Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.11.2013 | 13:29 | Windparks mit Umweltnutzen? 
Diskutiere mit... 
   2   2

Zweifel an Umweltnutzen von Offshore-Windparks werden laut

Berlin / Bremen - Umweltschützer haben eine neue Studie zum umweltverträglichen Ausbau der Offshore-Windenergie scharf kritisiert.

Offshore-Windparks mit Nutzen für die Umwelt?
(c) halberg - fotolia.com
Fünf Jahre untersuchten Forscher die Meeresumwelt in der Nähe des ersten deutschen Offshore-Testparks Alpha Ventus.

Die Ergebnisse sind nach Ansicht der Umweltschützer aber nicht so positiv, wie sie von der Bundesregierung dargestellt werden. Viele Auswirkungen der Industrieanlagen auf See seien überhaupt noch nicht ausreichend untersucht, sagten Meeresexperten vom Bund für Umwelt und Naturschutz sowie vom Naturschutzbund (Nabu) Deutschland am Freitag.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte am Mittwoch in Berlin mit den Bundesministerien für Umwelt und Verkehr erste Forschungsergebnisse präsentiert. Danach breiten sich rund um den Testpark nördlich von Borkum einige Fischarten aus, weil die Fischerei dort verboten ist.

Auch seien befürchtete Folgen für Vögel ausgeblieben. Selbst durch den Baulärm vertriebene Meeressäuger wie Schweinswale kehrten nach den Arbeiten zurück.

Umweltschützer halten diese positive Darstellung der ökologischen Begleitforschung in dem Meereswindpark für übertrieben. Mehr Fischarten in einem Gebiet mit Offshore-Fundamenten bedeute nicht mehr Artenvielfalt, sagte der Nabu-Meeresexperte Kim Cornelius Detloff in Berlin. Vielmehr zeigten Vergleiche mit anderen Gebieten ohne Windpark, dass es dort mehr Biomasse und eine höhere Artenvielfalt gebe. «Wer diese Daten so politisch interpretiert, tut sich keinen Gefallen. Das ist unverantwortlich», sagte Detloff.

«Dass einige Fischarten beim Wegfall der Fischerei zunehmen, sagt mehr über die Überfischung als über einen positiven Effekt von Windanlagen aus», sagte Bund-Meeresschutzexpertin Nadja Ziebarth in Bremen.

Die Umweltverbände kämpften schon lange für eine Regulierung der Fischerei in den Schutzgebieten, aber einen Managementplan gebe es dafür bisher nicht. Stattdessen spreche die Bundesregierung von einem positiven Effekt für Fische in einem Offshore-Park: «Das ist zynisch», sagte Ziebarth.

Kritisch sieht Ziebarth auch den Grenzwert für Schallschutz beim Bau von Windparks: «Diese Werte zum Schutz der Schweinswale werden meistens nicht eingehalten. Daher kann zurzeit nicht von einem naturverträglichen Ausbau der Offshore-Windenergie die Rede sein.»

Noch unklar seien die Auswirkungen für Zugvögel, hatte das BSH diese Woche eingeräumt. Massenhafte Kollisionen seien jedenfalls ausgeblieben. Auch diese Aussage sei zweifelhaft, sagte Detloff. «Gefährliche Ereignisse sind der massenhafte Vogelzug bei Nacht und bei schlechtem Wetter. Das kann nur ganz schlecht beobachtet werden.»

Nach der Untersuchung eines einzigen Offshore-Parks mit nur zwölf Windkraftanlagen sei es noch zu früh für eine abschließende Bewertung. «Wir brauchen längere Datenreihen», sagte Detloff. (dpa)
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
proSustain schrieb am 03.11.2013 13:49 Uhrzustimmen(56) widersprechen(57)
Die Kritik an der Studie zeigt wenig fachlichen Hintergrund! Die Vielzahl der Fische liegt nicht an fehlender Fischerei, sondern an den Unterwasserstrukturen, die auch ein Fundament für Muscheln und Bewuchs bilden und von Kleinkrebsen umgeben sind. Dieser Raum bietet mehr Nahrung für Fische als der sonst sandige Boden. Andere Gebiete mit mehr Biomasse und Artenvielfalt ohne Windkraft? Wo denn? Welche? Ist dieser Vergleich denn reif für eine abschließende Bewertung? Offshore Wind ist, bei weiträumiger Vernetzung der Parks, annähernd Grundlastfähig. Plus Energieeffizienz steigern, plus Biomasse kann das funktionieren. Welche Energie denn sonst? Energieversorgung konventionell ist auch noch sehr lange möglich. Wird auf längere Sicht auch teurer werden! Mit noch ein paar Kriegen um Öl; Ölsandförderung und Fracking... kann selbst der Preis noch einige Zeit günstig gehalten werden. Klimawandel... nach uns die Sintflut, die Erde verändert sich halt - die Natur braucht den Menschen nicht. Aber lasst uns doch einfach die Energiewende versuchen. Wir stehen noch am Anfang. Warum dieses alles Totreden. Macht doch einfach mit!
nietz schrieb am 02.11.2013 23:26 Uhrzustimmen(75) widersprechen(87)
Warum nimmt man die Bedenken und Forderungen der Umweltorganisationen nicht ernst? Die Natur hat eine Lobby - sie nennen sich: Umwelt-Aktivisten! Daran ist nichts auszusetzen. Die Wirtschaft an sich zerstört immer mehr Natur... daher sollte man alle kommenden Pläne ausgiebig und in allen Seiten kontrollieren. Am besten mit einer Umweltorganisation. Besser mit solchen, als mit einem Wirtschaftsunternehmen, dem die Umwelt wahrscheinlich sowieso egal ist. Auswirkungen der Umwelt, bekommen letzten Endes WIR alle zu spüren.
  Weitere Artikel zum Thema

 EU-Ziel für Offshore-Windenergie noch in weiter Ferne

 CDU befürchtet Wildwuchs bei Windrädern

 Habeck wirbt bei Ampel-Fraktionen für schnelleren Offshore-Ausbau

 Offshore-Ausbau: Bundesamt will Genehmigungskriterien nicht aufweichen

 Windkraft löst Kohle als wichtigste Quelle für Stromerzeugung ab

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken