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08.03.2015 | 13:26 | Energiewirtschaft 

Betreiber wollen Aus für Gaskraftwerk Irsching

Irsching/Düsseldorf - Die Betreiber des angeblich modernsten deutschen Gaskraftwerks in Irsching bei Ingolstadt denken wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit über eine Stilllegung der Anlage nach.

Flamme Irsching bald erlöscht?
Die Betreiber des Gaskraftwerks Irsching bei Ingolstadt denken über ein Aus für die moderne Großanlage nach. Das setzt vor allem die bayerische Politik unter Druck. Eine tatsächliche Stilllegung müsste von der Netzagentur genehmigt werden - und ist eher unwahrscheinlich. (c) pioregur - fotolia.com
Das bestätigte gestern ein Sprecher des Eon-Konzerns in Düsseldorf. Die erst 2010 und 2011 in Betrieb genommene Anlage mit 1.400 Megawatt Leistung in zwei Blöcken gehört Eon zusammen mit den Energieunternehmen HSE, Mainova und N-Ergie. Abgeschaltet werden könnte sie frühestens Ende März 2016, die Betreiber müssten dies ein Jahr vorher bei der Bundesnetzagentur beantragen.

Im Fall von Irsching wäre eine Zustimmung der Behörde aus Sicht von Fachleuten aber eher unwahrscheinlich. Über die Pläne der Betreiber hatte zuerst die ARD berichtet. Bisher gebe es noch keine Entscheidung, ob eine Stilllegung beantragt werden soll, hieß es bei Eon. Ein Sprecher der Bundesnetzagentur wollte keine Stellung nehmen, weil ihm noch kein Antrag vorliege.

Die Behörde kann Abschaltungs- und Stilllegungsanträge für Kraftwerke, die für die deutsche Stromversorgung wichtig sind, ablehnen. Dann müssen die Besitzer sie weiterbetreiben und bekommen dafür eine regulierte Vergütung. Stilllegungsanträge für Anlagen südlich der Mainlinie werden von der Behörde wegen der möglicherweise schwierigen Versorgung in Süddeutschland in der Regel abgelehnt.

Die Diskussion um eine mögliche Stilllegung dürfte vor allem Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) unter Druck setzen. Denn Bayern benötigt fossile Kraftwerke, um nach der Stilllegung aller Atomkraftwerke im Jahr 2022 Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Die Lage wird noch dadurch verschärft, dass der Freistaat bei der Planung zweier großer Stromtrassen zum Transport von Windenergie aus dem Norden in den Süden weiter auf der Bremse steht. Der Widerstand Bayerns war bundesweit auf Unverständnis gestoßen.

Das Gaskraftwerk Irsching arbeitet bereits seit 2013 auf der Grundlage einer Sondervereinbarung der Betreiber mit dem Netzbetreiber Tennet. Diese Vereinbarung läuft Ende März 2016 aus.

«Die wirtschaftliche Perspektive des Gaskraftwerks Irsching ist äußerst kritisch», erklärte der Eon-Sprecher. «Energiepolitisch veränderte Rahmenbedingungen» hätten es so weit an den Rand des Marktes gedrängt, dass die Kosten kaum noch erwirtschaftet werden könnten. «Da sich die Marktbedingungen in den letzten Jahren weiter zugespitzt haben, ist der Weiterbetrieb nach dem Auslaufen der bisherigen vertraglichen Regelung gefährdet.»

«Es ist Energiewende paradox, dass jetzt die saubersten und effizientesten Kraftwerke in Deutschland, die Gaskraftwerke, keinerlei Geld verdienen», erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Hans-Joachim Reck.

Hintergrund:

In Irsching bei Ingolstadt stehen drei große Gaskraftwerke, die bei der Stromerzeugung zusammen rund 1800 Megawatt leisten. Wegen der großen Konkurrenz durch Strom aus Wind und Sonne lassen sich die Anlagen aber immer weniger wirtschaftlich betreiben und stehen vielfach still. Haupteigentümer ist der Düsseldorfer Energieriese Eon. An dem mit 845 Megawatt größten Block 5 sind drei weitere Versorger - HSE, Mainova und N-Ergie - beteiligt.

Block 5 und Block 4 zählen mit einem Wirkungsgrad - dem Verhältnis aus nutzbarer und für den Anlagenbetrieb eingesetzter Leistung - von rund 60 Prozent zu den modernsten Gaskraftwerken Deutschlands. Sie waren erst 2010 (Block 5) beziehungsweise im Sommer 2011 ans Netz gegangen. Block 3 ist dagegen eine ältere Anlage aus den 70er Jahren mit nur 39 Prozent Wirkungsgrad, die noch Öl verfeuern kann. Sie wird noch für den Notfall von Netzschwankungen in Bereitschaft gehalten.
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