zugvögel, hatte das BSH diese Woche eingeräumt. Massenhafte Kollisionen seien jedenfalls ausgeblieben. Auch diese Aussage sei zweifelhaft, sagte Detloff. «Gefährliche Ereignisse sind der massenhafte Vogelzug bei Nacht und bei schlechtem Wetter. Das kann nur ganz schlecht beobachtet werden.»
Nach der Untersuchung eines einzigen Offshore-Parks mit nur zwölf Windkraftanlagen sei es noch zu früh für eine abschließende Bewertung. «Wir brauchen längere Datenreihen», sagte Detloff. (dpa)