Ohne den Umbau des Unternehmens in den vergangenen Jahren auf die Kernsparten Gesundheit, Ernährung und hochwertige Materialien hätte Bayer die
Wirtschaftskrise nicht so gut überstanden, sagte Vorstandschef Werner Wenning bei der Vorlage der Bilanz am Freitag in Leverkusen. Dennoch verzeichnete das Unternehmen 2009 beim Überschuss einen deutlichen Rückgang von knapp 21 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Zugleich ging auch der Umsatz leicht zurück.
«Wir waren in einem schwierigen Umfeld erfolgreich und sind optimistisch für die Zukunft», betonte der Vorstandschef auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz als Unternehmenschef. Der 63-jährige Wenning wird nach gut acht Jahren seinen Posten am 1. Oktober an den US-Niederländer Marijn Dekkers abgeben. Dekkers sitzt seit Anfang dieses Jahres im Bayer-Vorstand. Mit ihm wird zum ersten Mal ein ausländischer Topmanager den Konzern führen. Der 52-jährige Manager war zuletzt Chef des US-Laborgeräteherstellers Thermo Fisher Scientific.
Mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sowie vor Sondereinflüsse in Höhe von 6,5 Milliarden Euro habe der Konzern den dritthöchsten Wert in der Unternehmensgeschichte erzielt, sagte Wenning. Bis Ende 2012 peilt das Unternehmen einen Wert von 8 Milliarden Euro an. Und beim Umsatz will Bayer in diesem Zeitraum jährlich um rund 5 Prozent zulegen. Trotz des Gewinnrückgangs sollen die Bayer-Aktionäre für 2009 eine unveränderte Dividende von 1,40 Euro erhalten.
Der Bayer-Chef sprach von einem erfolgreichen Jahr, trotz der tiefen Wirtschaftsrezession. Dabei haben vor allem die weniger konjunkturempfindlichen Sparten Gesundheit und
Pflanzenschutz den Konzern mit Zuwächsen beim Umsatz und Gewinn gestärkt und die Einbußen im Industriegeschäft zum Teil kompensiert. Allein der Gesundheitsbereich steuert inzwischen mehr als die Hälfte zum Konzernumsatz bei. Insgesamt erlöste Bayer im vergangenen Jahr 31,2 Milliarden Euro, ein Minus von 5,3 Prozent. Das EBITDA vor Sondereinflüssen schrumpfte um 6,6 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro.
Bedingt durch die Rezession brachen die Umsätze bei Bayer MaterialScience (BMS) um rund 23 Prozent und das EBITDA vor Sondereinflüssen sogar um 60 Prozent förmlich ein. Im Jahresverlauf habe sich das Geschäft aber wieder deutlich erholt, sagte Wenning. Zugleich erneuerte er frühere Aussagen, dass Bayer an der Industriesparte festhalten wolle. «BMS ist ein Teil unseres Kerngeschäftes». Spekulationen in der Branche, dass Dekkers nach seinem Amtsantritt den Verkauf dieser Sparte forcieren könnte, gab dieser keine zusätzliche Nahrung: Der 52-jährige Manager zeigte sich vielmehr beeindruckt von der Stärke dieses Bereichs. Der Konzern sei gut aufgestellt und sehr wettbewerbsfähig, sagte er. Er wolle das Unternehmen auf dem erreichten hohen Niveau weiterentwickeln.
Unter der Leitung von Wenning war Bayer grundsätzlich umgekrempelt worden. Das Unternehmen bewegte seit 2002 mehr als 43 Milliarden Euro für Akquisitionen und Verkäufe. Hierzu gehörte unter anderem die Trennung vom traditionsreichen Chemiegeschäft (Lanxess) und die milliardenschwere Übernahme des Pharmaunternehmens Schering. Die Neuausrichtung spiegelte sich auch in der Börsenentwicklung der Bayer-Aktie wider. Ende 2009 war das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 46 Milliarden Euro die Nummer drei unter den DAX-Unternehmen. (dpa)